Die alte Villa (German Edition)
können.
„Oh, natürlich“, sagte B irgitta mit hochgezogenen Schultern. „Sonst trifft uns der Fluch der Rebecca Stein.“
Sie verzog ihr Gesicht zu einer angstverzerrten Grimasse und Helen flüsterte: „Ja, genau. Beim nächsten Mal kommt bestimmt die ganze Decke runter.“
Alle brachen in lautes Gelächter aus und damit war die ganze Sache vergessen.
Auch Karin war wieder da. Ihr Knöchel war Gott sei Dank nicht gebrochen gewesen und nach zwei Wochen Pause hatte sie wieder am Training teilnehmen können.
Kurz vor den Ferien schrieben sie noch einen Physiktest. Die ganze Klasse war empört über die schweren Fragen.
Rebecca hoffte, dass es wenigstens für eine ‚4’ reichen würde. Seit dem Vorfall mit der herabgefallenen Lampe war Herr Kelbel Rebecca gegenüber viel zurückhaltender geworden. Dennoch trafen sie seine hasserfüllten Blicke mehrfach während des Unterrichts.
Rebecca kosteten diese Stunden immer enorm viel Kraft und meistens brauchte sie danach erst einmal einige Stunden Ruhe, um sich wieder davon zu erholen. Wie gut, dass sie im nächsten Halbjahr wieder bei Herrn Schimmelpfennig Physik haben werden. Wie sehnte sie das Ende des Schuljahres doch herbei.
Hannelore erzählte, dass sie über Weihnachten wieder in die Schweiz fahren würden und sie bedauerte es sehr, dass sie immer noch kein Treffen mit Tamara und vor allem mit Maja arrangiert hatten, um einiges von deren Hexenkunst zu sehen.
„Mensch, das müssen wir doch ausnutzen, dass wir da so gute Verbindungen haben.“
Einerseits war Rebecca ganz froh, dass Hannelore so aufgeschlossen war und wirklich keinerlei Vorbehalte den verrücktesten Leuten gegenüber hatte. Sicher war das ja auch einer der Gründe, dass sie die Freundin so gern hatte. Aber auf der anderen Seite sah sie anscheinend in allem nur eine Spielerei, und empfand Majas und Tamaras Lebensauffassung als eine Art modischen Gag.
Doch wusste es Rebecca inzwischen besser....
Und sie hatte so eine Ahnung, dass ihr eigenes Schicksal schon vor langer Zeit, anscheinend schon im 17. Jahrhundert oder sogar davor, seinen Lauf genommen hatte. Irgendeine Rolle spielte vielleicht das rothaarige Mädchen, das sie aus ihren Träumen oder Visionen kannte.
Ob es sich bei ihr um eine ehemalige Verwandte handelte? Diese wurde vermutlich als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie wusste ja inzwischen aus Büchern, dass die Menschen damals wahllos in die Fänge der Hexenjäger gerieten und kaum eine Chance hatten, zu entkommen. Meist handelte es sich um Frauen und die bloße Tatsache, dass jemand rote Haare hatte, konnte schon ausreichen, um ihn als verdächtig einzustufen. Das Ganze war mies und ungerecht, das war ihr schon immer klar gewesen, aber jetzt, wo sie schon allein durch ihre Träume so viel vom Schicksal dieser vermeintlichen ‚Hexen’ erfahren hatte, fand sie es geradezu abscheulich und dabei unverzeihlich
Hannelore holte sie aus ihren finsteren Gedanken zurück.
„Mensch, Rebecca, du müsstest dich sehen. Dieser Gesichtsausdruck. Man könnte ja Angst vor dir bekommen.“
Rebecca versuchte sich zusammenzureißen. Das war der letzte Tag in diesem Jahr, den sie noch mit ihrer Freundin verbringen würde und sie beschloss, mit ihr noch einmal zu Tamara zu fahren. Sie würden es sich gemütlich machen und sie würde darauf achten, dass bloß kein Wort über Hexerei oder Schwarze Magie fiel. Davon wollte sie heute einfach nichts mehr hören. Sie schlossen beide ihre Räder auf und Hannelore musste plötzlich heftig niessen.
„Hast du vielleicht ein Taschentuch für mich?“, fragte sie die Freundin, die darauf hin anfing, die Taschen ihrer Daunenjacke zu durchsuchen. Doch förderte sie daraus nur eine Menge Müll hervor.
Ein Zettel fiel zu Boden und Hannelore hob ihn schnell auf. Neugierig wie sie nun einmal war, schaute sie sogleich, was darauf geschrieben stand.
„Ist ja interessant“, murmelte sie. Da stehen ja seltsame Dinge drauf.“
In dem Moment fiel bei Rebecca der Groschen und sie erinnerte sich daran, dass sie den Zettel, von dem sie vermutete, dass er Michael gehörte, in ihre Jacke gesteckt hatte, um ihn Tamara zu zeigen. Aber dann hatte sie es irgendwie immer wieder vergessen. Was sollte sie jetzt tun? Ihre Freundin anzulügen hatte wohl keinen Sinn. Sie war schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen und Hannelore würde sie sofort als solche entlarven.
„Zeig ’ mal den Zettel“, sagte sie deshalb, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Sie reichte
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