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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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der Ruhe bringen.
    Er folgte ihr in die Kabine, ehe sie ihn dazu auffordern oder er darüber nachdenken konnte. Plötzlich stand er ganz nah bei ihr, vor ihr, neben ihrem Bett.
    »Wir haben nie darüber gesprochen«, sagte sie.
    »Worüber?« Als wüsste er das nicht ganz genau.
    »Über Palma. Was wir dort tun werden.«
    Gut. Sie meinte die Mission. Nur die Mission.
    »Wir tun das, was Lascari gesagt hat. Wir gehen zum Templerpalast in der Altstadt und suchen nach Hinweisen auf den spanischen Orden.«
    »Du weißt, dass es so einfach nicht sein wird.«
    »Nein. Ja.« Wie ein Schuljunge. Ein dummer, liebeskranker Schuljunge.
    Aber du bist nicht in sie verliebt.
    Bist du doch nicht, oder?
    Und was ist mit ihr? Warum schaut sie dich so an?
    Ihr Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, lausbübisch wie viele ihrer Gesten, ihrer Blicke. »Der Kapitän glaubt, dass wir verheiratet sind.«
    Er hob die Schultern, so als wüsste er nicht, was das mit ihrem Auftrag zu tun haben könnte. Dabei hatte es alles damit zu tun. Ob ihr Vorhaben gelang, hing auch davon ab, ob sie der gegenseitigen Versuchung standhielten.
    Gegenseitige Versuchung? Sie mag dich, akzeptiert dich. Mehr ist da nicht, auch wenn du dir das einredest.
    Unvermittelt fragte er sich, wie es ihr gelang, selbst auf einer solchen Reise gut zu riechen.
    »Wenn Lascari Recht behält, werden wir in Palma etwas finden.« Gut so. Rasch zurück zum eigentlichen Thema. »Einen Hinweis zumindest. Irgendwas, das uns weiterbringt.«
    Sie legte den Kopf schräg, als hätte er etwas Überraschendes gesagt, lächelte erneut und wurde dann ernst. »Und wenn nicht?«, frag-te sie. »Kehren wir dann um?«
    »Lass mich das entscheiden, wenn es soweit ist.«
    »Natürlich.«
    Er versuchte verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. »Vielleicht sollten wir trotzdem weiter nach Spanien fahren und dort suchen.«
    »Lass uns darüber reden, wenn es soweit ist.« Ihr Lächeln wurde breiter. Immer versuchte sie, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Darin war sie großartig. Besser als jeder andere.
    Er schaute in Karismas haselnussbraune Augen und dachte an die von Aura, hellblau unter dunklen Brauen. Er fragte sich, was aus ihr geworden war. Hatte sie sich und die Familie vor dem Krieg in Sicherheit gebracht? Er konnte es nur hoffen.
    Eigentlich hätte er jetzt bei seinem Sohn sein müssen. Deutschland hatte Russland den Krieg erklärt. Es würde nicht lange dauern, bis die Ostsee zum Schlachtfeld wurde. Was geschah dann mit Schloss Institoris, das abgeschieden über einer Hand voll winziger Inseln vor der Küste thronte? Was geschah mit seinen Bewohnern?
    »Gillian?«
    »Was?«
    »Du wirkst so…«
    »Schon gut«, sagte er. »Tut mir Leid.«
    »Ist es wegen Gian?« Er hatte ihr von ihm erzählt. Auch von Aura. Sogar vom Gilgamesch-Kraut. Sie wusste alles über ihn, und jetzt bereute er das ein wenig. Er hatte ihr keine Geheimnisse mehr zu bieten, nichts, das sich für sie zu ergründen lohnte. Und was wusste er schon über Karisma? Dass sie ihre Kindheit im Haus ihres Onkels verbracht hatte. Und dass dieser, ein Historiker und Theologe, ihr vom Templum Novum erzählt hatte.
    Aber das war nichts. Kein ganzes Leben. Nur eine Geschichte oh-ne echte Substanz. Es musste viel mehr geben, und er wünschte sich, dass sie es ihm eines Tages erzählen würde.
    Lascari hatte bestimmt mehr über sie gewusst.
    Himmel, es war schon so weit, dass er einen Toten beneidete!
    »Ist es wegen Gian?«, fragte sie noch einmal. »Auch, ja.«
    »Wenn nur die Hälfte von dem, was du mir über seine Mutter erzählt hast, wahr ist, dann wird sie dafür gesorgt haben, dass ihm keine Gefahr droht.«
    »Sicher.« Es schmerzte, darüber nachzudenken, deshalb wechselte er abermals das Thema. »Was glaubst du? Hatte Lascari Recht?«
    »Wenn ich das wüsste. Spanien war im Mittelalter eine Hochburg der Tempelritter. Aber ob heute noch ein Zweig existiert? Falls ja, bezweifle ich, dass er größer ist oder mehr Einfluss besitzt als der Templum Novum. Und was Lascaris andere Vermutung angeht… wer weiß?«
    »Es war keine Vermutung. Er war davon überzeugt.« Sie nickte. Das war auch ihr Eindruck gewesen.
    Gillian unterdrückte einen Seufzer, auch wenn er vermutete, dass sie längst wusste, für wie sinnlos er diese Reise hielt. Er war sicher, dass sie einem Hirngespinst nachjagten. Lascari hatte ihnen erklärt, er habe kurz vor ihrer Flucht aus Venedig erfahren, dass in Spanien seit dem Mittelalter ein

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