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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Dachau?«
    »Infanteristische Grundausbildung und außerdem die politisch-weltanschauliche Schulung.«
    »Haben Sie die alten Lieder gelernt?«
    »Jawohl, habe ich.«
    »Wie heißt das Marschlieder-Buch, aus dem das Horst-Wessel-Lied stammt?«
    »Schicksalszeit der Nation, Herr Doktor.«
    »Wo lag das Ausbildungslager Dachau?«
    »Fünfzehn Kilometer nordwestlich von München. Drei Kilometer von dem Konzentrationslager entfernt.«
    »Wie sah Ihre Uniform aus?«
    »Graugrüne Jacke und Hose, Knobelbecher, Kragen mit schwarzen Spiegeln, Rangabzeichen auf dem linken, Siegrunen auf dem rechten Kragenspiegel, schwarzes Lederkoppel mit Koppelschloß aus Metall.«
    »Was stand auf dem Koppelschloß?«
    »In der Mitte ein Hakenkreuz und rundherum die Worte: ›Meine Ehre heißt Treue‹.«
    Der Anwalt stand auf und streckte sich. Er zündete sich eine Zigarre an und trat ans Fenster.
    »Jetzt erzählen Sie mir mal vom Konzentrationslager Flossenbürg, Kolb. Wo lag das?«
    »Nahe der bayerisch-böhmischen Grenze, Herr Doktor.«
    »Wann wurde es eingerichtet?«
    »Anno vierunddreißig. Es war eines der ersten Lager, in das die Schweine gesteckt wurden, die gegen den Führer waren.«
    »Wie groß war es?«
    »Zu meiner Zeit 300 mal 300   Meter. Es hatte 19 Wachtürme mit leichten und schweren Maschinengewehren und einen Appellplatz von 120 zu 140   Meter. Gott, da haben wir die vielleicht gescheucht, die Judenbrut …«
    »Bleiben Sie bei der Sache«, ermahnte ihn der Anwalt scharf. »Wie stand es mit der Unterbringung?«
    »Vierundzwanzig Baracken, eine Küche für die Häftlinge, eine Waschbaracke, ein Krankenrevier und verschiedene Werkstätten.«
    »Und für die Lagerwache?«
    »Zwei Baracken, eine Kantine und ein Bordell.«
    »Was geschah mit den Leichen der Häftlinge, die im Lager starben?«
    »Es gab ein kleines Krematorium, das außerhalb des Lagerzauns lag. Ein unterirdischer Gang führte vom Lager aus dorthin.«
    »Welche Art von Arbeit wurde in der Hauptsache verrichtet?«
    »Die Häftlinge arbeiteten hauptsächlich im Steinbruch, Herr Doktor. Der Steinbruch lag außerhalb des Lagers, war aber auch von einem Stacheldrahtzaun und eigenen Wachtürmen umgeben.«
    »Wie war das Lager Ende 1944 belegt?«
    »Nun, etwa 16   000 Häftlinge werden es wohl gewesen sein, Herr Doktor.«
    »Wo befand sich die Unterkunft des Kommandanten?«
    »Außerhalb des Lagers, auf einem Abhang, von dem aus das Lager zu übersehen war.«
    »Wie hießen die Kommandanten?«
    »Zwei waren vor meiner Zeit dort. Der erste war SS-Sturmbannführer Karl Kunstler. Sein Nachfolger war SS-Hauptsturmführer Karl Fritsch. Der letzte war SS-Obersturmbannführer Max Koegel.«
    »Wie lautete die Nummer der politischen Abteilung?«
    »Abteilung Zwo, Herr Doktor.«
    »Wo lag sie?«
    »In der Kommandantur.«
    »Welche Aufgabe hatte sie?«
    »Sie hatte zu gewährleisten, daß die Anweisungen aus Berlin wegen der Sonderbehandlung bestimmter Häftlinge durchgeführt wurden.«
    »Waren Canaris und die anderen Verschwörer für die Sonderbehandlung vorgesehen?«
    »Jawohl, Herr Doktor. Sie waren alle dafür vorgesehen.«
    »Und wann wurden die Anweisungen ausgeführt?«
    »Im April fünfundvierzig. Die Amis rückten von Bayern her vor, und da kam der Befehl, sie zu erledigen. Eine Gruppe von uns wurde bestimmt, das zu übernehmen. Ich war damals gerade zum Unterscharführer befördert worden, obwohl ich als einfacher SS-Schütze nach Flossenbürg gekommen war. Ich habe das Exekutionskommando für Canaris und noch fünf andere kommandiert. Anschließend haben wir ein Kommando aus Juden zusammengestellt, das die Leichen verscharrte. Hartstein war auch dabei. Dann haben wir alle Akten verbrannt. Zwei Tage später kam der Befehl, daß wir uns in Fußmärschen mit den Häftlingen nach Norden absetzen sollten. Unterwegs erfuhren wir, daß der Führer gefallen war. Na ja, Herr Doktor, und dann sind die Offiziere auf einmal weggewesen. Die Häftlinge fingen an zu türmen. Sie haben sich in die Wälder verdrückt. Ein paar von ihnen haben wir noch erwischen können, aber es hatte nicht mehr viel Zweck weiterzumarschieren, wo doch die Amis schon überall waren.«
    »Noch eine letzte Frage, die das Lager betrifft. Unterscharführer. Wenn Sie nach oben blickten, was sahen Sie da?«
    Miller schien den Sinn der Frage nicht zu begreifen.
    »Den Himmel«, sagte er.
    »Idiot, ich meine, was beherrschte die Landschaft?«
    »Ach, Sie meinen den Berg mit der Burgruine

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