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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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eine solche Möglichkeit. Ich muß mir also etwas ausdenken.«
    »Ich sagte euch ja, meine Mission geht um Leben und Tod«, bemerkte Magda.
    »Darüber werden wir morgen sprechen; jetzt müssen wir schlafen. Vielleicht schuldest du keinem Mann, auch keinem Verwandten, Hilfe.«
    Bald schliefen alle, nur Magda war so erschöpft, daß sie keinen Schlaf finden konnte. Ich kann nicht zu einem Gildehaus gehen und zulassen, daß Peter zu Tode gefoltert wird, überlegte sie immer wieder. Ein Eid unter Druck ist ungültig. Und meine Treue gehört in erster Linie meiner Heimat Terra ...
    Allmählich kam der Schlaf auch zu ihr. Ihr letzter Gedanke war der: Lieber würde ich in ein Gildehaus gehen, wenn es nicht diese Mission gäbe ... Immer war ich zwei Frauen, eine Terranerin und eine Darkovanerin. Nun muß ich die eine Seite betrügen, sonst wird Peter zu Tode gefoltert. Aber ist er das Opfer meiner Lauterkeit wert? Kann und darf ich meine menschliche Integrität aufgeben, wenn ein Leben auf dem Spiel steht?
    Sie träumte dann von Peter Haldane. Er lag in der Dunkelheit auf einem kalten Stein und hatte Angst. Er griff nach ihr und legte seinen Kopf an ihre Brust. Die Maske männlicher Stärke fiel von ihm ab, und es war ihm gleichgültig. Sie küßte ihn. »Du, Mag, bist die einzige, der ich trauen kann, vor der ich keine Angst habe«, sagte er. Im Traum wischte sie seine Tränen ab und tröstete ihn: »Auch für Männer ist Darkover keine leichte Welt.«
     
10.
     
    Magda wachte spät auf. Die Amazonen hatten schon ein Feuer angezündet und kochten das Frühstück. Sie schloß wieder die Augen, um sich über ihre Lage klarzuwerden.
    Ich habe den Eid geleistet, um Zeit zu gewinnen. Brechen will ich ihn nicht. Ich bin fast mehr Darkovanerin als Terranerin, und ein Eid ist heilig. Jetzt spielt das jedoch keine Rolle. Ich kann Peter nicht einem sicheren und qualvollen Tod ausliefern. Ich bin Agentin von Terra, und Peter ist mein Kollege ...
    Ihre Einstellung hatte sie nun klar formuliert, und nun mußte sie eine Möglichkeit finden, sie in die Tat umzusetzen. Man wollte sie ins Gildehaus von Neskaya schicken, und dorthin war es weit, zudem in einer anderen Richtung als Nevarsin, dem eigentlichen Ziel ihrer Reise. Sie mußte also ihre Gildeschwestern betrügen, sobald sie an ihre Unterwerfung glaubten und dann auf schnellstem Weg nach Thendara zurückkehren, um Montray zu sagen, sie habe keinen Erfolg gehabt.
    Und danach? Sie wußte, daß sie aus ihrer Heimat Darkover gehen, um ihre Versetzung eingeben mußte, wollte sie nicht für jede Freie Amazone vogelfrei sein. Es gab keinen glatten Ausweg. Um sich nicht in endlose Selbstquälereien zu verlieren, stand sie auf.
    Jaelle hatte den Morgentrunk aus geröstetem Korn fertig und reichte Magda einen Becher. »Ich ließ dich schlafen, denn du mußt zu Tode geängstigt gewesen sein. Die anderen satteln die Pferde. Heute reiten wir zum Gildehaus, damit dein Name eingetragen werden kann.«
    »Ich sagte dir, daß es bei meiner Mission um Leben und Tod geht.« Das war ein letzter verzweifelter Versuch, Jaelle zu rühren. »Mein Verwandter wird zu Tode gefoltert, wenn ich nicht bis Mittwinter das Lösegeld bringe.«
    »Du schuldest durch deinen Eid keinem Mann Treue, nur uns. Im Gildehaus kannst du deinen Fall vortragen, und vielleicht schickt man eine Gildeschwester mit dem Lösegeld dorthin. Ich selbst kann eine solche Entscheidung nicht treffen.«
    Die anderen Frauen kamen lachend herein und schienen sich schon auf den Ritt zu freuen. »Ihr reitet, wann ihr wollt«, sagte Jaelle zu ihnen, »aber ihr müßt euch eine andere Führerin wählen, da ich mit Margali nach Neskaya reiten muß.«
    Alle boten sich an, statt ihrer mit Magda zu reiten, weil Jaelle diesen Auftrag angenommen hatte, um ihren Bruder wiederzusehen. Er lebte wie viele Söhne der Comyn in einer Art Kloster, um dort Lesen, Schreiben und Geschichte zu lernen. »Aber«, meinte Jaelle lachend, »er wird kein großes Interesse an der Familienschande haben.«
    Bald ritten die Frauen weg, und Jaelle und Magda waren allein. Da entdeckte Jaelle an ihrem Pferd einen lockeren Huf; sie mußten also im nächsten Dorf einen Hufschmied aufsuchen, und das bedeutete eine unerwünschte Verzögerung.
    In dem Augenblick, als Jaelle sich in den Sattel schwang, hörte Magda einen Schrei, und zwei Männer rannten mit gezückten Messern aus dem Wald heraus. Es waren die Banditen von gestern, wie Magda sofort wußte, der Schwarzbärtige und der

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