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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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Schlüssel nach dem anderen aus und siehe da, ein großer, sehr alter und gänzlich verrosteter Schlüssel schien exakt in das Schlüsselloch der alten schmiedeeisernen Tür zu passen.
Unter lautem Knarren und nur mit größter Kraftanstrengung konnten sie die Tür schließlich öffnen. Sie war von der anderen Seite her kräftig zugewachsen und sie mussten sich äußerst mühsam durch ein Gewirr von Ästen kämpfen, bis endlich Greta als Erste auf einer freien Wiese stand.
    „Ist ja allerhand, was du einer alten Frau zumutest“, stöhnte Tamara, als auch sie endlich abgekämpft und auf allen vieren aus dem Gestrüpp gekrochen kam. Ihre zu einem Knoten aufgesteckten Haare zierten  Äste, Moos und allerhand anderes Grünzeug.
Sie hatte nun tatsächlich erschreckend viel Ähnlichkeit mit einem alten Kräuterweiblein, welches Zeit seines Lebens tief im Wald zwischen Bäumen und Tieren gehaust hatte.
    „Hör mal!“, sagte Greta leise. „Hörst du es nicht auch, dieses knackende, klopfende Geräusch?“
    Sie lauschten beide angestrengt in die feuchtkalte Nacht.
    „Dort hinten ist so eine Art Schuppen“, sagte Tamara. „Früher konnte ich die alte verwitterte Holztür  immer von unserem Garten aus sehen. Jetzt ist die Hecke schon zu dicht. Aber ich habe da nie jemanden reingehen sehen.“
    Sie ging voran zu der von ihr beschriebenen Stelle.
Es war stockdunkel auf dem weitläufigen Gelände und schon nach wenigen Metern erreichten sie den dunklen Schatten, der sich als der besagte alte Schuppen entpuppte.
Die knisternden Geräusche wurden lauter.
    „Hier ist es!“, rief Greta und versuchte gleich darauf, die Tür des Schuppens zu öffnen.
Sie war nicht abgeschlossen, sondern nur mit einem Metallhaken versehen. Dieser war zwar auch verrostet, ließ sich aber dennoch problemlos öffnen.
Im Schuppen wurden sie sogleich von einem undurchdringlichen Gewirr von Spinnennetzen empfangen.
    „Iiih!“, schrie Greta.
    „Wart’ mal“, sagte Tamara.
Sie holte einen Ast, den sie schnell von einem Strauch abgebrochen hatte und wirbelte damit im Schuppen herum.
So kamen zum Grünzeug auch noch eine Menge Spinnweben hinzu, die sich wie ein Netz über Tamaras Haar legten und Tamara wurde einer alten Kräuterhexe, so wie man sie sich im Allgemeinen vorstellte, immer ähnlicher.
Es war stockdunkel und man sah absolut nichts. Doch schienen die Geräusche tatsächlich direkt  aus dem Schuppen zu kommen. Jetzt hörten sie zusätzlich ein Poltern und Knallen, als ob etwas zum Einsturz gekommen sei und Rebeccas Tante stürzte mit wilder Entschlossenheit in das Dunkel der Hütte. Sie tastete sich an den Wänden entlang, bis sie auf eine Erhebung stieß.
    „Hier scheint noch eine Tür zu sein. Komm, hilf mir, Tamara, wir müssen sie öffnen.“
     
    ~
     
     
    Rebecca hustete. Wie es aussah, war der Gang hinter ihnen komplett zusammengestürzt, so dass sie auf keinen Fall zurückgehen konnten. Dichter Staub hatte sich auf die drei Personen gelegt und es gab kaum noch Luft zum Atmen. Dr. Kelbel lag röchelnd auf dem Boden und halb über ihm Torsten.
    Rebecca stand an der Tür, die sich einfach nicht öffnen lassen wollte.
Die Farbe ihrer Haare war von Rot zu einem staubigen Graubraun gewechselt.
Wenn ich  nicht bald diese Tür aufbekomme, werden wir hier elendig ersticken!
Sie lehnte sich gegen die Tür, und versuchte trotz der sie beherrschenden Panik, nachzudenken.
Sie würden hier sterben, alle drei, das wusste sie. Wenn nicht noch ein Wunder geschah… Doch glaubte sie nicht an Wunder.
Panik und Todesangst beherrschten sie. Es fiel ihr schwer, an irgendetwas anderes zu denken, als an ihren eigenen Tod.
Das Herz klopfte ihr bis zum Halse.
    Verdammt, ich will nicht so sterben!
Wenn dies tatsächlich mein Ende ist, dann muss ich jetzt in diesem Moment eine Rückschau auf mein Leben machen. Meine Eltern, meine Schwester…
Sofort füllten sich ihre Augen mit Tränen beim Gedanken an ihre Familie.
Ich liebe euch so sehr!
Sie erinnerte sich an die Worte Tamaras vor wenigen Tagen, als sie etwas über das Gesetz der Liebe gesagt hatte: „…dieses steht über allem! Es ist das stärkste und mächtigste aller Naturgesetze!“
„Ich möchte meine letzten Gedanken dem Gesetz der Liebe widmen“, flüsterte sie leise in ihre staubige Umgebung.
Innerlich begann sie, die Menschen aufzuzählen, die sie liebte:
Die Eltern, die Schwester, Greta… Torsten, der hier bei ihr war und ebenfalls sterben würde.
Hannelore …

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