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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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gesamten Koran heruntergebetet hätte. Merde, das bestätigt Magalis Einschätzung, dass wir es mit Profis zu tun haben. Die Wanze im Hörer war nur ein Scherz, den sie sich mit dir erlaubt haben, Lukas. Nach dem Motto: Wir waren in ihrem Haus. Du sollst dich hier nicht sicher fühlen. Ich gebe zu, dass mir das ganz und gar nicht gefällt.“
    „Was gefällt dir nicht? Dass sie in meinem Haus waren oder die Gewissheit, dass hier Profis am Werk sind?“, hakte Lukas verzweifelt nach.
    „Weder noch. Mir gefällt nicht, dass sie sich so sicher fühlen. Der Mann hat sogar davon abgesehen, dich nochmals zu warnen, die Polizei einzuschalten. Und diese Anspielung auf Rom. Ich würde fast sagen, er genießt sein Spiel, Lukas. Das Ganze hat für mich etwas Persönliches.“
    „Und wenn schon. Ist das wichtig, Jules? Wir sollten uns lieber Gedanken über diese unsinnige Forderung machen. Wie du weißt, habe ich diese Dokumente nicht“, stieß Lukas aufgebracht hervor.
    Eine hohe Geldsumme hätte er mit Hilfe seines Vaters aufbringen können, aber die Dokumente zu beschaffen stellte für ihn ein Ding der Unmöglichkeit dar. Was seine Hilflosigkeit jedoch ins Unermessliche steigerte, war die Tatsache, dass der Entführer ihm nicht die Spur einer Möglichkeit gegeben hatte, ihm die Sachlage zu erklären. Es war aus. Seine Frau und sein Sohn waren schon so gut wie tot. Lukas glaubte, an seinem Schmerz ersticken zu müssen. Doch Jules' nächste Worte schreckten ihn noch mehr auf.
    „Ich muss zugeben“, meinte dieser jetzt, „dass diese Forderung der Entführer auch mich überrascht hat. Meine Vermutung ging in eine völlig andere Richtung. An die Dokumente hatte ich gar nicht gedacht und eine Lösegeldforderung kam auch erst an zweiter Stelle.“ Der ehemalige Agent klang fast erleichtert.
    Lucie, der der feine Unterton nicht entgangen war, hob unmerklich eine Augenbraue. Sie war daran gewöhnt, dass Jules das eine oder andere Detail gern noch zurückhielt. Ihr Blick pendelte von Jules zu Lukas, der – für feine Untertöne derzeit wenig empfänglich – sofort heftig reagierte: „Wie bitte? Was soll das heißen? Welche Liste? Hast du den Verstand verloren, Jules?“, rief er.
    „Steig wieder vom Kamel, Lukas. Es geht um die Stiftung deines Vaters und den Verkauf der Anteile an eurem Rüstungsgeschäft. Ein Milliardengeschäft.“
    „Bitte? Wovon sprichst du?“ Jules hatte es geschafft, zu guter Letzt auch Lucie zu verwirren. Diese tauschte ein Achselzucken mit ihrem kaum minder verblüfften Bruder.
    „Ich spreche von der jüngsten Entwicklung der Von-Stetten-Ingenieure: Raketenleitsysteme, die Hawk-Eye-Serie. Wir befinden uns mitten im Zeitalter der High-Tech-Kriege, Lukas. In einschlägigen Kreisen geht das Gerücht, dass eure Firma ein Raketenleitsystem entwickelt hat, das alles Dagewesene toppt. Ich hatte befürchtet, dass die Entführer hinter den Softwarecodes her sein könnten.“
    „Was soll das jetzt, Jules? Das ist nicht meine Firma. Das ist die Firma meines Vaters! Er verdient sein Geld mit Waffen, nicht ich!“ Die Rüstungsaktivitäten des lukrativsten vST-Zweigs waren Lukas' wunder Punkt. Es waren auch die präzisen Lenkwaffen aus dem Nürnberger Konzern, die die Kriege rund um den Globus am Laufen hielten. Die Amerikaner waren die besten Kunden seines Vaters. Lukas hatte versucht, seinen Vater dazu zu bewegen, diesen Geschäftszweig aus dem Unternehmen zu entfernen, nun da sein Bruder tot und er und Lucie die einzigen Erben waren. Weder er noch Lucie hatten die Absicht, ihr Leben einer Firma zu widmen, die ihren Gewinn mit der Produktion von High-End-Waffen erzielte.
    „Das war kein Vorwurf, Lukas. Ich weiß, dass du darüber denkst wie ich. Osama bin Laden hat 1998 gegen die gesamte westliche Welt den Heiligen Dschihad ausgerufen. Seither breitet sich im Mittleren Osten, wie auch in Indien und Pakistan, der verhängnisvollste Religionskrieg aller Zeiten wie ein Flächenbrand aus. Ich sage bewusst Krieg. Ost gegen West. Der arabische Frühling ist verblüht, der politische Islam auf dem Vormarsch. Jeden Tag wächst der Hass auf den Westen. Jeder Getötete hinterlässt eine Familie potentieller Märtyrer. Darum zählt jeder Tag und jede Stunde, den dieser Krieg früher endet.
    Wenn also vST eine Waffe entwickelt hätte, die nicht nur zielgenau tötet, sondern auch eine Gesichtserkennungssoftware integriert hat, die die Zielpersonen erkennt, und es somit gelingen könnte, unbequeme Kollateral-Schäden zu

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