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Die Alptraum-Frau

Die Alptraum-Frau

Titel: Die Alptraum-Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rechte Hälfte der Schwingtür gehängt. Die Verkäuferin nahm sie ab und legte sie auf einen freien Platz. Dann ging sie zu einer anderen Kundin, die um einen mit Jeans gefüllten Tisch herumschlich.
    Benny war noch immer in der Kabine. Ziemlich lange sogar, das wiederum gefiel Janine nicht. Es war nicht natürlich. Normalerweise war Benny froh, wenn er eine Umkleidekabine so schnell wie möglich verlassen konnte. In diesem Fall war das Gegenteil eingetreten. Er blieb in dem engen Raum und war trotz der unten und oben offenen Schwingtür nicht zu sehen.
    Sie stand auf. Etwas stimmte nicht. Die Verkäuferin beschäftigte sich mit der neuen Kundin. Sehr langsam ging Janine auf die Schwingtür zu.
    Es war für sie alles normal, und trotzdem kam sie sich anders vor als sonst.
    Sie schaute nach unten. Bennys Beine waren zu sehen. Er trug noch immer die Jeans. Ob es eine neue oder eine alte war, interessierte die Frau nicht. Janine sah nur die Beine und auch die Starre.
    Ross! Der Name ihres Mannes fiel ihr ein. Das musste etwas mit Ross zu tun haben. Plötzlich war ihre Stimmung dahin. Sie hatte gedacht, ihn vergessen zu können, aber er war wieder da. Zumindest in ihren Gedanken. Sie traute sich nicht, die Flügel der Schwingtür zur Seite zu drücken, um nach Benny zu schauen. Das wäre normal gewesen, aber es gab da tatsächlich eine Hemmschwelle.
    »Benny…?« Halblaut hatte sie den Namen ihres Sohnes gerufen, und er hätte ihr eine Antwort geben müssen. Die erfolgte nicht.
    »Mein Gott, was ist nur los?« flüsterte Janine und schaute sich behutsam um. Es war alles normal. Der Betrieb lief. Die Verkäuferin kümmerte sich noch immer um die Kundin. Nichts wies auf etwas Schlimmes oder gar Unheimliches hin.
    Benny stand noch immer auf der Stelle. Er bewegte sich nicht. Er sprach auch nicht. Oder doch? Ja, es war seine Stimme, die Janine hörte.
    Sehr leise nur, kaum zu verstehen, und sie ging noch näher an die beiden Hälften der Schwingtür heran.
    Jetzt hörte sie etwas. Ihr Herz schlug schneller. Das Blut schien sich in Eiswasser verwandelt zu haben. Schweiß brach aus ihren Poren, und sie spürte einen leichten Schwindel. Stellte sich schlimme Dinge vor, Dinge, die es eigentlich nicht geben durfte. Alles war plötzlich anders geworden.
    »Daddy, was ist denn? Warum siehst du so komisch aus?«
    Janine Calderon schloss die Augen, als sie diese Frage hörte. Das gab es nicht. Das war der letzte Irrsinn. Ihr ehemaliger Mann konnte einfach nicht in dieser Kabine sein. So was war unmöglich. Sie hätte ihn auch sehen müssen. Er hatte sich ja nicht in Luft auflösen können, so etwas gab es nicht.
    Janine überwand sich selbst. Sie war um einiges innerlich gewachsen.
    Diesmal ließ sie sich nicht von der Angst zurückhalten und zerrte die rechte Hälfte der Schwingtür auf. Der Blick war frei.
    Sie sah ihren Sohn. Er wandte ihr das Profil zu und schaute auf einen Spiegel, der an einer Kabinenwand hing und bis zum Boden reichte.
    Janine wollte etwas sagen. Ihr Blick pendelte zwischen Benny und dessen Spiegelbild hin und her. Sie selbst wurde von Ben nicht wahrgenommen. Er konzentrierte sich auf den Spiegel, bewegte seine Lippen, sprach flüsternd, und wieder fiel das Wort »Daddy«.
    Im Spiegel bewegte sich jemand! Janine sah nur den Schatten. Einen hellen Streifen, ein Gesicht mit männlichen Zügen. Verwaschen zwar, aber gut zu erkennen, wie sie meinte.
    Es war Ross, ihr ehemaliger Mann!
    Im ersten Augenblick fühlte sie sich so, als hätte man ihr die Beine weggezogen. Sie wunderte sich, dass sie trotzdem noch stand. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Der Schwindel blieb. Sie hörte sich stöhnen, und das Gesicht im Spiegel verschwamm ebenso vor ihren Augen wie auch Benny.
    Sie kannte sich selbst nicht mehr, als sie Benny anpackte, ihn herum und auch aus der Kabine riss. Sie hätte sich schämen müssen, doch es war keine Zeit für irgendwelche Erklärungen. Erst draußen im Laden kamen Mutter und Sohn wieder zu sich.
    Benny schüttelte den Kopf. »He, was ist denn los? Was hast du mit mir gemacht?«
    »Ich? Ich?« keuchte sie. »Nein, ich habe nichts getan. Es war dein Vater. Oder du kannst es auch gewesen sein, denke ich. Was ist denn da passiert, zum Teufel?«
    »Dad war da!«
    Janine schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Es stimmte, ihr Mann war da gewesen. Auch sie hatte ihn gesehen. Sein Gesicht hatte sich im Spiegel gezeigt. Diesmal ging sie davon aus, dass es kein Irrtum gewesen war. Er hatte sich

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