Die Aldi-Welt
erstellt, um einen Platz abgerutscht. »Baby Billionaire« Bill Gates, der Microsoft-Chef, rangiert unangefochten an erster Stelle, ja er hatte sogar im Vergleich zum Vorjahr sein Vermögen verdoppelt – auf 36,4 Milliarden Dollar. Der erste Europäer taucht auf Platz drei auf: der Schweizer Paul Sacher mit knapp 20 Milliarden Mark Privatvermögen, Mehrheitseigentümer des Pharmakonzerns Hoffmann-La Rôche. Und dann auf Platz zehn die ersten Deutschen. Die Familie Quandt, Hauptaktionär bei BMW, besitzt 11,7 Milliarden Dollar Privatvermögen, unwesentlich mehr als die Familie Albrecht, die mit 11,5 Milliarden Dollar auf Platz elf rangiert – 21 Milliarden Deutsche Mark Privatvermögen, da heißt es anlegen, anlegen und nichts als das. Unter den 200 Superreichen der Welt sind immerhin 21 deutsche Dollarmilliardäre, darunter Unternehmerfamilien wie Hans-Joachim Langmann (Merck; Chemie und Pharmazie, 5,6 Milliarden), Michael Otto (Versandhaus, 4,5 Milliarden), Dietmar Hopp und Söhne (Software, 3,6 Milliarden) und Ferdinand Piech (Volkswagen-Chef und Porsche-Mitinhaber, 3,4 Milliarden).
Zwar erscheint es ein wenig zweifelhaft, zwei sehr erwachsene Männer nebst ihren Clans in einen Finanztopf zu werfen, aber da wir uns ohnehin in Regionen bewegen, wo der gemeine Millionär von nebenan ins Grübeln geraten müßte, ob er nicht sein Leben als Geldvermehrer verpfuscht habe, ist diese Überlegung für Aldi Normalverbraucher müßig.
Lassen wir deshalb einen hundsordinären Millionär zu Wort kommen, den Rennfahrer Michael Schumacher (Jahreseinkommen ca. 50 Millionen Mark aus Ferrari-Tantiemen und Werbeverträgen). »Schumi« ist der reichste Sportler Deutschlands, aber im Club der Superreichen ist er ein Nichts. Das ist ihm bewußt geworden, als er den Sultan von Brunei in dessen Palast besuchen durfte. Der Sultan, den manche noch für vermögender halten als Bill Gates, muß »den Kerpener« schwer beeindruckt haben. Der Illustrierten Stern gab Schumacher jedenfalls zu Protokoll: »Es hat mir gezeigt, wie arm ich eigentlich bin.«
Zeit für einen kurzen Tagtraum: Wie muß das sein, jeden Morgen mit dem Gefühl aufzuwachen, über Nacht schon wieder sechs Richtige im Lotto gewonnen zu haben? Oder ist das wie mit dem Nachwuchs: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Discounter, große Sorgen? Karl und Theo Albrecht scheinen solche Gefühle jedenfalls ganz gut im Zaum halten zu können. Die armen, reichen Leute leben recht bescheiden vor sich hin. Extravaganzen sind, sofern vorhanden, natürlich nicht bekanntgeworden. Zumindest das verbindet die Brüder Albrecht mit dem amerikanischen Milliardärskollegen Bill Gates, dessen (in Fachkreisen belächelte) Software den ganzen Planeten erobert hat. Aber ansonsten – welch ein Unterschied im Marketing von Person und Produkt. Gates ist als Mr. Microsoft ein strahlender Brillenträger-Bubikopf, der weltweit die Titelseiten der Magazine ziert, der habituell zum »Mann des Jahres« gekürt wird, und der doch ein Finanzgenie sein muß. Über Bill Gates Firma geht die Rede, sie sei nur deshalb so groß geworden, weil sie all ihr finanzielles Engagement in die Vermarktung eines Produkts gelegt habe, das zum Zeitpunkt seiner Markteinführung bereits von konkurrierenden Systemen um Lichtjahre geschlagen wurde. Es gibt durchaus ernstzunehmende Kritiker, die Gates vorwerfen, er habe die Entwicklung der Computerwelt um zehn Jahre zurückgeworfen. Abgesehen davon, daß einen Kulturpessimisten das am allerwenigsten stören dürfte, kann man schon einmal spekulieren, in welche Richtung die Albrecht-Brüder den Lebensmittelhandel tatsächlich vorangebracht haben? Aber vielleicht kann man Computer-Chips und Kartoffel-Chips doch nicht miteinander vergleichen.
Historisch interessant ist die Vergangenheit einiger hiesiger superreicher Familien. Im Falle von Konzerngründer Günther Quandt handelt es sich zum Beispiel gar um einen der Hauptfinanziers von Hitler. Quandt war in den zwanziger Jahren zusammen mit August Rosterg als Leiter des in der Kali-Industrie operierenden Wintershall-Konzerns reich geworden. Ab 1931 finanzierte Quandt mit Spenden die Propagandafeldzüge Hitlers, bei der Machtergreifung zählte er zu jenen Industriellen, die eine »Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft« einrichteten. Dafür wurde Quandt als Aufsichtsrat der Deutschen Bank und von Daimler-Benz entlohnt. 1937 ernannte ihn Hitler zum »Wehrwirtschaftsführer«. Sein Sohn aus erster Ehe mit Magda, der
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