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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Freuden, aber auch den Schmerz. Er hat oft darüber gesprochen. Ja, schauen Sie mich nicht so an! Er hat mir alles darüber erzählt. Und, glauben Sie mir, es hat mir die Lust darauf nachhaltig verdorben.«
    »Dann geht es Ihnen nicht um die Unsterblichkeit?«
    Er winkte ab. »Ich weiß, dass Sie das Geheimnis des Krauts entdeckt haben. Denken Sie denn wirklich, ich hätte Interesse daran, wie Sie zu sein? Ihr Vater hat erkannt, dass Menschen nicht für die Unsterblichkeit geschaffen sind. Er hat nicht an Gott geglaubt, aber er wusste sehr wohl, dass es so etwas wie einen Plan gibt für die Menschheit. Ungeschriebene Gesetze, die festlegen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Und dazu gehört auch, dass unsere Lebensspanne begrenzt ist. Wer oder was auch immer dafür gesorgt hat, hat gewusst, dass wir mit vielem fertig werden können – nur nicht mit dem Schmerz und der Trauer, die ein ewiges Leben mit sich bringt. Schauen Sie sich an, Aura. Sie sind keine glückliche Frau. Und dabei sind Sie nicht einmal fünfunddreißig. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, wie es um Sie stehen wird, wenn Sie dreihundertfünfzig sind? Glauben Sie denn, die Angst und die Sorge werden geringer?«
    Er gab ein hartes Lachen von sich. »Ihr Vater wusste das. Er hat sechshundert Jahre Leid und Verlust erlebt. Er hat gewusst, dass es Dinge gibt, die erstrebenswerter sind als eine Aussicht auf die Ewigkeit.«
    »Zuletzt war er anderer Meinung«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Je älter er wurde, desto mehr hat er den Tod gefürchtet. Sie scheinen ja zu wissen, was er mit mir vorhatte. Er wollte eine Tochter mit mir zeugen, gleich nach meinem achtzehnten Geburtstag, um erst aus meinem und dann aus ihrem Blut das Elixier des ewigen Lebens zu destillieren.«
    »Das Alter ist ein zweischneidiges Schwert. Es wäre schön, wenn die Gerüchte wahr wären und wir mit jedem Jahr ein wenig weiser würden. Aber das Alter verwirrt uns auch.«
    »Mein Vater war nicht senil.«
    »Nein. Nur inkonsequent.«
    »Ich habe Ihnen Ihre Frage beantwortet, Fuente…«
    »Eduardo.« Sein Lächeln: Große, sandfarbene Zähne.
    »Jetzt sind Sie an der Reihe. Sie wollten mir etwas zeigen.«
    »Sehen Sie? Ich wusste, dass Sie das neugierig machen würde.« Er machte wieder einen Schritt nach vorne. »Treten Sie bitte zur Sei-te.«
    Sie streckte den Arm mit dem Revolver aus, bis die Mündung genau in sein Gesicht zielte. »Was soll das?«
    »Die Pferdetränke. Was ich Ihnen zeigen will, liegt darunter.«
    Sie ging langsam rückwärts, am Rondell des Beckenrands entlang und hoffte, dass es nicht so aussah, als wiche sie vor ihm zurück.
    »Sie gestatten?« Er stieg über die Mauer in die Tränke. Der Boden war aus V-förmigen Steinblöcken zusammengesetzt wie Stücke eines Kuchens. Das Zentrum bildete ein kreisrunder Stein, nicht größer als eine Melone. In seine Oberfläche war ein Schlitz eingelassen; erst jetzt erkannte Aura, dass es sich um einen Griff handelte. Fuente bückte sich, steckte die Hand hinein und zog daran. Was sie für einen gewöhnlichen Stein gehalten hatte, entpuppte sich als runder Zylinder, der sich etwa einen halben Meter hoch aus dem Boden der Tränke ziehen ließ. Eine schmale Kette war um Vertiefungen in seinen Seiten gewickelt. Fuente löste sie und stieg mit dem einen Ende aus dem Becken; das andere führte vom Fuß des Zylinders in den Boden. Er holte sein Pferd heran, befestigte das Kettenende am Sat-tel und trieb das Tier mit einem Klaps über den Hof.
    Ein Knirschen ertönte aus den Tiefen des Gesteins, dann begannen sich die Kuchenstücke des Beckenbodens der Reihe nach abzusenken. Staunend sah Aura zu, wie die Steindreiecke zu den Stufen einer Wendeltreppe wurden, die im Inneren der Tränke abwärts führte.
    Bald war die Kette straff gespannt, das Pferd blieb stehen. Fuente befreite das Tier, streichelte es am Hals und drehte sich dann wieder zu Aura um.
    »Ich schätze, Sie möchten, dass ich vorausgehe.«
    »Was ist da unten?«
    »Das, was Sie vermutlich schon erfolglos im Kastell gesucht ha-ben. Oder nicht?«
    Sie gab keine Antwort, winkte ihn nur mit der Waffe zur Treppe hinüber. »Gehen Sie.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass er sich über sie amüsierte.
    Auf der obersten Stufe blieb er stehen. »Einen Moment noch. So viel Zeit muss sein.« Er fasste mit beiden Händen an seinen Hinterkopf und öffnete das Lederband, das im Nacken sein Haar zusammengehalten hatte. Er hob eine Flut

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