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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sprach weinend diese Worte nach.
    »Von diesem Tag an lehne ich die Zugehörigkeit zu jeder Familie, jedem Klan, Haushalt, Vormund oder Landherrn ab und bestätige unter Eid, daß ich mich den Gesetzen dieses Landes insoweit unterwerfe, als es ein freier Bürger tun muß; den Gesetzen, die sich auf Königtum, Krone und die Götter beziehen.
    Ich werde mich an keinen Mann wenden, um Recht, Schutz, Unterhalt oder Hilfe zu finden. Treue und Gehorsam schulde ich nur meiner Eidesmutter, meinen Schwestern in der Gilde und meinem Patron für die Zeit meiner Arbeit für ihn.
    Und ich schwöre ferner, daß die Mitglieder der Gilde der Freien Amazonen, jede einzeln und alle zusammen für mich Mutter, Schwester oder Tochter und aus einem Blut mit mir geboren sind und daß keine Frau, die durch ihren Eid der Gilde angehört, sich vergeblich an mich um Hilfe wendet ...«
    Meine Mutter ist längst tot, eine Schwester hatte ich nie, eine Tochter werde ich niemals haben, und doch schwöre ich ... Magda war die Kehle wie zugeschnürt, als sie diese Worte nachsprach. Und was sollte aus ihren Pflichten als Terranerin werden? Sie war verwirrt, verzweifelt und unbeschreiblich bedrückt.
    Aber Jaelle nahm Magdas kalte Hände in die ihren. »Margali n'ha Ysabet, ich nehme dich vor der Göttin als Eidestochter an. Von nun an sollst du Tochter und Schwester für mich und alle Frauen der Gilde sein. Vor Zeugen und durch deinen Eid bist du Mitglied der Gilde Freier Amazonen geworden, nur unseren Gesetzen unterworfen. Ich gebe dir die Freiheit der Gilde, und als Unterpfand dafür diesen Gruß.« Sie küßte Magda ernsthaft auf den Mund. »Und jetzt knie und sprich mir nach:
    Ich schwöre, allen Gesetzen der Gilde der Freien Amazonen und jedem gesetzmäßigen Befehl meiner Eidesmutter, der Gildemitglieder oder meiner erwählten Führer für die Zeit meiner Beschäftigung zu gehorchen. Sollte ich ein Gesetz der Gilde verraten oder meinem Eid zuwider handeln, unterwerfe ich mich den Gildemüttern für die Strafe, die sie für mich wählen. Tue ich das nicht, so darf sich die Hand jeder Frau gegen mich wenden, sie dürfen mich schlagen wie ein Tier, meinen Körper unbegraben der Verrottung und meine Seele der Barmherzigkeit der Göttin überantworten.«
    Magda hörte sich selbst stotternd diese Worte sprechen, die sie verurteilten, jemanden zu betrügen. Es gab kein Zurück mehr. Aber wem schuldete sie nun in Wahrheit Treue und Gehorsam?
    Jaelle zog sie in die Höhe und drückte sie fest an sich. »Weine nicht, meine Schwester«, sagte sie leise. »Ich weiß, das ist ein großer und entscheidender Schritt, und wenige von uns taten ihn ohne Tränen.«
    Camilla hüllte sie in ihre Tunika. »Armes Ding, du frierst ja! Jaelle, wie konntest du sie halb nackt so lange hier stehen lassen? Du hättest ihr wenigstens erlauben sollen, sich wieder ganz anzuziehen. Komm ans Feuer.«
    »Verzeih mir«, meinte Jaelle und lachte verlegen. »Ich habe noch nie einen Eid abgenommen, war nervös und fürchtete, ich könnte etwas vergessen.«
    Gwennis reichte ihr einen Becher mit heißem Getränk. »Hier, trink das.« Langsam trank sie, und sie fühlte, wie ihre Zähne an den Becherrand schlugen.
    »Nun mußt du uns verzeihen, daß wir vorher so grob zu dir waren«, bat Jaelle. »Jetzt sind wir alle deine Schwestern, und jene, die Zeuginnen deines Eides wurden, sind deine Familie. Camilla, hast du mir nicht vor neun Jahren das Haar geschnitten?«
    »Du solltest sie wirklich nicht necken, weil sie geweint hat«, meinte Gwennis. »Natürlich, ich kann mich gut erinnern, daß du nicht geweint hast, Jaelle.«
    »Ich bin ja bei euch aufgewachsen«, erwiderte sie. »Und jetzt feiern wir noch ein wenig. Morgen müssen wir darüber nachdenken, wie wir sie zum Gildehaus schicken.«
    »Wohin werdet ihr mich bringen?« fragte Magda nun ruhiger, wenn auch erschöpft.
    »Nach Neskaya, vielleicht auch nach Thendara, wo unser eigenes Haus ist«, erklärte Gwennis. »Jede neue Amazone muß ein halbes Jahr im Gildehaus zubringen, unsere Art und Sitten kennenlernen und die alten vergessen, die ihr von Kindheit an eingeimpft wurden. Deine Kindheit hat dich in Ketten gelegt, aber jetzt wird man dich lehren, dich selbst zu befreien, um das zu werden, was du im besten Sinn sein kannst.«
    Alle sagten ihr etwas Tröstliches oder Erklärendes. Schließlich erinnerte sich Jaelle einer Eidessitte. »Es ist üblich, daß Eidesmutter und -tochter Geschenke austauschen, doch ich dachte nicht an

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