Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
an. Dieses dumme Ding soll sie aufhalten. Notfalls soll sie strippen. Ich komme hinunter. Los, Rabea, raus aus meinem Büro.“ Sie strebten auf Marge zu, die ihnen mit ihrer körperlichen Fülle die Tür versperrte.
„Die Herren sind schon nach oben gefahren“, stotterte Marge.
„Nein, die Herren sind schon da.“ Marge wurde von einer großen Hand zur Seite geschoben. „Scotland Yard.“ Beide Männer hoben ihnen ihre Marken entgegen. Zielstrebig wandte sich der eine an Rabea: „Sie sind die deutsche Journalistin Rabea Kennedy?“ Es hörte sich mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage an.
Dr. Grant schob sich zwischen sie. „Was wollen Sie von ihr? Und ich hätte gerne Ihre Marken nochmals gesehen. Ich will mir Ihre Namen notieren.“ Sie hielt bereits Stift und Block in der Hand.
„Halten Sie sich da raus, Dr. Grant. Wir haben einen internationalen Haftbefehl für Miss Kennedy. Miss Kennedy, Sie sind festgenommen. Kommen Sie.“ Er packte Rabea am Arm.
„Kann ich den Haftbefehl sehen?“, blieb Dr. Grant hartnäckig. Und zu Marge: „Holen Sie Andy, sofort.“ Marge trippelte davon.
Dr. Grant überflog das gereichte Papier. „Scheint mir in Ordnung zu sein. Tut mir leid, Rabea. Für den Moment kann ich nichts für Sie tun. Ich werde Andy sagen, sich darum zu kümmern.“
Rabea wurde abgeführt. Auf dem Weg nach unten versuchte sie den beiden Beamten weitere Informationen zu entlocken. Sie blieben stumm wie Fische. Sie verließen das gläserne Gebäude des Chronicle und die junge Frau wurde zu einem schwarzen Wagen bugsiert. Einer der Beamten riss die hintere Tür auf:
„Hier ist sie, Sir“, sagte er in den Fond, schob Rabea in den Wagen und schloss die Tür. Zu ihrer Verblüffung entfernten sich die beiden Beamten vom Fahrzeug.
Auf dem Rücksitz saß ein einzelner Mann.
„Willkommen, Miss Kennedy“, begrüßte sie dieser. „Sehen Sie mich nicht so an, ich beiße nicht.“ Er lachte dröhnend. Rabea besah ihn sich genauer. Sie schätzte ihn auf Mitte Fünfzig. Er hatte wache Augen hinter einem unmöglichen Brillengestell und er roch nach Zigarre.
„Wer sind Sie?“, fragte Rabea verblüfft. Der Mann hatte kein britisches Englisch gesprochen. Noch ein verdammter Ami in London.
„Mein Name ist Adam B. Clayton und ich bin der Director der DIA“, stellte er sich ihr nun vor. „Ich muss schon sagen, Sie halten meine Jungs ganz hübsch auf Trab. Wir zwei haben einiges zu besprechen.“
Er fuhr die Glasscheibe herunter, die den Fond vom Fahrer trennte. „Zurück zum Halston Hotel, Curt.“
Kapitel 20
Nürnberg, Deutschland
Jeanettes Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Den ganzen weiteren Morgen tat sich nicht viel.
Endlich erschien Lukas' Vater, gefolgt von einem seiner Männer. Sie fuhren davon.
Damit entschwanden sie aus Jeanettes Mikrokosmos, der allein um Lukas von Stetten kreiste. Sie vergaß sie augenblicklich. Denn in der offenen Tür hatte sie Lukas entdeckt! Lukas sah so gut aus, wie er da im Türrahmen stand, in seinen Jeans und einem blauen Hemd. Er war der schönste Mann der Welt! Er wirkte allerdings ein wenig ernster als sonst. Aber Jeanette gefiel seine düstere Traurigkeit. Ihre lebhafte Fantasie gaukelte ihr vor, dass allein ihre Liebe imstande wäre, diese Düsternis zu vertreiben. Ihr würde er sehr bald wieder ein Lachen schenken. In drei Monaten würde sie siebzehn sein, die Schule verlassen und dann würde ihr Erwachsenenleben beginnen. Dann müssten sie und Lukas sich nicht länger vor den anderen verstecken. Jeder von Lukas' verborgenen Blicken, während er ihr etwas erklärt hatte, und jede seiner Gesten hatten ihr seine Liebe zu ihr verraten.
Jetzt drängte auch seine nervige Schwester nach vorn auf den Treppenabsatz vor dem Haus. Sie umarmten sich. Na gut, Lukas schien seine Schwester zu mögen. Sie würde sich also Mühe geben, auch zu ihr nett zu sein. Der Mann, den Lukas' Vater mitgebracht hatte, erschien mit einer Sporttasche hinter den beiden. Er und Lukas stiegen in den Passat und fuhren davon.
Jeanette hatte längst reagiert. Ihr war jetzt egal, ob Lucie sie sehen konnte. Sie lief zu ihrem Roller und schob ihn an den am Straßenrand geparkten Fahrzeugen entlang und dann quer durch den kleinen Park.
Lukas' Haus stand am Rande einer Ringstraße. Der Wagen musste gleich auf der anderen Seite des Parks vorbeikommen. Sie würde ihm folgen.
Kapitel 21
Lukas hielt sich genau an die Anweisungen der Entführer. Sie
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