Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
seinem Gürtel. »Die Tiere waren draußen angebunden. Als ich gehört habe, dass Fuente neue Pferde besorgen will, hab ich das Ding vorsichtshalber aus Ihrer Satteltasche genommen. Falls sich heute Nacht die Gelegenheit ergibt, stecke ich sie wieder hinein.«
    Sie musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. »Diese ganze Sache macht Ihnen Spaß, nicht wahr?«
    »Hübsche junge Frauen in Ketten?« Er grinste wieder, diesmal noch frecher. »Nun, ich würde lügen, wenn…«
    Ihre Hand huschte so schnell unter sein Hemd, dass er erst reagieren konnte, als sie ihm die Pistolenmündung bereits unter das Kinn presste. »Werden Sie vor lauter Freude nur nicht unvorsichtig«, flüsterte sie verbissen. »Das Leben meines Sohnes steht auf dem Spiel. Und ich will nicht, dass Sie es durch irgendwelche Husarenstücke riskieren.«
    Er nickte, lächelte aber noch immer. »Das war ziemlich schnell.«
    »Falls Sie noch mal versuchen sollten, mich zu verführen, werde ich noch sehr viel schneller sein.«
    »Sprechen Sie jetzt von Paris? Ich bin nicht ganz sicher, wer da wen verführt hat. Aber danach wollte ich Sie ohnehin noch fragen…«
    Sie senkte die Waffe, packte ihn an der Gürtelschnalle und schob den Metalllauf barsch darunter. Er stieß ein überraschtes Keuchen aus, räusperte sich kurz und richtete sich ein wenig wackelig auf. Rasch schob er die Pistole zur Seite. »Schon verstanden. Jetzt ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, Sie nach Ihren Gefühlen für mich zu fragen.«
    Sie schnappte nach Luft. »Meinen… Gefühlen?«
    Er trat zwei Schritte zurück, wo sie ihn aufgrund der Kette nicht mehr erreichen konnte. Sein Grinsen reichte jetzt von einem Ohr zum anderen. »Sie sind in diesem Spiegelsaal ganz schön über mich hergefallen.« Sie hätte die Pistole nicht nur unter seinen Gürtel schieben, sondern auch abdrücken sollen! »Sie sind ein unverschämter Mistkerl!« »Ich wusste, dass Sie mich mögen.« Er winkte ihr zu, dann schob er sich durch den Spalt hinaus ins Freie und war fort. Eine Weile später kehrte Fuente mit frischen Pferden zurück.

KAPITEL 18
    Nur einen Tagesritt entfernt verkauften sie die Pferde an einen Bauern. Fuente freute sich diebisch, weil er einen besseren Preis erzielte, als er tags zuvor gezahlt hatte. Er ließ zu, dass Aura ihren eigenen Rucksack packte, und es gelang ihr ohne große Mühe, die Pistole darin zu verstecken. Konstantin hatte Wort gehalten.
    Im Morgengrauen bestiegen sie einen Zug, der auf der Route Bar-celona-Zaragoza verkehrte. Er fuhr nach Westen, durch eine Landschaft, die immer stärker von Gelb- und Ockertönen beherrscht wurde. Die Gipfel der Pyrenäen blieben zurück, und das Land wellte sich sanft unter einem strahlend blauen Himmel. Die Menschen im Waggon sprachen Spanisch, natürlich, und Aura verstand jetzt kein Wort mehr. Sogar Fuente hatte Mühe mit dem lokalen Dialekt.
    In Zaragoza kauften sie abermals Pferde, zwei zum Reiten, ein drittes als Lastenträger. Fuente versicherte ihr, es sei für Gians Flucht gedacht, und sie war versucht, ihm zu glauben, rief sich dann aber ins Gedächtnis, dass Gian und Tess ihm nicht das Geringste bedeuteten und in seinen weiteren Plänen gewiss keine Rolle spielten.
    Weder am Bahnhof noch wenig später, als sie Zaragoza durch eine breite Allee in Richtung Westen verließen, bemerkte sie irgendein Anzeichen dafür, dass Konstantin hinter ihnen war.
    Und dennoch vertraute sie ihm, eine Empfindung, die sie gehörig durcheinander brachte. Sie musste sich zwingen, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, um einen klaren Kopf zu behalten und an Gian und Tess zu denken.
    Arme Tess, warum war sie nicht mit auf der Fotografie?
    Die Stadt blieb hinter ihnen zurück. Die Allee wirkte auf Aura wie eine alte Römerstraße, gepflastert und mit Oliven- und Orangenhainen zu beiden Seiten. Hin und wieder begegneten sie Bauern mit Pferdekarren und ein paar vereinzelten Reitern.
    Noch immer beantwortete Fuente keine ihrer Fragen nach dem Ziel der Reise oder gab Hinweise, durch die sie Rückschlüsse auf Gians Aufenthaltsort ziehen konnte. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass die letzte Etappe ihres Weges begonnen hatte.
    »Haben Sie eigentlich jemals von der Schwarzen Isis gehört?«, fragte sie.
    Seine Augen verengten sich. »Was haben Sie gesagt?«
    »Die Schwarze Isis. Schon mal davon gehört?«
    Er schien kurz nachzudenken, dann brach er plötzlich in lautes Gelächter aus und schlug sich auf den Oberschenkel. »Sie haben mich reingelegt.

Weitere Kostenlose Bücher