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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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gekleidet, die Kirschen standen in herrlicher Blüte. Wenn Hufeland am Fenster seines Arbeitszimmers stand, konnte er über die Stadtmauer und den Graben hinweg bis zu den Bergen sehen, deren Gipfel zum Teil noch kahl waren. Ihnen zu Füßen lagen die verschiedensten Gärten, und die Saale floss gleich einem silbrigen Band durch das Grün der Landschaft.
    Hufeland streckte seine Glieder und trat auf den Flur. Er hatte seit dem Morgengrauen in Schriften zur klinischen Therapie gelesen, um sich auf den Unterricht vorzubereiten, nun war es Zeit für eine Pause. Aus den anderen Zimmern des oberen Stockwerkes drangen noch keine Geräusche, rasch sah er nach den Kindern und dann nach Juliane, deren Körper von den Decken halb verhüllt war, betrachtete das Gesicht der Schlafenden und freute sich an ihrer Lieblichkeit. Er stellte sich vor, wie es wäre, sich noch einmal zu ihr zu legen, ihr über die Lippen zu streichen, den Hals entlang zur Kuhle zwischen ihren Brüsten, jene köstliche Stelle erkunden, die der Schöpfer zur höchsten Empfindsamkeit erkoren hatte. Doch sie würde ihn nur abwehren, diese Dinge lagen ihr nicht, und wenn, dann nur nachts, wenn das Licht gelöscht war.
    Hufeland schlich aus dem Zimmer, schloss leise die Tür und lief die Treppe hinab in die Halle. Aus der Küche war das Klappern von Tellern und Töpfen zu hören, die Magd steckte den Kopf heraus und fragte, ob der Herr Professor zu frühstücken wünsche.
    »Danke, ich habe schon gefrühstückt«, sagte Hufeland vergnügt und ging nach draußen in die morgenfrische Luft. In der Ferne erklangen die Geräusche des Marktplatzes, das laute Rufen der Händler, Musik und ein munterer Teppich aus Stimmen.
    |261| Das Jenaer Leben beginnt mir zu gefallen, dachte er, während er seine Schritte zum Marktplatz lenkte. Mit Wehmut dachte er an seinen Schwager Ernst Adolph Weber, der kurz nach seinem Weggang an einer plötzlichen Krankheit verstorben war. Ihn hätte er in diesen Tagen, da so vielfältige Eindrücke auf ihn einstürmten, gern an seiner Seite gehabt. Auch jetzt, dreizehn Jahre später, vermisste er die Gespräche mit ihm. Hufeland seufzte. Mit der Erinnerung an Weber wurde auch der immer wiederkehrende Vorwurf gegen sich selbst wach, dass Ernst vielleicht noch hätte leben können, wenn er ihn nicht allein gelassen hätte.
    So in Gedanken versunken wäre er beinahe an Helene vorbeigelaufen, die ihn mit heller Stimme begrüßte. »Professor Hufeland.« Er hob den Kopf.
    »Fräulein Steinhäuser!« Er nickte ihr freundlich zu. »Professor klingt so förmlich aus Ihrem Mund, bitte nennen Sie mich doch Christoph.«
    Sie sah ihn erwartungsvoll an, einen Korb unter dem Arm. »Christoph also. Sind Sie auch auf dem Weg zum Markt?«
    »Ja, das bin ich, ich habe den Morgen über mit geistiger Arbeit verbracht und mir war nach Abwechslung zumute.«
    »Vielleicht wollen Sie mich begleiten? Ich bin auf dem Weg zu einem Gewürzhändler, der seinen Stand nur dreimal im Jahr aufschlägt.« Sie neigte den Kopf und lächelte. »Im Übrigen heiße ich inzwischen Frau Doktor Vogt. Aber für Sie nur Helene.«
    Hufeland ärgerte sich über seine Nachlässigkeit. Wie hatte er annehmen können, eine derart bezaubernde Frau sei nach Jahren noch unverheiratet! »Vogt? Ich kannte einmal einen Vogt, aber das ist Jahre her.«
    »Wenn Sie Johann Vogt meinen, so sprechen wir wohl vom selben Mann.«
    Hufeland stand der Mund offen. »Sie sind die Gattin von Johann?«
    Er musste dumm ausgesehen haben, denn Helene verfiel in helles Lachen. »Nun sehen Sie mich doch nicht so an. Sie kannten sich wohl gut?«
    |262| »Ja, das kann man so sagen«, antwortete Hufeland trocken. Der Gedanke, ausgerechnet Vogt habe Alberts Schwester geheiratet, behagte ihm gar nicht. »Ich habe Johann in diesen Tagen noch nicht gesehen. Was macht er?«
    »Er ist Arzt und hat sich besonders unter den wohlhabenden Bürgern einen Namen gemacht. Doch seine Leidenschaft gilt der Wissenschaft.«
    Hufeland verzog den Mund. »Forscht er noch immer auf dem Gebiet der Verlängerung des Lebens?« Ihm fiel auf, dass Helene am Tag der Antrittsrede seinen Artikel im
Neuen Teutschen Merkur
lobend erwähnt hatte und spürte, wie sein Gesicht zu glühen begann.
    »Ja. Und er hat ebenfalls Ihren Artikel gelesen, wenn auch nicht mit demselben Entzücken wie ich.« Sie sah ihn offen an und setzte, während er wortlos versuchte, seine Röte in den Griff zu bekommen, nach: »Johann ist für längere Zeit verreist. Sie

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