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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Polizei.
    Gillian zielte und schoss auf die linke Mauerkante neben der Tür. Steinsplitter und Mörtel explodierten aus dem Einschlag.
Hoffentlich brachten sie den Mann dort draußen dazu, noch ein paar Sekunden länger in Deckung zu bleiben.
    Geduckt rannte Gillian los, quer durchs Foyer zurück in den Frühstücksraum. Er warf sich zu Boden, rollte herum und zielte beidhändig auf das zerstörte Fenster. Eigentlich lag es zu hoch, als dass der sechste Mann hätte hereinklettern können, aber lieber überschätzte Gillian seine Feinde, als ihnen in die Arme zu laufen.
    Niemand da.
    Stattdessen Schritte im Foyer.
    Er hastete zur Rückwand, möglichst weit weg vom Fenster, dafür in die Nähe der Küchentür. Sie würden auf jeden Fall durch den Hinterausgang flüchten müssen. Der Hofgarten mit seinen schützenden Hecken und Bäumen lag nach vorne heraus auf der anderen Straßenseite, aber ungesehen bis dorthin zu gelangen war ausgeschlossen. Auf den Haupteingang waren nach all dem Lärm die Blicke der ganzen Nachbarschaft gerichtet.
    Aus der Küche erklang das Bersten von Holz. Natürlich – der sechste Mann war längst nicht mehr draußen auf der Straße. Er war durchs Tor in den Innenhof gelaufen, um Gillian in den Rücken zu fallen. Jetzt hatte er die Hintertür aufgebrochen. Gillian hoffte inständig, dass Gian sich nicht aus seinem Versteck bewegt hatte.
    Mehrere Schüsse peitschten aus dem Eingangsbereich ins Frühstückszimmer. Er hatte nur noch Sekunden, ehe sie ihn von zwei Seiten in die Zange nehmen würden. Beide Türen waren gesichert. Wäre er allein gewesen, hätte er einen Sprung durchs Fenster gewagt. So aber blieb ihm keine Wahl.
    Er lauschte und hörte, dass der Mann im Foyer nachlud. Gillian rannte los. Er wusste nicht, ob sein Gegner sich links oder rechts der Tür versteckte, aber für eine Seite musste er sich entscheiden. Mit einem weiten Satz sprang er aus der Tür und feuerte blind nach links. Der Mann blickte ihn aus großen Augen
an, fast empört, so als hätte Gillian ungeschriebene Spielregeln verletzt. Dann brach er zusammen. Gillian ging kein Risiko ein und schoss ihm eine weitere Kugel in die Stirn.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er quer durchs Speisezimmer eine Bewegung und ahnte zugleich, dass ihm keine Zeit mehr blieb. Noch ehe er herumwirbeln und abdrücken konnte, hatte der letzte Mann in der Küchentür schon angelegt. Er zielte durch den Frühstücksraum ins Foyer, hatte Gillian genau im Visier – und sackte in die Knie.
    Langsam beugte er sich vor, so als wäre er dieser ganzen Sache überdrüssig. Sein Kopf fiel nach vorn, zog den Körper hinterher. Gillian sah gerade noch das große Küchenmesser, das in seinem Rücken steckte, ehe ein Tisch die Sicht auf ihn verdeckte.
    Gian stand in der dunklen Küche, von den Lampen des Speisezimmers nur vage beschienen. Er blickte von dem Mann auf und sah zu Gillian herüber.
    »Pass auf!«, brüllte der gerade noch und stürmte los.
    Gians Augen wurden groß vor Verwunderung. Ein Schuss peitschte. Der Einschlag schleuderte ihn zurück in die Finsternis.
    Gillian schrie auf, stieß den Tisch beiseite und sah den Kerl mit dem Messer im Rücken am Boden liegen; er hatte sich mit letzter Kraft halb herumgerollt. Seine Hand mit der Waffe zitterte, sie war noch immer auf den leeren Durchgang zur Küche gerichtet.
    Gillian hielt nicht einmal inne, sondern feuerte im Vorbeilaufen zwei Kugeln in den Schädel des Mannes.
    Dann war er bei Gian, sah das Blut, sah die Wunde und die aufgerissenen Augen. Stumm hob er seinen Sohn vom Boden und trug ihn zur Hintertür.

KAPITEL 35
    »Eigentlich sollte es mich nicht wundern, Ihnen beiden ausgerechnet in Prag zu begegnen.«
    Salome und Lucrecia Kaskaden hatten Aura in ihre Mitte genommen, während sie gemeinsam durch die dunklen Straßen der Kleinseite gingen. Die exzentrischen Tüllkreationen auf den Hüten der Zwillingsschwestern wippten bei jedem Schritt, und mit ihren langen, aufgebauschten Kleidern und den Regenschirmen, die sie unter ihren Armen trugen – die eine links, die andere rechts –, sahen sie aus wie Gesellschaftsdamen unterwegs zu einem Tanztee.
    »Nun«, sagte Salome, »nirgendwo in Europa gibt es derzeit einen so großen Bedarf an Geisterbeschwörungen wie in dieser Stadt.«
    »Wobei wir den Begriff Seelengeleit bevorzugen«, ergänzte Lucrecia mit rügendem Unterton.
    Salome stupste Aura verschwörerisch mit dem Ellbogen an. »Meine Schwester regelt das Geschäftliche und legt

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