Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
….“, stöhnte Lukas erneut.
„Dann red halt nicht um den Brei herum, Freund, sondern frag mich, ob wir Rabea in London treffen werden. Das ist es doch, was du wissen willst, oder?“ Jules grinste schon wieder. Lukas' Antwort hörte sich an, als würde ein Stier schnauben.
„Sobald wir gelandet sind, soll ich die Nummer anrufen, die sie Rabbi Silbermann genannt hat. Anscheinend die Nummer eines Prepaidhandys. Und um deine Frage zu beantworten: Ja, ich denke, dass wir Rabea treffen werden.“
„Was weißt du noch über die Sache?“
„Nichts. Nur das, was Rabbi Silbermann mir gesagt hat. Dass Rabea von Tanger nach London verschleppt wurde.“
„Das heißt, sie befindet sich in der Gewalt dieser Leute. Aber sie hat selbst bei ihm angerufen und um die Akte gebeten?“
„Ja, das hat er gesagt. Und dass ich sie ihr nach London bringen soll. Weitere Instruktionen erhalte ich nach der Landung über diese Telefonnummer.“
„Das kommt mir bekannt vor. Rabea wurde entführt und die Akte ist das Lösegeld. Instruktionen zur Übergabe per Telefon.“
„Ja, ich denke, das ist ein neuer Rekord, Lukas. Drei Übergaben an einem Tag!“
„Fein, dass du noch scherzen kannst.“
„Humor ist der Henker des Teufels.“
„Libanesisches Sprichwort?“
„Nein, ein echter Lafitte.“
Kapitel 28
London, England
Zwei Stunden später landeten sie in Biggin Hill. Ein Taxi erwartete sie bereits auf dem Vorfeld. Jules hatte kaum neben Lukas Platz genommen, als er bereits die Nummer in Kaschinskis Smartphone eingab.
„Sind Sie gelandet?“, fragte eine Männerstimme.
„Ja.“ Jules hatte sofort registriert, dass der Mann kein britisches Englisch sprach. Amerikaner? War das gut oder schlecht? Er wusste es nicht zu sagen.
Der Mann gab ihm die Adresse und den Namen der Suite durch. „Lassen Sie sich nicht direkt vor das Hotel fahren. In der Nähe ist ein Kino. Laufen Sie von dort aus zur Tiefgarage des Hotels und suchen Sie in Ebene 0 nach dem Angestellten-Eingang. Benutzen Sie den und sehen Sie zu, dass Ihnen niemand folgt.“ Er legte auf.
„Und?“ Lukas sah Jules erwartungsvoll an.
„Merkwürdig.“ Jules senkte die Stimme, damit der Taxifahrer ihn nicht verstehen konnte.
„Was ist merkwürdig?“
„Der Mann und seine Instruktionen. Irgendwie klingt das Ganze weniger nach einer Übergabe, sondern vielmehr nach einem konspirativen Treffen“, flüsterte Jules.
„Ja, was? Ist das jetzt gut oder schlecht?“, zischte Lukas zurück.
„Schwer zu sagen. Keine Ahnung.“
„Schön, diese Worte auch einmal aus deinem berufenen Mund zu hören. Wie lange dauert es, bis wir da sind?“
„Um die Zeit höchstens eine Dreiviertelstunde.“ Jules beschäftigte sich schon wieder mit den Daten auf Kaschinskis Handy. Die SMS- und E-Mail-Nachrichten waren alle verschlüsselt. Ein Telefonverzeichnis gab es nicht. Ein vorsichtiger Mann, dieser Kaschinski, dachte Jules und fluchte innerlich. Ohne seinen Laptop, den er bei Lukas stehengelassen hatte, würde er hier nicht weiterkommen.
Lukas lehnte sich erschöpft in das zerschrammte Lederpolster zurück und versuchte vergeblich, seiner Aufregung Herr zu werden. Erst Matti und Magalis Entführung und jetzt eine lebendige Rabea, die sich derart kolossale Schwierigkeiten eingebrockt hatte, dass scheinbar die halbe Erdkugel die Jagd auf sie eröffnet hatte.
Er musste wohl einen Seufzer ausgestoßen haben, denn Jules fragte ihn jetzt: „Was ist los, Lukas? Ich kann dich laut denken hören. Weltschmerz?“
„Dieses ganze fürchterliche Durcheinander. Nichts passt zusammen und alles passiert gleichzeitig. Eigentlich sollte ich längst auf dem Weg nach Barcelona sein. Dabei hat Magali mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mich dort nicht haben will. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf gleich platzt.“
„Warum vertraust du deiner Frau nicht einfach? Matti scheint es gut zu gehen. Er ist bei seiner Mutter. Es wird sich alles aufklären. Aber ich verstehe deine Zwickmühle. Du bist zwischen Baum und Borke eingekeilt und von allen Seiten rücken die Holzfäller an. Jetzt lass uns erst einmal Rabea retten oder besser die Welt, denn darunter scheint es unsere Freundin ja nicht zu machen. Ich verspreche dir, von London aus fliegen wir dann gleich weiter nach Barcelona und gehen dem Rätsel auf den Grund. Okay?“
Lukas nickte widerstrebend und Jules widmete sich wieder seinen eigenen Überlegungen. Er dachte über das eben geführte Telefonat nach. Bisher
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