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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Bett mit anderen teilt?«
    Aura bemerkte, dass die Leibwächter einen kurzen Blick tauschten. Wenn ihr sie angreift, werdet ihr uns alle umbringen, dachte sie und erwog, es laut auszusprechen, als hinter ihr Glas klirrte. Sie hatte nicht mehr an die Wachtposten vor der Tür gedacht. Einer musste von außen mitangesehen haben, was im Foyer vorging, und nun feuerte er durch das Fenster hinauf zum Geländer.
    Seine erste Kugel streifte Sophias rechten Arm, die zweite traf ihre Hand mit der Pistole. Die Unsterbliche stieß einen zornigen Schrei aus, ihre Waffe flog davon, prallte aufs Geländer und stürzte in den Abgrund. Noch im selben Moment setzten sich die Leibwächter in Bewegung.
    »Holt sie euch!«, krächzte Lysander, als sie die Stufen hinaufjagten.
    Aura trat neben ihn. »Das ist keine gute Idee.«
    Sophia war zurückgewichen, bis sie von unten nicht mehr zu sehen war. Ehe die beiden oben ankamen, würde sie fort sein. Wahrscheinlich kannte niemand, abgesehen von Anatol Dolchow – und wo steckte eigentlich er ? –, dieses Haus so gut wie Sophia. Diese Kerle würden sie niemals finden, solange sie es nicht wollte. Ungeachtet dessen verschwanden sie dort oben in einem der Korridore.
    Hinter Aura wurde das Glas vollständig eingeschlagen. Gleich darauf standen jene beiden Männer im Foyer, die bislang die Haustür des Palais bewacht hatten.
    Lysander holte wütend mit seinem Stock aus und ließ ihn auf eine ausgestreckte Hand der Galionsfigur krachen. Die restlichen
Finger platzten ab, als wären sie aus Ton. »Wen hat sie gemeint?«, brachte er heiser hervor. »In wessen Körper steckt dieses verfluchte Ding?«
    »Sophia wird deinen Leuten darauf keine Antwort geben«, sagte Aura. »Aber wenn du willst, zeige ich dir, wo du die Abendliche finden kannst.«

KAPITEL 53
    Gillian presste sich in eine Nische und beobachtete das Mädchen, das langsam über die Galerie im zweiten Stock der Empyreum-Passage wanderte. Die Kleine zog einen Fuß nach. An ihrer Hand baumelte die angenähte Puppe. Struppiges langes Haar hing ihr ins Gesicht und verdeckte die Augenpartie.
    »Ich ... ich ...«, drang es leise zu ihm herüber.
    Bislang war er Galathee nur im Dunkeln begegnet, jetzt sah er sie zum ersten Mal im Lampenschein. Einsam und schwermütig humpelte sie mit ihrem lahmen Fuß an den menschenleeren Läden vorüber und folgte einer Spur durch den Staub, die vermutlich von ihr selbst stammte.
    Da flüsterte eine Stimme ihren Namen, ganz in Gillians Nähe: »Galathee ...? Galathée, komm zu mir.«
    Gillian sah einen Mann mit grauem Backenbart aus einer nahen Tür schleichen, sichtlich bedacht darauf, von niemandem entdeckt zu werden. Das musste Severin Octavian sein, der Uhrmacher und Automatenbauer. Offenbar hatte er sich bereits in dem leeren Ladenlokal im zweiten Stock befunden, als anderswo im Haus die ersten Schüsse gefallen waren; Gillian hätte sonst bemerken müssen, wie er dort Schutz gesucht hatte.
    Vorerst blieb Gillian stehen und sah zu, wie Severin Galathee hochhob, an sich presste und mit ihr zurück zu seinem Unterschlupf lief. Vor der Ladentür drehte er sich noch einmal um, schaute zurück und wandte Gillian den Rücken zu. Dabei blickte Galathee über seine Schulter nach hinten. Ihr Haar hatte sich geteilt.
    Sie besaß keine Augen. Ihr schimmerndes Wachsgesicht hatte
Mund und Lippen, eine fein modellierte Nase – aber dort, wo die Vertiefungen der Augen hätten sein müssen, waren ihre Züge vollkommen glatt. Welcher Art auch immer die Sinne waren, mit denen sie ihren Weg suchte, es waren keine optischen.
    Severin verschwand im Laden. Gerade wollte Gillian weiterlaufen, um herauszufinden, woher die Schüsse gekommen waren, als aus dem Geschäft ein Aufschrei ertönte. Etwas polterte. Severin Octavian fluchte gequält. Einen Moment später hinkte Galathee erneut auf die Galerie. Ihre rechten Finger waren gekrümmt und blutig.
    »Kind, nun bleib doch hier!« Severin lief hinter ihr her und wollte sie aufhalten. Dabei presste er eine Hand auf mehrere blutende Schrammen in seinem Nacken und blickte sich nervös um.
    Gillian trat mit gezogenem Messer aus der Nische. Schlagartig kehrte sein Schwindel zurück, die Benommenheit von all den raschen, brutalen Angriffen, mit denen er seine Gegner außer Gefecht gesetzt hatte.
    Severin prallte rückwärts gegen den Türrahmen, während sich Galathee schlurfend entfernte. Atemlos fragte er etwas auf Tschechisch, dann noch einmal auf Deutsch: »Wer sind

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