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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Miller. »Nur zwei Archive in der ganzen Bundesrepublik?«
    »Allerdings«, entgegnete der Staatsanwalt. »Ich sagte bereits, daß ich Ihnen gern geholfen hätte. Falls sich übrigens in der Sache Roschmann irgendwelche konkreten Anhaltspunkte für Sie ergeben sollten, würden wir es begrüßen, wenn Sie uns davon in Kenntnis setzen würden.«
    Miller überlegte.
    »Wenn ich etwas finden sollte«, sagte er, »kommen nur zwei Behörden in Betracht, die etwas damit anfangen können. Die Generalstaatsanwaltschaft in Hamburg und Sie. Ist das richtig?«
    »Ja, das stimmt«, sagte der Staatsanwalt.
    »Und Sie werden gegebenenfalls sicher eher geneigt sein, in dieser Sache tätig zu werden, als Hamburg.«
    Miller hatte keine Frage gestellt; es war eine Feststellung. Der Staatsanwalt lächelte.
    »Was sich als fundiert erweist, setzt bei uns keinen Staub an«, sagte er.
    »Okay, verstanden«, sagte Miller und stand auf. »Sagen Sie mir nur noch eines, ganz unter uns, versteht sich: Fahnden Sie noch immer nach Eduard Roschmann?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wenn er gefaßt würde, stände seiner Aburteilung nichts entgegen?«
    »Absolut nichts«, sagte der Staatsanwalt. »Das Beweismaterial gegen ihn ist lückenlos. Lebenslängliches Zuchthaus ist ihm sicher.«
    »Kann ich Ihre Telefonnummer haben?« sagte Miller.
    Der Staatsanwalt schrieb sie auf einen Zettel. Miller steckte ihn ein.
    »Da haben Sie meinen Namen und zwei Telefonnummern – meinen Privatanschluß und die Nummer, unter der ich hier bei der Zentralstelle zu erreichen bin. Sie können mich jederzeit in den Dienststunden anrufen, aber auch abends. Wenn Sie irgend etwas Neues herausfinden, verständigen Sie mich telefonisch. Ich kenne in jeder Landespolizeibehörde Beamte, die ich anrufen kann, weil ich weiß, daß sie handeln, wenn es darauf ankommt. Ich kann Sie gegebenenfalls mit dem zuständigen Mann verbinden. Rufen Sie mich auf jeden Fall vorher an, abgemacht?«
    »Ich werd dran denken«, sagte Miller.
    »Viel Glück«, sagte der Staatsanwalt.
    Es ist eine lange Fahrt von Stuttgart nach Berlin, und Miller brauchte fast den ganzen nächsten Tag dazu. Glücklicherweise war das Wetter trocken und klar, und auf der Fahrt nach Norden, an Frankfurt vorbei über Kassel und Göttingen nach Hannover, fraß der hochgetrimmte Jaguar unersättlich Kilometer um Kilometer. In Hannover verließ er die Autobahn E 4 und fuhr auf der rechter Hand abzweigenden E 8 bis zur DDR-Grenze weiter.
    Am Kontrollpunkt Marienborn dauerte es eine gute Stunde, bis er den mitgeführten D-Mark-Betrag deklariert hatte, die anderen Formalitäten erledigt waren und die Vopos mit ihren Pelzmützen und langen Mänteln den Jaguar auch von unten eingehend untersucht hatten. Den jungen Beamten schien es nicht ganz leichtzufallen, die kühl-reservierte Höflichkeit zu wahren, die sie als Diener des Arbeiter- und Bauernstaates einem Staatsbürger der revanchistischen Bundesrepublik gegenüber an den Tag zu legen hatten; sie bemühten sich, ihr fachmännisches Interesse für Sportwagen, das sie mit Altersgenossen in allen Ländern teilen, nicht allzu deutlich werden zu lassen.
    Vierzig Kilometer hinter der Grenze erreichte Miller die Auffahrt zur großen Brücke über die Elbe, an der die westalliierten Truppen 1945 in korrekter Befolgung der in Jalta niedergelegten Beschlüsse ihren Vormarsch auf Berlin abgebrochen hätten. Zu seiner Rechten sah Miller die Silhouette von Magdeburg; er fragte sich, ob das alte Stadtgefängnis wohl noch stand.
    An der Grenze nach West-Berlin gab es noch mal einen Aufenthalt. Wieder wurde sein Wagen durchsucht, und Koffer und Brieftasche wurden in der Zollbaracke kontrolliert. Schließlich aber war auch das überstanden, und der Jaguar donnerte am Avuskreisel vorbei dem weihnachtlich illuminierten Kurfürstendamm entgegen. Es war der Abend des 17.   Dezember.
    Er beschloß, bei seinem Besuch des amerikanischen Document Center anders vorzugehen als bei der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft und der Ludwigsburger Zentralstelle. Ohne amtliche Fürsprache, das war ihm klargeworden, kam er nicht an die Nazikarteien.
    Am anderen Morgen rief er Karl Brandt vom Hauptpostamt aus an. Brandt war entsetzt von seinem Ansinnen.
    »Ausgeschlossen«, erklärte er. »Ich kenne niemanden in Berlin.«
    »Na, überleg doch mal. Bei deinen Kripo-Lehrgängen muß dir doch irgendwann mal ein Kollege von der Berliner Polizei über den Weggelaufen sein. Auf den könnte ich mich doch

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