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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aber bei diesem Wetter konnte ich nicht im Freien schlafen.«
    »Nein, wirklich nicht«, gab Jaelle zu. »Du warst sowieso sehr nahe an Erfrierungen. Und du hast also geglaubt, diese Nacht durchzustehen?«
    »Mir schien, als wüßten diese Männer etwas, das für meine Mission wichtig war; so wichtig, daß ich an nichts anderes mehr dachte. Und wenn ich Fehler machte, so wußte ich es nicht besser.«
    Camilla lachte. »Schon vor Jahren sagte ich Lady Rohana, daß ihre Unkenntnis unserer Sitten ihr noch Ärger bereiten würde. Nun, sie meinte es gut. Und wenn du nicht auf richtige Amazonen getroffen wärest, hätte man dich wohl für eine gehalten.«
    Allmählich wurden Jaelles Augen etwas freundlicher, so daß Magda einzugestehen wagte: »Ich hatte Angst, aber meine Mission war mir wichtiger als die Angst.«
    »Deshalb dachtest du, das Kleid der Amazonen würde dich schützen, nicht wahr? Aber warum, mein Mädchen, hast du dir in den Kopf gesetzt, allein eine solche Mission durchzuführen? Gab es denn keinen Vater, Mann oder Bruder oder sonstigen Verwandten, der mit dir reisen konnte?«
    Da sagte Magda die volle Wahrheit: »Ein naher Verwandter wird in Sain Scarp festgehalten, bis Lösegeld bezahlt wird. Ist er bis Mittwinter nicht ausgelöst, wird er gefoltert und getötet.«
    »Ich verstehe eines nicht. Wenn du das Recht hattest, dich an Lady Rohana zu wenden, dann hättest du auch die Hilfe ihres Gatten oder Söhne erbitten können.«
    »Ein solches Recht habe ich nicht«, erwiderte Magda. »Lady Rohana half mir aus Güte, weil ich keinen anderen Menschen habe, der mir helfen konnte.«
    »Das sieht ihr wieder ähnlich«, stellte Jaelle fest. »Nun ja, deine Angelegenheiten gehen mich nichts an, und normalerweise würde ich jedem helfen, der von meiner Tante empfohlen wird. Du hast wirklich den Mut einer Amazone bewiesen, wenn du dich um diese Jahreszeit allein in den Hellers wagst. Das war dumm, und Pech hattest du auch, aber ein Verbrechen ist das nicht. Wir können es jedoch keinem erlauben, sich als Freie Amazone auszugeben.«
    »Ich weiß, Lady Rohana ist auch einmal mit eurer Gruppe gereist und war wie eine von euch gekleidet«, wandte Magda ein.
    »Das ist richtig, doch dazu gehört die Erlaubnis der gewählten Führerin. Die hast du nicht.«
    »Dann gebt sie mir doch«, bat Magda, und dazu lächelte Jaelle breit.
    »Ich wollte, die Gesetze unserer Gilde erlaubten das so ohne weiteres«, antwortete sie. »Schade. Hätte Rohana mir vorher etwas gesagt, ich glaube, ich hätte ... Aber es geht nicht anders. Nach den Gesetzen unserer Gilde mußt du, ehe du dich von uns trennst, die Lüge zur Wahrheit machen: du mußt hier und jetzt den Eid der Freien Amazonen schwören.«
    Ah, ist das alles? dachte Magda im ersten Moment, aber Jaelle sprach schon weiter: »Nimm es nur nicht leicht, ich warne dich. Leistest du jetzt den Eid und handelst dagegen, kann dich jede Freie Amazone von Darkover töten. Und dann bist du in dem Augenblick, da du deine Nase zum Fenster hinausstreckst, tot.«
    Ein unter Druck geforderter Eid hat keine Gültigkeit, überlegte Magda, schob diesen Gedanken jedoch sehr schnell von sich, weil sie in Caer Donn wie ein Darkovanerkind aufgewachsen war und genau wußte, wie es ihr ergehen würde, wenn sie gegen einen einmal geleisteten Eid handelte. Es war ein entsetzlicher Konflikt, und sie schlug die Hände vor das Gesicht, um ihre Gefühle nicht zeigen zu müssen.
    »Willst du den Eid leisten?«
    »Bleibt mir denn eine Wahl?«
    »Nein. Ich bin es meinen Frauen, meiner Gilde und allen Amazonen schuldig, daß unsere Geheimnisse nicht nach draußen getragen werden. Schwörst du nicht, wird man dich als Gefangene zum nächsten Gildehaus bringen und dich solange behalten, bis du schwörst, oder man wird bei der Mittwinterzusammenkunft darüber beraten, was mit dir zu geschehen hat. Vielleicht erlegt man dir keine Strafe auf, aber du mußt jedenfalls schwören, das als Geheimnis zu bewahren, was du gesehen und gehört hast. Vielleicht läßt man es dabei bewenden.«
    »Das beschwöre ich jederzeit«, erklärte Magda.
    »Aber diesen Eid kann ich dir nicht abnehmen«, erwiderte Jaelle. »Das kann nur um die Mittwinterzeit geschehen und nur vor den Gilderichterinnen, nachdem man alles angehört hat, was für diesen Fall wichtig ist; etwa daß du kleine Kinder hast, für die sonst niemand sorgen kann, oder daß du schon den Eid einer Wärterin in einem Turm geschworen hast. Wenn es dir recht ist, können

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