Die alte Villa (German Edition)
Bekell besuchen und ihm sagen, dass er sich der Polizei stellen soll?“
„Nein, nein, wir haben ja gehört, dass er auf der Flucht ist, da kann er wohl nicht so schnell zurück in seine Klinik gehen und so tun, als wäre nichts passiert. Da hat seine Mutter ja anscheinend genau das richtige Gespür gehabt, was ihn betraf.“
Draußen auf dem Flur rührte sich etwas und im nächsten Moment erschien Gretas Kopf in der Tür.
„Ich hab’ wohl zu lange geschlafen?“, fragte sie.
„Nein, nein, es ist gut, wenn du dich ausgeschlafen hast. Komm, setz dich und frühstücke erst einmal ordentlich.“
Noch während des Frühstücks klopfte es schon wieder an der Tür und diesmal waren es Rebecca und Torsten, die man inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen hatte.
Rebecca ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
„Mensch, das war vielleicht schrecklich im Krankenhaus, vor allem, wenn man gar nicht krank ist.“
Auch Torsten setzte sich an den Tisch, nachdem er alle begrüßt hatte.
„Rebecca ist eine fürchterliche Patientin“, brachte er stöhnend hervor. „Ich vermute, dass die Schwestern immer noch am Feiern sind, dass sie sie endlich los geworden sind“, sagte er und fing sich damit einen bösen Blick von Rebecca ein.
„Und in der Nacht bekam sie noch Alpträume“, setzte Torsten seufzend hinzu.
Tamara und Greta schauten bestürzt zu Rebecca.
„War’s denn was Schlimmes?“, fragte ihre Tante.
Rebecca zögerte und wusste nicht recht, ob sie von ihrem Traum berichten sollte.
Aber warum eigentlich nicht?
„Ja, es war schon ein sehr seltsamer Traum“, sagte sie und senkte den Kopf.
„Ich habe von Dr. Kelbel, also dem ehemaligen Dr. Bekell geträumt und ... und er ...also er hatte sich...“ Sie stockte, denn sie brachte die Worte nicht heraus.
„Er war tot“, sagte sie schließlich.
„Oh nein!“, rief Greta und man hatte den Eindruck, dass sie keinen einzigen Moment daran zweifelte, dass der Traum von Rebecca auf ein reales Ereignis hinweisen würde.
Tamara und Jeremy schauten sich an und dachten wohl beide an den Brief, den Jeremy ihr gerade erst vorgelesen hatte.
Jeremy erhob sich und Tamara wirkte besorgt, als sie nachfragte: „Wo war Dr. Kelbel denn gewesen in deinem Traum?“
Rebecca musste nicht lange überlegen. „In der alten Villa“, sagte sie.
„Dann sollten wir keine Zeit verlieren, vielleicht ist es ja noch nicht zu spät!“, rief Tamara.
Sorgenfalten zeigten sich auf Rebeccas Stirn und sie stand zögernd auf.
Torsten blieb sitzen und zog ebenfalls die Stirn kraus. „Es war nur ein Traum“, sagte er und schüttelte den Kopf, als hätte er es hier gleich mit mehreren hoffnungslosen Fällen von geistiger Verwirrung zu tun. Dann erhob er sich dennoch und bot sich an, Rebecca zu begleiten. Jeremy wollte ebenfalls mitkommen, doch winkte Torsten ab. „Ich denke, wir werden dort eh’ nichts finden. Es reicht sicher, wenn wir zu zweit nachschauen gehen“
Tamara schlug ihnen vor, den Weg durch den Garten zu nehmen.
„Was meinst du, dort zu finden?“, fragte Torsten mit tonloser Stimme, als sie gemeinsam durch das schmiedeeiserne Tor am Ende von Tamaras Garten gingen. Der Durchgang war jetzt frei zugänglich, da Tamara heute Morgen schon mit einer großen Gartenschere hier gewesen war. Man konnte ja nie wissen..
Richtig g epflegt und einladend wirkte das schöne alte Tor nun. Es stand ein wenig offen, so dass der Betrachter vermuten musste, dass es regelmäßig benutzt wurde.
Seine rostigen Gitterstäbe zeigten wunderschöne Schwünge und waren in sich kunstvoll verdreht. An ihren Enden zweigten aus jedem Eisenstab zwei weitere Stränge wie sich öffnende Blütenblätter ab. Der mittlere Strang endete in einer wunderschönen Lilie…
Rebecca bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, als sie durch das Tor traten. Die Realität begann sich aufzulösen und machte einer Szene wie aus einem Märchen Platz.
„Ich weiß es nicht“, antwortete sie abwesend auf Torstens Frage.
„Und warum gehen wir dann überhaupt in dieses Haus?“
Rebecca konnte deutlich den leicht bissigen Unterton in seiner Stimme heraushören.
Sie musste sich in Bezug auf Torsten nichts vormachen.
Es schien, als lebten sie in völlig verschiedenen Gedankenwelten und sie wünschte sich nun fast, jemand anderes wäre mit ihr gekommen.
Jeremy zum Beispiel. Er stellte niemals Fragen. Und das war ihr doch um einiges lieber, wo sie doch selber noch so viele Fragen hatte, auf die sie
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