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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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traten.
In den nahen Waldgebieten schlängelten sich fast überall kleine Bäche durch mehr oder weniger tief eingeschnittene Täler. In ‚ihrem’ Wald fühlte sie sich zuhause. Hier kannte sie sich gut aus. Es war ein wunderbarer Mischwald, der stellenweise in einen artenreichen Auwald überging, mit teilweise recht altem Baumbestand.
Zunächst wurde der Weg rechts und links von Eichen gesäumt. Nach einigen hundert Metern wurden diese von Rotbuchen  und Eschen abgelöst.
    Die Blätter fingen schon jetzt, Mitte September an, sich zu verfärben, woran vermutlich der viel zu kalte August schuld war.
Rebecca liebte es, im Wald zu sein.
Manchmal hatte sie das Gefühl, dass hier  ihr eigentliches Zuhause wäre. Eine Art zweite Familie, von der sie Schutz, Geborgenheit und Verständnis erhielt. Eine liebevolle Kraft, die sie unsichtbar umhüllte.
Ein paar Blaumeisen turnten auf den Zweigen und ein Eichhörnchen huschte knapp vor ihren Füßen über den Weg.
    Als kleines Mädchen wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mit den Tieren sprechen zu können.
    Auf Waldspaziergängen mit der Familie war sie immer sehr vergnügt gewesen und oft blieb sie viele Meter hinter den anderen zurück, weil sie einfach an keinem Tier, und sei es nur eine kleine Ameise, vorbeigehen konnte, ohne es ganz ausführlich zu betrachten.
Sie erinnerte sich an ein Erlebnis, dass sie wie einen Schatz in ihrer Erinnerung aufbewahrte und von dem sie sich manchmal fragte, ob es tatsächlich passiert  oder vielleicht doch bloß ein Traum gewesen ist.
Sie muss vielleicht fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein und war bei einem Spaziergang mit der Familie weit hinter den anderen zurück geblieben.
Auf der Suche nach einer kleinen Maus, die plötzlich am Wegrand im Laub geraschelt hatte, war sie ins dichte Unterholz des Waldes gelaufen. Durch die dicht stehenden Sträucher hatte sie sich nur mühsam einen Weg durch das Dickicht bahnen können.
Einem inneren Drang folgend, war sie immer tiefer in den Wald hinein gezogen worden.
Bis sie sich plötzlich in einem kleinen, wunderbar grünen Raum wieder gefunden hatte.
Die Pflanzen, die sie dort umgeben hatten, hatten so wunderbar hell und sonnig gestrahlt, dass es ihr heute, bei der Erinnerung daran, doch sehr unwirklich, aber deshalb nicht weniger faszinierend erschien. Alles war leuchtend grün und erstaunlich gewesen.
Vielleicht ist es so, wenn ein Mensch nach seinem Tod das Paradies betritt?
Schöner und wunderbarer konnte es dort sicher auch nicht sein. Dieses sonnenüberflutete leuchtende Grün der Blätter von den sie umgebenden Pflanzen hatte sie immer wieder vor Augen, wenn sie an dieses Ereignis dachte. Sie war völlig umschlossen gewesen von den Sträuchern mit ihren zarten Zweigen und sie konnte sich noch heute an das Gefühl erinnern, das sie bei diesem Anblick empfunden hatte.
Obwohl sie vollkommen allein gewesen war, fühlte sie sich sicher und im Einklang mit allem, was sie umgab. Der Wald, die Natur mit all ihrer Schönheit und sie, die kleine Rebecca, die staunend da gestanden und das Wunder in sich aufgesogen hatte mit dem wunderbaren Gefühl, eine unglaubliche Entdeckung gemacht zu haben.
    Aber heute konnte Rebecca rein gar nichts trösten. Si e fühlte sich innerlich wie tot. Wenn sie doch wenigstens jemanden zum Reden hätte. Vielleicht hätte sie Hannelore bitten sollen, zu bleiben.
    Erneut fiel sie in einen schwerfälligen Trab, sah nichts von den Schönheiten links und rechts des Waldweges, bemerkte nicht einmal, dass sich die Sonne inzwischen durch die zuvor noch dichte Wolkendecke hervor gewagt und die Landschaft in ein zauberhaftes Märchenland verwandelt hatte.
Der Weg führte sie nun am Ufer eines kleinen Baches entlang.
Wasserdampf entstieg dem von der Sonne beschienenen Gewässer auf die denkbar schönste Art und Weise.
Die dunstigen Nebelschwaden inszenierten aus Wasser, Ufer, Erlen und Weiden, die sich hier vor langer Zeit angesiedelt hatten, ein perfektes Kunstwerk.
Das Laufen erschien Rebecca nur noch mühselig und so überlegte sie gerade, ob sie sich nicht besser auf den Rückweg machen sollte. Der Gedanke an ihr Zimmer, an geschlossene Räume überhaupt, erschien ihr jedoch wenig verlockend. Dort würde sie vermutlich in stumpfsinniges Grübeln verfallen.
Kurz entschlossen machte sie kehrt, lief den ganzen Weg zurück und verließ den Wald.
Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Friedhof. Das wäre immerhin ein Ort, der zu ihrer bedrückten

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