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Die Alchimistin 01 - Die Alchimistin

Titel: Die Alchimistin 01 - Die Alchimistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wenn sie sie nicht sehen konnte. Sie spürte die zarten Berührungen auf ihrer Haut, nicht mehr nur an dem einen Bein, auch am anderen. Und, da, auch auf ihrer rechten Hand regte sich etwas.
    Aura hob mit einem Ruck den Kopf. Abgesehen vom Brustkorb war es der einzige Teil ihres Körpers, der sich bewegen ließ. Alles andere blieb stocksteif. Sie blickte angsterfüllt über ihre gespannten Brüste und den flachen Bauch hinweg. Ein dunkler Punkt schob sich über ihr rechtes Knie. Die Wespe lief nicht schnell. Sie hatte erkannt, wie hilflos ihr Opfer war.
    Warum Opfer? durchfuhr es Aura. Die Wespen würden ihr nichts tun, solange sie sich nicht bewegte. Aber die ganze Situation war unwirklich, und unwirklich waren auch die Wespen. Allein die nervöse Erwartung, eines der Insekten könne zustechen, war genug, um ihren Körper mit einer Gänsehaut zu überziehen. Nun fror sie doch noch, aber nicht vor Kälte.
    Während die erste Wespe über ihren rechten Oberschenkel krabbelte, schoben sich zwei weitere über den Kamm ihres Beckens. Auf der hellen Haut wirkten die dunklen Tiere noch bedrohlicher. Auras Brust hob und senkte sich immer schneller, während Panik in ihr aufstieg. Wieder riß sie den Mund auf, und wieder blieb ihr Schrei vollkommen lautlos. Es war, als würde die zähflüssige Umgebung jedes Geräusch verschlucken. Aber es war nicht die Umgebung. Aura hatte ihre Stimme verloren. Sie war stumm!
    Es wurde immer schwerer, den Kopf hochzuhalten. Eine unsichtbare Hand auf ihrer Stirn versuchte, ihn zurück auf die Matratze zu drücken. Ihr Nacken begann, sich zu verkrampfen, die Muskeln an ihrem Hals taten weh. Angstschweiß brach ihr aus allen Poren. Sie konnte nicht auf ihre Hände blicken, da ihre Arme zum Kopfende des Bettes hin ausgestreckt waren. Aber sie fühlte, daß sich immer mehr Insekten durch die Zwischenräume ihrer Finger auf die Handflächen schoben. Vergeblich versuchte sie, die Hände zu Fäusten zu ballen; nicht einmal das wollte ihr gelingen. Derweil kamen die Wespen über ihre Arme heran, näherten sich von oben ihrem Kopf, ihren Ohren, ihrem Gesicht.
    Die Wespe auf ihrem rechten Bein, jene, die sie zuerst entdeckt hatte, näherte sich unaufhaltsam dem dunklen Dreieck ihres Schamhaars. Die beiden auf ihrer Hüfte krabbelten auf ihren Bauchnabel zu. Aura konnte die sanfte Berührung der Insektenbeine immer deutlicher spüren; fast war es, als hinterließen sie hauchfeine Spuren, die erst kalt waren, wie betäubt, dann aber ein scharfes Brennen verursachten, als ströme den Insekten bei jedem Schritt das Wespengift aus den haarigen Leibern.
    Jetzt krochen sie auch zu beiden Seiten ihres Oberkörpers empor, schoben und drängten sich auf der gestrafften Haut über ihren Rippen, kletterten an den sanften Erhebungen ihrer Brüste hinauf. Die braunen Höfe ihrer Brustwarzen zogen sich zusammen, als die ersten Insektenbeine sie berührten. Aura erinnerte sich schlagartig an den entsetzlichen Schmerz, den ihr schon einmal ein Wespenstich an dieser Stelle zugefügt hatte. Sie konnte sich nicht mehr entsinnen: War es ein Traum gewesen oder Wirklichkeit?
    Vom lautlosen Schreien war ihr Mund weit aufgerissen – bis sie voller Abscheu ein Kribbeln an den Mundwinkeln bemerkte. Fast wahnsinnig vor Ekel und Entsetzen preßte sie die Lippen aufeinander. Sie ahnte jetzt, wohin es die Tiere zog. Großer Gott, sie wußte es!
    Ihr fiebernder Blick raste an ihrem Körper hinab. Die Spitzen ihrer Schamhaare bewegten sich. Nein, nicht die Haare – es waren Insektenfühler, die dazwischen hervorschauten, zitternd und bebend. Die Wespen bahnten sich einen Weg durch den dunklen Flaum, krochen auf die warme Spalte zwischen ihren Schenkeln zu, bis Aura sie selbst an den empfindsamsten Zonen ihres Körpers fühlte. Sie versuchte, ihre Beine zusammenzupressen, doch sie rührten sich nicht. Während der Irrsinn seine Fesseln immer enger zog, sah sie hilflos mit an, wie immer mehr Wespen den Weg nach unten einschlugen. Eine ganze Flut von Insekten ergoß sich jetzt von allen Seiten über ihre Glieder. Die winzigen Flügel vibrierten, doch war da kein Summen, nicht der leiseste Laut.
    Die Wespenarmee teilte sich. Die eine Hälfte begrub als gelbbrauner Teppich ihr Becken, die andere kletterte an Hals und Schläfen empor. Schon verstopften sie ihre Nasenlöcher. Auras Atem stockte, bis sie keine andere Wahl mehr hatte, als den Mund aufzureißen. Eine Flut aus pelzigen Leibern quoll über ihr Zahnfleisch, ihre Zunge, hinab in

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