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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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deutete zu einer weiteren Tür. Dahinter befand sich
die Küche. Möglicherweise gab es dort einen Hinterausgang, zumindest ein Fenster zum Innenhof.
    Die drei Männer kamen die Treppe herab und blieben den Schritten nach vor der Rezeption stehen.
    »Sieh nach, wann er abgereist ist!«, kommandierte einer. Ein anderer sagte: »Kann nicht lange her sein. Die anderen haben ihn vor nicht mal ’ner halben Stunde hier reingehen sehen.«
    Nach der Sache mit dem Schmuggler musste ihm jemand gefolgt sein. Gillian kam sich vor wie ein Anfänger, die Jahre beim Templum Novum hatten ihn nachlässig gemacht.
    Er schickte Gian voraus in die Küche. Die Klinke knirschte leise.
    Einer der Männer im Foyer setzte sich in Bewegung.
    Gillian huschte hinter Gian her, der bereits in der Dunkelheit verschwunden war. Als er selbst die Küche betrat, machte sich sein Sohn gerade an der Hoftür zu schaffen. Sie war abgeschlossen.
    Was jetzt?, fragte Gians Blick.
    Draußen im Frühstückszimmer wurden die Lampen eingeschaltet.
    »Ist da drinnen einer?«, rief eine Stimme aus dem Foyer.
    Eine zweite, viel näher, antwortete: »Sieht nicht so aus.«
    Gillian beugte sich an Gians Ohr: »Sieh nach, ob irgendwo der Schlüssel liegt. Aber leise. Ich halte sie auf.«
    »Ich will dir helfen.«
    Gillian schüttelte den Kopf. »Such den Schlüssel!«, fauchte er.
    Der Mann, der das Gästebuch überprüfte, rief: »Hier steht nichts von ’ner Abreise. Die Bezahlung ist noch offen. Außerdem hätte uns die Alte nie und nimmer angelogen.«
    Schritte, die den Frühstücksraum durchquerten. Gillian hatte die Verbindungstür hinter sich angelehnt, aber durch den Spalt konnte er den Schatten des Mannes auf dem Boden sehen.

    Gian suchte nach dem Schlüssel, hatte aber richtig erkannt, dass es zu laut wäre, die Deckel und Schubladen zu öffnen. Mit einem Schulterzucken gab er Gillian zu verstehen, dass er so nicht weiterkäme.
    Die Küche war ein quadratischer Raum, in dessen Mitte ein schwerer Tisch stand. Darüber baumelten Töpfe und Kellen von der Decke.
    Gillian wies auf eine schmale Tür mit Oberlicht, die wahrscheinlich in eine Vorratskammer führte. Geh da rein!, formte er stumm mit den Lippen.
    Er hatte schon geahnt, dass Gian sich weigern würde. Stattdessen zog der Junge ein großes Fleischermesser aus einem Holzblock. Gillian musste sich entscheiden, ob er den Mann an der Tür abfangen oder Gian mit Nachdruck in die Kammer befördern wollte. Aber sie wussten höchstwahrscheinlich nichts von seinem Sohn, sie suchten nur ihn selbst, und das war Gians Chance, heil aus dieser Sache herauszukommen.
    Rasch glitt Gillian auf ihn zu, packte ihn am Arm und riss mit der anderen Hand die Kammertür auf. Dann schob er ihn zwischen Regale und Kartoffelsäcke. »Keinen Mucks!«
    »Ich —«
    Aber Gillian hatte die Tür schon wieder geschlossen. Immerhin folgte Gian ihm nicht sofort, das ließ ihn aufatmen. Hoffentlich blieb er vernünftig.
    Draußen näherten sich Schritte der Küchentür. Jetzt mussten sie ihn gehört haben. Auch die Männer aus dem Foyer betraten das Frühstückszimmer. »Die Küche«, sagte einer. Ein anderer knurrte zustimmend.
    Gillian blickte sich um und entdeckte Gians Lederkoffer. Mit dem Fuß schob er ihn unter die Anrichte, umschloss in seiner Manteltasche den Schlüsselhänger mit der Faust und zog ihn hervor. Nach kurzem Zögern ergriff er mit der Linken eines der
Messer, kaum halb so lang wie jenes, das Gian gewählt hatte. Nicht die Größe machte eine Klinge tödlich.
    Es gelang ihm nicht mehr, rechtzeitig neben dem Eingang Stellung zu beziehen. Noch während er sich zur Tür bewegte, wurde sie nach innen gestoßen.
    Vielleicht sah der Kerl noch, was da auf ihn zukam. Bemerkte vielleicht einen Umriss. Dann schlitzte Gillian ihm mit einem schnell geführten Streich die Kehle durch. Röchelnd sackte der Mann in die Knie. Hinter ihm tauchte einer der beiden anderen auf, hob seinen Revolver – und schrie auf, als ihn der schwere Messinganhänger mitten ins Gesicht traf. Gillian hatte kaum Zeit zum Zielen gehabt, aber seine Instinkte ließen ihn nicht im Stich. Das Wurfgeschoss konnte den Mann nicht außer Gefecht setzen, aber einen Moment lang würde er nicht wissen, was ihn erwischt hatte. Mit etwas Glück war sein Nasenbein gebrochen.
    Gillians Hand krallte sich ins Haar des knienden Mannes mit der durchschnittenen Kehle und zerrte ihn ins Innere der Küche. Das viele Blut machte den Boden glitschig. Eine Schusswaffe fiel aus

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