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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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auf ein wenig menschliche Wärme, auf Zärtlichkeit und, nun gesteh es dir schon ein, auf Sex.
    »Vielleicht sollte ich lieber wieder ins Haus gehen«, sagte sie. »Nein. Bleiben Sie noch.«
    Sie musterte ihn interessiert, aber auch ein wenig misstrauisch. Am meisten erstaunte sie ihre eigene Kurzatmigkeit.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie, »falls ich einen falschen Eindruck bei Ihnen erweckt habe.«
    »An welchen Eindruck dachten Sie denn?«
    »Ich bin nicht auf der Suche nach einem Abenteuer.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen.«
    »Gut… Das enttäuscht Sie hoffentlich nicht.«
    »Nicht im Entferntesten. Ich dachte, dass es nett wäre, sich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »So? Ich gehe jetzt wohl besser. Einen schönen Abend noch… Monsieur Dorian.«
    Er deutete eine Verbeugung an und lächelte verschmitzt. »Mademoiselle Sylvette.«
    Sie wandte sich ab und wollte zurück zur Tür gehen. Nach zwei Schritten aber blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Vielleicht möchten Sie mich ja begleiten.«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte er, als hätte er nur auf diese Einladung gewartet. Sie hasste es, berechenbar zu sein.
    Wenig später bewegten sie sich tanzend durch den Trubel im Ballsaal. Er war der bessere Tänzer, das stand schon nach den ersten Drehungen außer Frage, aber aus irgendeinem Grund war ihr das im Augenblick egal. Es gefiel ihr einfach, dass er sie festhielt. Sie genoss seine Nähe.
    »Sie sind eine Freundin von Philippe?«
    »Ja. Und Sie?«
    »Er und ich kennen uns nur flüchtig. Ich fürchte, ich wurde aus purer Höflichkeit eingeladen. Vermutlich stand ich ziemlich weit unten auf seiner Liste.«
    »Sind Sie aus Paris?«
    »Könnte man sagen.«
    »Keine allzu ausführliche Antwort.«
    »Ich bin mal hier, mal dort. Ich reise viel, wissen Sie. Ich bin unterwegs, so lange ich mich erinnern kann.«
    »Ah, ein Kosmopolit.« Sie überlegte kurz, ob er versuchte, ihr damit zu imponieren. Doch sein beiläufiger Tonfall verriet, dass er nur ehrlich war. Er mochte ein Charmeur sein, doch ein Angeber war er nicht. Unmerklich schob sie sich ein wenig näher an ihn heran.
    »Mir gefällt Ihr Kleid«, sagte er. »Wollen Sie es sich ausleihen?«
    Er lachte, und sein Griff um ihre Taille wurde ein Spur fester. »Und ich mag die Art, wie Sie mich abweisen.«
    »Tue ich das denn?«
    »Etwa nicht?«
    Sie gab keine Antwort, sah nur durch ihre eigene Augenschlitze in die seinen. Es war, als bewegten sie sich in zwei völlig getrennten Welten, die sich nur durch Zufall und gerade in diesem Augenblick überschnitten, wie bei einer totalen Sonnenfinsternis.
    Finsternis. Ja. Es war zu hell hier drinnen. Eindeutig zu hell.
    »Was haben Sie sonst noch zu sagen, außer dass Sie eine Vorliebe für Damenkleidung hegen?« Sie konnte selbst nicht glauben, was sie dann noch hinzufügte: »Ich werde nur mit Ihnen schlafen, wenn Sie ein wenig mehr vorweisen können als harmloses Wortgeplänkel.«
    Er schluckte nicht einmal. Lächelte nur. »Ich werde morgen eine Séance besuchen. Begleiten Sie mich.«
    Sie brauchte einen Augenblick, um den Themensprung nachzuvollziehen. Sie konnte noch immer nicht fassen, was sie gerade erst von sich gegeben hatte. Das war nicht sie selbst. Oder vielleicht doch? Jene Aura, die mit sechzehn, vor unendlich langer Zeit, ein Verhältnis mit ihrem Stiefbruder gehabt hatte. Die sich später ausgerechnet in Gillian verliebte, der versucht hatte, sie umzubringen – und der ihren Vater ermordet hatte. Jene Aura, die in ihrem bisherigen Leben in der Tat recht sonderbare Vorlieben bei der Wahl ihrer Liebhaber gezeigt hatte.
    Wie harmlos erschien ihr da doch dieser Fremde, der kein Geheimnis daraus machte, dass er dasselbe wollte wie sie.
    »Eine Séance?«, fragte sie unschuldig. »Mit Geistern von Verstorbenen und allem drum und dran?«
    »So in etwa.«
    »Und wo soll sie stattfinden?«
    »In der Rue Campagne-Premiere, Nummer 15. Zweite Treppe.«
    »Das ist am Montparnasse, oder?«
    Er nickte. »Es ist die Wohnung zweier Schwestern. Zwillinge. Salome und Lucrecia Kaskaden.«
    »Das klingt deutsch.«
    Grinsend legte er einen Zeigefinger an seine Lippen. »Die beiden sind Deutsche, ja. Aber Sie sollten das nicht zu laut sagen. Zurzeit ist man mit deutschem Namen nicht allzu gut gelitten hier in Paris.«
    »Natürlich.« Hatte er sie durchschaut? Soweit sie wusste, war ihr Französisch tadellos, ohne Akzent. War sie unvorsichtig geworden?
    »Was führt jemanden wie Sie zu einer Séance?«,

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