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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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war er davon ausgegangen, dass seiner Freundin brutale Folter und der sichere Tod drohten. Er hatte sie in der Hand von Männern gewähnt, die zu allem entschlossen waren und deren Vorgehensweise ihm bestens vertraut war. Einst war er einer von ihnen gewesen. Rabea galt offiziell als tot. Sie konnten ihr etwas antun, ohne fürchten zu müssen, dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.
    Zwangsläufig führten ihn diese Gedanken zu seinem Telefonat mit Yussuf. Er würde für Maliks Tod bezahlen müssen. Sehr bald, hatte Yussuf ihm gedroht. War es schon soweit? Hatte Yussuf Rabea in seiner Gewalt? Steckte er hinter diesem Anruf? Und wollte er ihn damit in die Falle locken? Wenn ja, war er so gut wie tot. Und Rabea auch. Und sein Freund. Verstohlen sah er kurz zu ihm. Lukas hielt die Augen geschlossen, doch seine Körperhaltung verriet seine Anspannung.
    „Lukas?“
    Sein Freund öffnete die Augen. „Ja?“
    „Hör zu, ich muss alleine zu dem Treffen gehen. Aber ich lasse die eine Hälfte der Akte bei dir, als Pfand, falls das eine Falle ist.“
    „Was für eine Falle?“
    „Wenn ich das wüsste, wäre es ja keine Falle. Einverstanden?“
    „Okay, wie sieht dein Plan aus?“
    „Du versteckst dich in der Tiefgarage. Wenn alles in Ordnung ist, komme ich dich innerhalb einer Stunde holen.“ Jules hatte die Aktentasche bereits geöffnet und teilte den Packen Papiere in der Mitte. Die Fotos behielt er. Auf dem Innendeckel der Akte war ein Micro-SD Chip aufgeklebt. Den gab er Lukas auch. Für alle Fälle. Lukas faltete die Papiere und steckte alles in die Innentasche seiner Jacke.
    „Was mache ich, wenn die Stunde vorbei ist?“
    „Dann ist etwas schiefgegangen. Du rufst dann am besten die Marines.“
    „Ausgerechnet die Amerikaner?“ Lukas lächelte gequält.
    Den Rest der Fahrt schwiegen sie.

 
    Kapitel 29
     
     
    „We have arrived“, sagte der Taxifahrer und hielt vor dem Queens Cinema. „98 pounds, please.“ Jules und Lukas sahen sich an. Beide hatten keine Pfund-Noten dabei. Jules fischte zwei 100-Euro-Scheine aus seiner Brieftasche und gab sie dem Taxifahrer. Der Mann sah die beiden grünen Scheine an, als wären sie Schleim. „Keep the rest“, sagte Jules und stieg einfach aus. Lukas folgte seinem Beispiel.
    Keine zehn Minuten später trennten sie sich in der Tiefgarage.
    „Es gilt, Lukas. Gib mir eine Stunde. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, dann ruf Fonton an und berichte ihm, was passiert ist. Er hat Beziehungen hier und wird die Londoner Polizei in Marsch setzen. Warte auf das Eintreffen der Polizei. Geh nicht auf eigene Faust los, hörst du“, warnte ihn Jules. „Denk immer daran, Lukas, dass du Familie hast.“
    Lukas ging hinter einem Mercedes Sprinter in Deckung, von dem aus er den Eingang gut im Blick hatte. Die Blätter und der Chip in seiner Jacke brannten ihm auf der Brust wie einst in Rom der Schließfachschlüssel Bentivoglios.
    Wieder musste er warten, während er von Angst, Zweifel und Hoffnung erfüllt war. Irgendwo in diesem Gebäude hielt sich Rabea auf! Wie würde es sein, sie wiederzusehen, fragte er sich mindestens hundert Mal. Er konnte es sich irgendwie nicht vorstellen. Freute er sich? Ja, er freute sich. Sie war am Leben! Aber eine kleine teuflische Stimme in ihm flüsterte, dass dieser Umstand sein Leben ab sofort wieder sehr verkomplizieren würde. Es fing ja schon an. Anstatt, dass er jetzt in Barcelona gelandet wäre und seinen Sohn wieder in die Arme schließen könnte, kauerte er in einer Londoner Tiefgarage, atmete Abgase und Benzindämpfe ein und wälzte schwere Gedanken.
    Nach Rabeas „Tod“ hatte er sein Leben neu geordnet und Magali geheiratet. Er hatte sich arrangiert. Seine Welt war erst durch Mattis und Magalis Entführung erneut aus den Fugen geraten.
    Und jetzt auch noch Rabea. Immer wieder sah er auf seine Uhr. Die Minuten verrannen zäh, aber sie verrannen. Eine halbe Stunde, eine Dreiviertelstunde, fünfzig Minuten, fünfundfünfzig Minuten … unaufhörlich näherte sich der Zeiger den sechzig Minuten. Verdammt Jules, wo bleibst du?
    Dann sah er ihn! Lukas schnellte hoch und sprintete zu ihm.
    „Alles klar“, sagte Jules. „Gib mir die restlichen Unterlagen und den Stick.“ Jules steckte die Unterlagen ein. „Tut mir leid, Lukas, aber du musst nochmals hier unten warten.“
    „Was?“ Lukas freudige Erregung erlosch.
    „Höchstens eine halbe Stunde, dann komme ich und hole dich endgültig, versprochen.“ Jules wollte sich abwenden,

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