Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
dachte ich, dass die van Kampen die Schriftrolle hat. Jules hingegen meint, dass auch der Vatikan die Dokumente damals aus der Wohnung von Pater Simones Bruder gestohlen haben könnte.“
Rabea ließ sich auf die Couch fallen. „Ich verstehe. Der unbekannte Dritte. Du denkst, die van Kampen hat sie, und sie denkt, du hast sie. Das bedeutet, du nimmst an, dass Magali alles inszeniert hat, um an die Schriftrolle zu kommen? Mensch Lukas, ehrlich, welcher Mensch verschwendet zwei Jahre für eine Schriftrolle, selbst wenn Jesus sie verfasst hat?“
„Na, die van Kampen sicherlich“, entrüstete sich Lukas.
Rabea biss sich auf die Lippe. „Hm, hat Magali je versucht, dich wegen der Schriftrolle auszufragen?“
„Nein, das nicht, aber mit Sicherheit hat sie unser Haus auf den Kopf gestellt. Wenn du Magali in Barcelona gesehen hättest, Rabea, dann müsste ich dich nicht erst davon überzeugen. Sie war von oben bis unten mit den Diamanten der Holländerin behängt. Dabei hat sie oft genug beteuert, dass sie sich aus Schmuck nichts mache. Sie hat sich verstellt.“
Rabea schüttelte ungläubig den Kopf: „Ehrlich, das kann ich nicht glauben. Matti ist auch Magalis Sohn, vergiss das nicht. Ich erinnere mich gut an ihren Brief aus der Schweiz. Sie hat die Alimente angenommen, aber keinen Cent mehr verlangt, obwohl sie wusste, dass deine Familie reich ist. Darüber hinaus hat Magali nie versucht, mit dir in Kontakt zu treten, oder? Nein, es muss etwas anderes dahinterstecken. Die van Kampen wird Magali gedroht haben, Matti etwas anzutun, wenn sie nicht das tut, was sie von ihr verlangt. Das Weib braucht doch nur zu behaupten, dass Matti auf Schritt und Tritt von einem Scharfschützen beobachtet wird. Ein falsches Wort von Magali, und peng!“
„Vielen Dank auch. Deine drastische Ausdrucksweise trägt sehr zu meiner Beruhigung bei. Jetzt geht es mir schon viel besser“, kommentierte Lukas grätig.
Rabea zuckte mit den schmalen Schultern. „Du brauchst das manchmal, ehrlich. Du kaust eine Angelegenheit so lange breit, bis sie erst zum Problem wird, über das du dich dann aufregen kannst. Glaub mir, Magali schützt durch ihr Verhalten allein ihren Sohn. Euren Sohn. Welche Mutter würde das nicht? Das ist die Erklärung, Lukas.“
„Möglich. Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Jules konnte kurz mit Magali sprechen. Sie hat behauptet, dass sie das Problem alleine lösen und bald mit Matti nach Hause kommen wird. Was meinte sie mit Sie wird das Problem alleine lösen ? Die Entführung ist ihr Problem?“
Selten hatte Rabea Lukas so aufgebracht gesehen. „Jules hat mir ihr gesprochen? Was sagt er denn dazu?“
„Er glaubt ihr. Aber etwas stimmt nicht mit ihr. Meine Frau ist nicht die, für die sie sich ausgegeben hat. Sie gibt es ja indirekt selbst in ihrem Brief zu.“
„Welchem Brief?“
Lukas zog ihn aus seiner Brieftasche und gab ihn Rabea. Anschließend meinte sie: „Das klingt in der Tat merkwürdig. Ich kann verstehen, dass dich diese Zeilen verwirren und aufwühlen. Besser, Magali hätte sie nicht geschrieben. Vermutlich ging sie davon aus, sie würde überstürzt abreisen müssen und nicht, dass man sie entführen würde.“
Lukas lief im Hotelzimmer auf und ab. Rabea klopfte einladend neben sich auf das Sofa. „Du machst mich ganz schwindelig. Setz dich und dann erzählst du mir, wie Matti und Magali überhaupt entführt worden sind.“
„Während eines Picknicks im Park. Ich war nur kurz Eis holen und als ich zurückkam, waren beide verschwunden. Jules fand heraus, dass die Entführer einen gestohlenen Reinigungswagen dafür benutzt haben. Anschließend hat man sie in einer Tiefgarage in eine Limousine verfrachtet und vom Flughafen München aus mit einem Privatjet nach Barcelona geflogen.“
„Ein gestohlener Reinigungswagen? Eine Entführung am helllichten Tag aus einem Park? Was für ein Aufwand und was für ein Risiko. Ehrlich, das hätte Magali bequemer haben können. Sie hätte einfach nur abwarten müssen, bis du in der Schule bist, danach ein Flugzeug besteigen und wäre in Barcelona gewesen, bevor du zurück gewesen wärst. Ich gebe zu, die ganze Sache klingt weder koscher noch plausibel, aber sie macht aus Magali noch lange nicht eine Entführerin oder eine Komplizin der van Kampen.“
Lukas starrte Rabea verblüfft an. Stimmt, auf diese Weise hatte er es noch gar nicht betrachtet. Magali hätte es wirklich einfacher haben können.
Rabea nahm seine Hand. „Warum bist du mit
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