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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Er hatte dem Anrufer erklärt, in der Nähe seines Hauses sei niemand gesehen worden, niemand schleiche um die Fabrik herum, und niemand habe Fragen nach ihm gestellt. Aber er war beunruhigt. Miller? Wer, zum Teufel, war Miller? Die telefonisch abgegebenen Versicherungen, man werde mit dem Reporter schon fertigwerden, räumten seine Befürchtungen nur teilweise aus. Der Anrufer und seine Hintermänner nahmen die Bedrohung, die von Miller ausging, ernst. Der Mann bekam sofort am nächsten Tag einen Leibwächter, der bis auf weiteres als sein Fahrer fungieren sollte.
    Die winterlich verschneite Landschaft hatte sich nicht im geringsten verändert, aber plötzlich mochte er nicht mehr hinausblicken. Mit einem Ruck zog er die Vorhänge zu. Die dick gepolsterte Tür ließ nicht den geringsten Laut aus den anderen Räumen in das Arbeitszimmer dringen. Er hörte nur das Knistern der frischen Kiefernholzscheite im Kamin, dessen anheimelnder Feuerschein von dem gußeisernen Rankenwerk des Kamingitters eingefaßt wurde. Das zählte zu den wenigen Dingen, die er unverändert gelassen hatte, als er das Haus kaufte und renovieren ließ.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und eine Frau steckte den Kopf herein.
    »Das Essen ist fertig«, rief sie.
    »Ich komme, Liebes«, sagte Eduard Roschmann.
    Am darauffolgenden Morgen erhielten Oster und Miller Besuch aus München. Leon, Motti und noch ein Mann mit einer schwarzen Reisetasche stiegen aus dem Wagen.
    Als sie ins Wohnzimmer traten, sagte Leon zu dem Mann mit der Tasche: »Sie gehen am besten schon einmal ins Badezimmer und legen Ihr Handwerkszeug zurecht.,‹
    Der Mann nickte und ging nach oben. Der Fahrer war im Wagen geblieben. Leon setzte sich an den Tisch und bat Oster und Miller, sich dazuzusetzen. Motti, der eine Kamera mit aufgeschraubtem Blitzlicht in der Hand hielt, blieb an der Tür stehen.
    Leon gab Miller einen Führerschein. Wo das Photo des Inhabers gewesen war, war ein freier Raum.
    »Da kommen Sie hinein«, sagte Leon. »Rolf Günther Kolb, geboren am 18.   Januar 1925. Demnach wären Sie bei Kriegsende neunzehn Jahre alt gewesen, genaugenommen fast zwanzig. Und sind jetzt achtunddreißig. Sie sind in Bremen geboren und aufgewachsen. 1935, im Alter von zehn Jahren, traten Sie der Hitlerjugend bei. Der SS im Januar 1944 mit achtzehn. Ihre Eltern sind beide tot, sie kamen 1944 bei einem Luftangriff auf Bremerhaven ums Leben.«
    Miller starrte auf den Führerschein in seiner Hand.
    »Was ist-mit seiner Laufbahn bei der SS?« fragte Oster. »Im Augenblick sind wir an einem toten Punkt angekommen.«
    »Wie macht er sich denn eigentlich bisher?« fragte Leon, als wäre Miller gar nicht da.
    »Recht gut«, sagte Oster. »Ich habe ihn gestern einer zweistündigen Prüfung unterzogen, und er hat sie bestanden. Er kann als SS-Mann durchgehen, solange er nicht nach Einzelheiten seiner Laufbahn gefragt wird. Da weiß er nichts.«
    Leon nickte ein paarmal, während er einige Papiere aus seinem Attachékoffer überflog.
    »Wir kennen Kolbs SS-Laufbahn nicht«, sagte er. »Sehr bedeutend kann sie nicht gewesen sein, denn er steht auf keiner Fahndungsliste. Anscheinend hat niemand je von ihm gehört. In gewisser Weise kann uns das nur recht sein, denn das spricht dafür, daß auch die ODESSA nichts von ihm weiß. Aber der Nachteil ist, daß er keinen Grund hat, bei der ODESSA Zuflucht und Hilfe zu suchen, solange er nicht verfolgt wird. Wir müssen also eine Laufbahn für ihn erfinden. Hier ist sie.«
    Er gab Oster die Blätter, der gleich anfing zu lesen. Als er fertig war, nickte er.
    »Das ist gut«, sagte er. »Alles stimmt mit den bekannten Tatsachen überein. Und es würde ausreichen, ihn verhaften zu lassen, wenn man ihn entdeckte.«
    Leon lächelte zufrieden.
    »Das wär’s also, was Sie ihm noch beibringen müßten. Übrigens haben wir einen Bürgen für ihn gefunden. Einen Mann in Bremerhaven, einen ehemaligen SS-Standartenführer, der am 16.   Februar auf eine Kreuzfahrt geht. Der Mann hat heute eine Bäckerei. Wenn Miller sich präsentiert, was nicht vor dem 16.   Februar geschehen darf, wird er einen Brief vorlegen können, in dem dieser Mann der ODESSA bestätigt, daß sein Angestellter, Rolf Günther Kolb, tatsächlich ein ehemaliger SS-Angehöriger ist und sich gegenwärtig in Schwierigkeiten befindet. Zu diesem Zeitpunkt wird der Bäckereibesitzer auf hoher See und daher unerreichbar sein. Was ich noch sagen wollte« – er wandte sich an Miller und

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