Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
diese Kanaille gesagt hat? Der Mann hat doch gelogen, sobald er nur den Mund aufgemacht hat. Bei dir piept's doch im Hirnstübchen.“
„Was hat er denn gesagt?“, erkundigte sich sein Vater und klang plötzlich sehr interessiert.
Lukas gab bereitwillig Auskunft: „Dass Jules weiterhin als Agent für den Libanon tätig ist und von Anfang an den Auftrag hatte, sich in unsere Familie einzuschleichen. Er soll seine Leute weiter mit Informationen versorgen. Kaschinski hat behauptet, er wäre hinter dem Hawk-Eye-Softwarecode von vST her.“
Lucie schnappte nach Luft. „Jetzt reicht es aber. Hast du sie noch alle? Das glaubst du doch selbst nicht!“
„Nein, eigentlich nicht. Aber was ist falsch daran, sich Gewissheit zu verschaffen?“, konterte Lukas.
„Irgendwie verhältst du dich heute nicht wie der Bruder, den ich kenne.“ Lucie legte den Kopf schief. „Vermutlich liegt das daran, dass man dir in Barcelona eins über die Rübe gegeben hat. Mensch Lukas, es ist Jules! Der Jules, der dir das Leben gerettet hat. Papa“, wandte sie sich an ihn, „du rufst jetzt bitte sofort Fonton an und bläst die Sache ab. Wir vertrauen unseren Freunden, oder Lukas?“ Sie sah Lukas eindringlich an. Lukas blinzelte kurz verunsichert, dann trat ein trotziger Ausdruck auf sein Gesicht.
„Du bist sowas von borniert, du …“
„Lucinda!“, sagte Heinrich von Stetten scharf und fuhr dann etwas sanfter fort: „Lass es gut sein. Dein Bruder hat die letzten Stunden genug mitgemacht, findest du nicht?“ Er erhob sich. „Lukas, wir können gleich zum Flughafen fahren. Meine Maschine ist startklar. Vermutlich sind auch Jules und Fonton dorthin unterwegs.“
Lukas nickte. Plötzlich wirkte er zögerlich, Jules' Warnung wirkte nach und auch Magalis Brief. „Du meinst also auch, wir sollten …“
„Nein, wir sollten nicht!“, mischte sich Lucie kategorisch ein. „Ich finde aber, wir sollten Magali wenigstens die Chance geben, um die sie gebeten hat. Jules ist auch der Meinung. Was ist, wenn die van Kampen wirklich plant, sich an dir zu rächen, Lukas? Warte wenigstens bis morgen, bis Jules wieder da ist. Papas Leute in allen Ehren, aber mir wäre viel wohler, wenn er dabei wäre. Warum kannst du …“
Das Klingeln des Handys ihres Vaters unterbrach sie.
„Ja?“, meldete er sich. Dann lauschte er kurz und sagte dann: „Ja. Aha, ist gut, danke. Dann folgen Sie ihm weiter und melden Sie sich wieder bei mir.“
„Was ist? War das Fonton?“, fragte Lukas.
„Ja. Er ist Jules bis zu einer Synagoge gefolgt. Jules ist hineingegangen. Während wir telefonierten, ist er aber schon wieder herausgekommen. Er hat etwas geholt, eine Aktentasche. Fonton fährt Lafitte weiter hinterher. Was macht Jules in einer Synagoge?“ Er sah seinen Sohn fragend an.
„Ich habe es doch geahnt! Er hat sich Rabeas Akte besorgt“, erwiderte Lukas grimmig. Die Enttäuschung war wie ein Tritt in den Magen. „Vermutlich plant er, sie in London an den Meistbietenden zu verkaufen. Ich muss sofort zum Flughafen.“ Er griff nach seiner Jacke und sprintete fast aus dem Haus. Lucie holte ihn erst in der Garage ein. „Bitte, Lukas, sei nicht so vorschnell mit deinem Urteil. Vielleicht ist alles ganz anders, als du denkst.“
„Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll, Lucie. Aber ich werde es herausfinden.“ Er stieg ein, schoss rückwärts aus der Garage, wendete mit quietschenden Reifen und war auf und davon.
„Heilige Scheiße“, entfuhr es Lucie.
„Da gebe ich dir ausnahmsweise Recht“, seufzte ihr Vater neben ihr. „Die ganze Welt scheint am Durchdrehen zu sein.“
Kapitel 27
Jules raste zum Flughafen und parkte am GAT.
Kaschinskis Cessna stand noch da, wo er sie abgestellt hatte. Den Auftrag, die Maschine aufzutanken, hatte er schon bei der Ankunft erteilt. Noch einmal versuchte er, seinen Kontakt in Marokko zu erreichen. Wieder nichts. Wo steckte Malik?
Er würde sich wohl oder übel an Yussuf wenden müssen. Was er nie wieder hatte tun wollen. Es bedeutete, dass er sich damit wieder in eine Abhängigkeit begab, die er nur mit Mühe hatte abschütteln können. Aber er musste sich unbedingt Gewissheit verschaffen, was mit Malik passiert war, bevor er in London die Verhandlungen aufnahm. Allein Yussuf verfügte über die Möglichkeiten, dies herauszufinden. Falls Malik aus irgendeinem anderen Grund nicht erreichbar war, bedeutete es, dass ihre Sache noch eine Chance hatte. Wenn nicht, dann wären Rabea und er
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