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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Verdammt, Sie sind wahrhaftig die Tochter Ihres Vaters, Aura.«
    Reingelegt? Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    »Sie haben es die ganze Zeit über gewusst!«, sagte er, immer noch lachend. »Ich hätte es mir denken können. Sie hatten so viel Zeit, sich mit den Büchern und Notizen Ihres Vaters zu beschäftigen… Kein Wunder!«
    Sie hielt es für das Klügste, wissend zu lächeln und nichts zu sa-gen.
    »Wann ist es Ihnen klar geworden?«, fragte er.
    »Nun…«, begann sie. Was wollte er hören? »In Zaragoza«, sagte sie schließlich.
    »Natürlich. Sie kennen sich nicht nur mit Alchimie aus, sondern auch mit Geografie, was? Zaragoza… Himmelherrgott!«
    Noch immer hatte sie keinen Schimmer, worüber er redete.
    Sein Verhalten machte sie nervös, und am liebsten hätte sie alles abgestritten. Andererseits war dies wahrscheinlich die eine Chance, auf die sie die ganze Zeit gewartet hatte.
    »Die Schwarze Isis… Erzählen Sie mir davon.«
    Er zögerte ein letztes Mal. »Sie haben den Zeitpunkt genau abgepasst, nicht wahr? Und ich dachte schon, Sie hätten tatsächlich weniger von Ihrem Vater in sich, als ich gehofft hatte. Aber Sie enttäuschen mich nicht. Es war richtig, Sie mitzunehmen. Ich werde Ihnen etwas zeigen, nicht weit von hier. Es liegt auf dem Weg.«
    Sie biss die Zähne aufeinander und übte sich in Geduld, bis Fuente nach ein paar Kilometern auf eine Abzweigung deutete. Ein schmaler Feldweg schlängelte sich durch verdorrtes Grasland und verschwand hinter einem Hügel.
    »Zaragoza war damals schon eine bedeutende Stadt«, sagte er, »deshalb sind sie wohl nicht weiter von hier fortgegangen.«
    Sie hätte einiges dafür gegeben, wenn er erklärt hätte, wen er meinte, doch sie blieb ruhig und nickte nur. Fuente lenkte sein Pferd auf den Weg und gab ihr einen Wink, ihm zu folgen.
    Die Sonne sank dem Horizont entgegen und übergoss die Landschaft mit einem rostroten Schimmer. Warme Winde strichen durch die Gräser, und überall schnarrten Zikaden, unsichtbar zwischen den Halmen.
    Kurz bevor sie den Hügel umrundeten, schaute Aura noch einmal zurück. Konstantin war nirgends zu entdecken. Vermutlich war es besser so.
    Hinter dem Hügel fiel der Boden leicht ab und öffnete sich zu einer weiten Ebene. In der Ferne ging das Grasland in Äcker über, doch hier, nur wenige Schritte vor ihnen, wucherten Unkraut und struppiges Gebüsch wild über alten Mauerresten. Vom Hügel aus hätte sie die Anlage überblicken können, doch hier unten, direkt davor, fiel es schwer, zu erkennen, was für ein Gebäude einst hier gestanden hat-te.
    »Das Kloster der Virgen Bianca«, sagte Fuente. »Es ist vor über zweihundert Jahren ausgebrannt und nie wieder aufgebaut worden. Was jetzt noch steht ist das, was die Bauern übrig gelassen haben – mit den Steinen haben sich eine Menge Familien ihre Häuser gebaut.«
    »Virgen Bianca«, sagte sie, »das heißt Weiße Jungfrau, nicht wahr?«
    Ein väterliches Lächeln. »Ja.«
    »Was hat das mit der Schwarzen Isis zu tun?« Die Frage war heraus, bevor ihr klar wurde, dass sie damit möglicherweise ihre Unwissenheit verriet.
    Er grinste. »Sehen Sie, ich wusste, dass ich Sie doch noch überraschen kann. Sie mögen ein paar Dinge wissen, aber nicht alles.«
    Sie hob die Schultern. »Dann erzählen Sie’s mir.«
    »Augenblick noch.« Er glitt aus dem Sattel und gab ihr ein Zeichen, ebenfalls abzusteigen. Sie banden die Tiere an einem Strauch fest, dann folgte Aura ihm in die Klosterruine.
    Viel mehr als ein Grundriss war nicht übrig geblieben. Die Mauerreste waren so niedrig, dass sie bequem darübersteigen konnten, und die einstigen Räume erhoben sich kaum über die umliegende Grasebene. Die Steinböden waren gesprungen oder herausgerissen worden, überall wucherten Gräser, Sträucher und Dornenranken. Im Frühjahr, wenn das Gras frisch war und sich noch nicht unter dem Wind und der Hitze gebogen hatte, war die Ruine vermutlich unsichtbar.
    Fuente blieb stehen. Sie hatten sich etwa hundert Meter weit von den Pferden entfernt, die Sonne berührte jetzt im Westen die Berge. In einer Stunde würde es dunkel sein. Aura fragte sich, ob er hier übernachten wollte.
    »Schauen Sie«, sagte er, »hier!«
    Mit dem Fuß schob er etwas dürres Gras beiseite, aber das wäre nicht nötig gewesen. Sie sah auch so, was er meinte. Es konnte noch nicht allzu lange her sein, dass jemand hier gewesen war und das Unkraut entfernt hatte, vermutlich Fuente selbst.
    Vom Boden starrte sie

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