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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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einer Frau unterhielt.
    »Ich habe mir erlaubt, die Kinderfrau des Vormieters davon zu überzeugen, in Ihre Dienste zu treten, damit es Ihnen von Beginn an an nichts mangelt«, erklärte Loder.
    Die Frau drehte sich um. Sie war einfach gekleidet und wirkte mit ihrem kunstvoll getürmten Haar älter, als sie tatsächlich war. Ihre Augen umspielte ein verschmitztes Lächeln. Hufeland erkannte sie augenblicklich.
    »Minchen.« Hufeland eilte auf sie zu und küsste ihre Hand. Sie hatte sich verändert in den Jahren. Ihre einst so zarte Silhouette war einer barocken Figur gewichen, doch ihr Lächeln war noch das des jungen Mädchens von damals.
    »Christoph … Herr Professor.«
    Juliane räusperte sich, blickte von einem zum anderen und verschränkte die Arme vor ihrem Körper.
    Sofort ging Hufeland zu ihr und legte einen Arm um ihre Taille. »Entschuldige, Liebste, aber darf ich dir eine Freundin aus Studientagen vorstellen? Wilhelmine Trautmann, genannt Minchen. Ihr Vater vermietet Zimmer an Studenten.«
    »Das war einmal«, korrigierte Minchen. »Meine Eltern mussten das Haus verkaufen.«
    »Das ist ja äußerst amüsant, sie heißt wie unsere Tochter«, bemerkte Juliane spitz und verließ das Zimmer, um die anderen Räume zu inspizieren. Hufeland beeilte sich, ihr zu folgen. »Ein Modename, wie mir scheint. Man hört ihn inzwischen überall.«
    »Nun, das mag sein, lieber Christoph, aber es befremdet mich, dass du sie mit Kosenamen nennst.« Sie öffnete eine weitere Tür. »Sieh nur, es gibt hier sogar einen kupfernen Badetrog und einen eigenen Ofen«, stellte sie fest. Damit hatte sie die Besichtigung des Obergeschosses beendet und lief nun die weitläufige Treppe hinab.
    |249| »Juliane«, sagte er und folgte ihr verärgert. »Als ich Minchen damals kennenlernte, war sie beinahe noch ein Kind!«
    Juliane antwortete nicht. Sie hatte im Salon ein Klavier entdeckt, setzte sich auf den Hocker und begann, eine lustige Weise zu spielen. Übertrieben, wie er fand. Doch er applaudierte brav, als sie endete.
    »Ich hoffe, wir werden uns hier wohl fühlen«, sagte Juliane düster und stützte den Kopf in die Hände. Dann fragte sie, als wäre es beiläufig: »Hast du ihretwegen auf den Namen unserer Tochter bestanden?«
    Hufeland war kurz davor, sie scharf zurechtzuweisen oder den Raum wortlos zu verlassen. Dann aber besann er sich eines Besseren. »Nein, wo denkst du hin!« Er küsste ihre Hand. »Solltest du jemals daran zweifeln, erinnere mich daran, dass ich dir sage, wie sehr ich dich liebe.«
    Sie entzog ihm seine Hand, doch ihren Mund umspielte ein Lächeln. »Das erwarte ich täglich, mein Lieber«, antwortete sie keck und warf ihm eine Kusshand zu.
     
    Das Auditorium war bis auf den letzten Platz gefüllt. Als Hufeland sich einen Weg zum Kathedertisch bahnte, musste er feststellen, dass nicht nur Studenten anwesend waren, sondern auch Bürger, ja selbst Frauen. Loder hatte nicht zu viel versprochen. Die von ihm entwickelte Lehre der Makrobiotik hatte in Jena weit vor seinem Antritt für Aufmerksamkeit gesorgt. Sie alle waren gekommen, um seiner Antrittsrede zu lauschen.
    Mit klopfendem Herzen ließ er den Blick über die Reihen der Zuhörer schweifen und begann zu sprechen. Erst zaghaft, dann, nach einigen auffordernden Zurufen, die nach einem lauteren Vortrag verlangten, mit immer festerer Stimme. Er erzählte davon, was man noch zu Beginn des Jahrhunderts, wo es selbst in Jena noch Vorlesungen zur Hexerei und übernatürlichen Krankheiten gab, unter einem Medizinstudium verstanden hatte, dann schlug er den Bogen zur Gegenwart, in der die Vervollkommnung der Medizin durch neue Erkenntnisse zur Natur des Menschen in greifbarer Nähe lag.
    |250| »Ich komme direkt vom Krankenbett zu Ihnen«, sagte er, »Sie können also mit völliger Gewissheit darauf zählen, dass ich Ihnen praktische Medizin oder vielmehr die Medizin praktisch vortragen werde. Um unsere Kunst zu erlernen, ist es daher wichtig, dem Krankenbett so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu zollen.« Für einen kurzen Moment dachte er an die Schwierigkeiten, die er bei seinem ärztlichen Debüt in Weimar gehabt hatte und die seinen inzwischen verstorbenen Vater mehr als einmal an seinem Können hatten zweifeln lassen. Nein, er würde seinen Studenten die Fehler ersparen, die er im guten Glauben gemacht hatte. Ihnen beibringen, nicht das Erlernte kopflos einzusetzen, sondern nach gründlicher Ausbildung mit Herz und Verstand zu behandeln. »Der Empiriker

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