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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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alles getan, was die Entführer verlangt hatten! Alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben.
    Sein Vater Heinrich hatte aufgrund der jüngsten Ereignisse darauf gepocht, dass sie die Polizei nicht weiter außen vor lassen konnten. Die Diskussion darüber war in vollem Gange. Darüber hinaus hatten sie keine Verfügungsgewalt über den minderjährigen Teenager, konnten Jeanette auch nicht gegen ihren Willen festhalten. Aus diesem Grund hatte James Fonton sie der Polizei noch am Marktplatz übergeben.
    Nachdem man Lukas über Jeanettes Rolle in dem Entführungsdrama aufgeklärt hatte, hatte er sich nur mit Mühe zurückhalten können. Sie war nichts weiter als ein verblendetes Kind, das sich darin verrannt hatte, ihn zu verehren wie einen Popstar.
    Auf einen Wink Kreitmeiers hin wurde sie nun von ihrer Mutter hinausgeführt. Das Mädchen schien viel zu verwirrt, als dass es begreifen konnte, was es angerichtet hatte. Sie sandte flehentliche Blicke in Lukas' Richtung. Er sah sie nicht an.
    Lukas war neben allem auch wütend auf seinen Vater. Er hatte ihn hintergangen und ihn entgegen ihrer Vereinbarung weiter durch Fonton und seine Leute observieren lassen.
    So viel stand fest: Jeanette hatte nichts mit der Entführung zu tun. Sie hatte sich nur ein zweites Mal zur falschen Zeit am falschen Ort eingemischt. Andererseits, überlegte Lukas weiter, wenn Fontons Mann sich das Mädchen mit dem Lösegeld nicht geschnappt hätte, dann wäre sie womöglich dem Entführer in die Hände gefallen. Dann hätte die Angelegenheit für den Teenager weit weniger glimpflich ausgehen können.
    Er erhob sich abrupt und griff nach der Sporttasche. Sofort versiegten alle Wortgefechte, als hätte jemand den Ton abgestellt. Alle Blicke wandten sich dem jungen Vater zu.
    „Was hast du vor, Lukas?“, fragte Heinrich von Stetten in die entstandene Stille hinein.
    „Ich gehe nach Hause. Meine einzige Hoffnung ist, dass der Entführer sich nochmals bei mir meldet und mir glaubt, dass ich mit der Aktion auf dem Hauptmarkt nichts zu tun hatte. Ab sofort handele ich allein. Und mit allein meine ich allein. Ich verbitte mir jegliche Einmischung, weder durch dich, Vater, noch durch deine Leute oder die Polizei. Sie haben bisher nichts erreicht, außer die Situation verschlimmert.“ Lukas sah jeden der Anwesenden, bis auf Lucie, der Reihe nach streng an. „Guten Tag.“ Er stürmte aus dem Raum.
    Fonton suchte den Blick seines Arbeitgebers. Heinrich von Stetten nickte ihm ernst zu: „Folgen Sie ihm und bewachen Sie das Geld, aber greifen Sie nicht in die Übergabe ein. Ich will meinen Enkel lebend zurück. Ich stimme meinem Sohn zu. Lassen wir ihn die Sache allein zu Ende bringen.“

 
    Kapitel 24
     
     
    Das eigene Zuhause ist für jeden Menschen ein Ort der Sicherheit - ein Unterpfand für Geborgenheit, Licht und Wärme. Seit 24 Stunden war es das für Lukas nicht mehr. Er betrat das kleine Reihenhaus beinahe widerstrebend. Seine Schwester hatte sich ihm unaufgefordert angeschlossen. Lucie war der einzige Mensch, dessen Nähe er im Moment ertragen konnte.
    Lucie, selbst gefangen zwischen ihrer Sorge um Matti und Magali und der Trauer über den Tod ihres Freundes Jules, konnte die Wut und Verzweiflung ihres Bruders spüren.
    Lukas verfügte im Grunde über kaum weniger Temperament als seine vor Energie strotzende Schwester. Nur dass Lucie davon wie ein beschwingter Sprühregen umgeben war, den sie verschwenderisch verteilte. Lukas' Temperament hingegen lauerte tiefer auf seine Gelegenheiten, es ruhte unter seiner Oberfläche, gebändigt durch seine Disziplin. Es waren Situationen wie diese, sinnlos und unbegreiflich, die seine Beherrschung zum Einstürzen brachte. Dann brach sich seine Leidenschaftlichkeit Bahn.
    Lukas' Sinne waren auf das Telefon gerichtet. Mehrmals hob er den Hörer ab, um sich zu vergewissern, dass der Apparat funktionierte, oder er prüfte das Display seines Handys auf Nachrichten. Lukas durchlebte die schlimmste aller Foltern: das Warten.
    Wie reagierten skrupellose Kriminelle, wenn ihnen zum Greifen nahe fünf Millionen Euro durch die Lappen gegangen waren? Wenn sie alles mitverfolgt hatten, wovon auszugehen war, dann hatten sie sicher auch registriert, dass er sich nicht an ihre Anweisung gehalten hatte, sondern Fonton zur Stelle gewesen war.
    Wieder einmal hatte sich sein Vater über seinen Willen hinweggesetzt. So war er immer schon gewesen: Er plante und herrschte über seine Familie, genauso wie er über sein

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