Die Alptraum-Frau
weiterbringen kann.«
»Einer ist zu wenig, John.«
»Das befürchte ich auch.«
Kara hatte uns nicht angelogen. Sie wartete tatsächlich in meiner Wohnung auf Suko und mich. Als wir das Wohnzimmer betraten, saß sie im Sessel und lächelte schmal.
Kara erinnerte mich an eine Gestalt aus einem Kostümfilm. Wieder trug sie das lange Kleid, diesmal in einem dunklen Blau. Das dunkle Haar hatte sie nach hinten gedrückt und es dort mit einem Band zusammengebunden. Das Schwert mit der goldenen Klinge trug sie wie immer bei sich. Sie hatte es gezogen und quer über die beiden Lehnen des Sessels gelegt. Beim Anblick dieser speziellen Waffe fiel mir ein, dass ich ebenfalls der Besitzer eines Schwertes war. Es hatte einmal König Salomo gehört. Ich fragte mich, ob es wohl eine Waffe gegen Urania war.
»Schön, dass ihr schon hier seid«, sagte Kara, als wären wir der Besuch und nicht umgekehrt.
»Wir sind fast geflogen«, erwiderte Suko.
»Das war auch wichtig.«
Beide horchten wir auf. Sagten nichts, sondern warteten darauf, dass Kara fortfuhr. Den Gefallen tat sie uns auch. »Urania weiß inzwischen, dass es zwei Menschen gibt, die ihr auf den Fersen sind. Es ist klar, dass sie so etwas nicht haben kann, und sie wird sich dementsprechend verhalten. Ich wundere mich sowieso, dass sie so lange gewartet hat. Deshalb habe ich euch ja angerufen. Ich wollte vor allen Dingen herausfinden, ob ihr noch am Leben seid.«
»Das siehst du ja.«
»Es war Glück, John.«
»Warum?«
»Weil sie sich zunächst um andere Dinge kümmern musste. Jetzt hat sie wohl freie Bahn.«
Ich schaute Kara scharf an. »Du weißt wirklich viel, Kara, alle Achtung. Bestimmt mehr als wir. Hast du uns bewusst in der schwarzen Tinte herumtappen lassen?«
»Nein, das käme mir nie in den Sinn. Ich weiß auch, wie gefährlich Urania ist. Käme es durch sie zu einer Umarmung mit euch, ihr hättet keine Chance. Beide nicht. Dein Kreuz ist wertlos. Urania ist ein Phänomen. Sie kann ein Mensch sein, aber zugleich auch etwas anderes, wobei ich sie nicht als Geist bezeichnen will.«
»Als was dann?«
»Sie ist eine besondere Person. Ich habe schon vom Sternenstaub gesprochen. In der Tat besteht sie daraus, aber sie schafft es auch, diesen Zustand zu überwinden. Wenn wir davon ausgehen, dass dieser Sternenstaub nicht unbedingt als Masse zu bezeichnen ist, sondern als Energie, dann schafft sie es, Energie in Masse zu verwandeln.«
»Alle Achtung«, sagte ich. »Der Traum aller Physiker. Wie ist es bei ihr möglich?«
»Magie.«
»Damit wären wir beim Thema. Woher stammt sie? Sie heißt Urania. Kommt sie vom Planeten Uranus?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Kara. »Gehen wir davon aus, dass sie von den Sternen kommt, auch den Planet der Magier kennt, und sich immer danach orientiert hat, wo sie Menschen finden kann. Sie braucht diese Menschen. Menschen sind ihre Energiequelle. Sie sorgt dafür, dass sie in ihren ursprünglichen Zustand zurückfallen, eben in Sternenstaub. Darin ist sie groß.«
»Alles klar bisher. Nur was hat der Sternenstaub mit Magie zu tun? Das verstehe ich nicht.«
»Hör genau zu, John. In ihr steckt nicht der normale Sternenstaub, sage ich mal. Sie hat welchen gehortet, der verändert wurde. Magisch verändert. Der aus dem Bösen entstanden ist. Ihr wisst selbst, dass das Böse so lange auf der Welt haust, seit es sie gibt. Urania ist möglicherweise älter, aber sie hat auf ihren langen Reisen durch Zeit und Raum immer wieder die Erde besucht und ist auch von ihr beeinflusst worden. Zwar ist sie kein Kind der Erde, doch sie hat viel davon aufgenommen und es für sich verarbeitet. Auch ihre Kraft ist nicht unendlich. Sie muss ihren Motor immer wieder aufladen, und das geschieht, in dem sie sich an die Menschen wendet. In ihnen steckt die Kraft, die Urania braucht, um auch die folgenden Zeiten über existieren zu können.«
»Wenn ich dich richtig verstehe, Kara«, sagte Suko, »Hat sie das schon immer getan.«
»Ja, so lange es Menschen gibt. Sie war immer mal da und hat sich dann wieder zurückgezogen. Sie suchte sich die Menschen aus, die es ihr leicht machten. Personen, die mit dem Leben nicht zurechtkamen und kurz davor standen, sich selbst umzubringen. Durch sie hat sie dann ihre Energiequelle gefüllt. Jetzt ist sie wieder dabei. Ich weiß nicht, vor wie vielen Jahren sie es zuletzt getan hat, aber in dieser Zeit ist sie auf euch getroffen.«
»Du kennst sie aber besser«, sagte Suko.
»Ja und nein. Ich
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