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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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inzwischen zerschlagen worden ist.« Er bemerkte, wie sich ihre feinen Züge verspannten. »Und ich denke, es ist etwas vorgefallen, was sein Leben in Gefahr brachte. Auch wenn ich nicht sagen kann, was es war.«
    »So ist diese Verbindung gefährlich?« Es klang beiläufig, doch ihre Anspannung war deutlich zu sehen.
    »Sie war es. Es gibt sie nicht mehr.«
    Helene nickte, als habe er etwas bestätigt, das sie indes nicht beruhigte. Sie blickte ernst.
    Hufeland fragte sich, ob er ihr erzählen konnte, was er wusste. Dass Albert gar nicht im Grab gelegen hatte. Aber war es nicht besser, die Dinge ruhen zu lassen? Im selben Moment, in dem ihm der Gedanke gekommen war, erschien er ihm absurd. Die Folgen wären unabsehbar, zumal er damit eingestehen würde, sich damals der Grabschändung schuldig gemacht zu haben. Es würde nur alte Wunden aufbrechen lassen, ohne jeglichen Nutzen.
    |253| »Christoph!« Juliane kam über den Vorplatz geeilt. »Lieber, deine Gäste wundern sich, wo du bleibst. Wer ist diese Person, die du ihrer Gesellschaft vorziehst?«
    Hufeland stellte Helene vor. Juliane nickte mit eisigem Lächeln und verschränkten Armen. Dann verabschiedete er sich und folgte seiner Frau zum Haus.
    Als er sich noch einmal nach Helene Steinhäuser umdrehte, sah er, dass sie noch immer dastand und ihm nachblickte.

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GEORGENTHAL
APRIL 1793
    Hahnemann stand übelgelaunt im Garten des Jagdschlosses, in dessen Trakt sich die nun, da der einzige Patient abgereist war, verwaiste Heilanstalt für an Wahnsinn erkrankte Standespersonen befand. Er lauschte dem Singen der Vögel und atmete die frische Abendluft in der Hoffnung, dass es ihn beruhigen würde. Ein Drama war es, was sich soeben im Inneren abgespielt hatte, und er hatte sich dem lieber entzogen und war hinausgegangen.
    Man sollte meinen, nur Irrsinnige könnten sich so benehmen, dachte Hahnemann empört, und doch war es seine Frau Henriette gewesen.
    »Samuel«, hörte er sie nun rufen, und alsbald erschien ihr seit der Geburt des fünften Kindes breit gewordener Körper im Rahmen der Verandatür. Sie hatte ihre dunklen Haare unter einem Spitzenhäubchen verborgen, trug eines ihrer neuen Kleider mit reich verziertem Ausschnitt und plissierter Borte und wirkte dennoch vor der Kulisse des herrschaftlichen Hauses fehl am Platz. Hahnemann wich hinter einen Baum und überlegte, was nun zu tun sei.
    Das Beste wäre es wohl, einen Brief an den Herzog von Sachsen-Gotha zu schreiben, mit der Bitte, ihnen Aufschub zu gewähren, bis sie eine anderweitige Wohnung gefunden hätten.
    Die Hoffnung, ein weiterer Patient würde sich zur Behandlung bei ihm melden, hatte sich nicht erfüllt, obwohl er den geisteskranken Klockenbring vor wenigen Tagen als einen Mann von bester Gesundheit hatte entlassen können. Die Aufforderung jedoch, die Familie Hahnemann solle nun das Jagdschloss unverzüglich verlassen, war selbst für ihn überraschend gekommen.
    Ja, dachte Hahnemann und lehnte sich an den Baum, er sollte |255| sich an den Herzog wenden, das war gewiss das Beste, er wusste ohnehin noch nicht, wohin sie ziehen sollten. Der Herzog war ihm wohlgesonnen, es würde schon gut gehen.
    Von diesem Vorhaben überzeugt, trat er hinter dem Baum hervor, als käme er geradewegs von einem Spaziergang, ging den Garten hinauf und Henriette entgegen.
    »Wie stellst du dir das vor, Samuel, sollen wir auf der Straße wohnen?«, rief Henriette ihm schon von weitem zu.
    Hatte er Klockenbrings Wutausbrüche ruhig beobachtet und sie einfach vergehen lassen, so wollte ihm das bei seiner Frau nicht gelingen. »Nun beruhige dich endlich. Ich werde einen Brief an den Herzog schreiben und ihn um Aufschub bitten«, sagte er nur mühsam beherrscht.
    Sie antwortete mit einem Schnalzen. »Das hättest du bereits früher tun sollen. Ebenso wie du längst den Bericht über die Heilung des Wahnsinnigen hättest schreiben sollen.« Henriette schüttelte ihren Kopf, das Spitzenhäubchen wippte. »Rat Becker wartet händeringend darauf, ihn im
Gothaer Reichsanzeiger
zu veröffentlichen. Stattdessen hast du wieder nur dein Apothekerlexikon im Sinn und bringst die Nächte damit zu, Pflanzen alphabetisch zu ordnen und über Arzneizubereitungen zu philosophieren.«
    »Henriette«, wies er sie nun empört zurecht, »das ist ebenso wichtig, beinahe noch wichtiger. Das Apothekerlexikon ist eine genaueste Beschreibung sämtlicher Pflanzen, auch der alten und oftmals vergessenen. Wenn man nicht jegliche Inhaltsstoffe und

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