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Die Amerikanerin

Die Amerikanerin

Titel: Die Amerikanerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Miene.
    So plötzlich, wie Pandora angefangen hatte zu tanzen, so plötzlich hörte sie schließlich wieder auf. Sie nickte vage in Richtung der Zuschauer und ging ohne einen Knicks oder auch nur eine angedeutete Verbeugung aus dem Saal.
    Was folgte, war vereinzelter, verlegener Applaus, angeführt von Maries und Wandas ermutigendem Klatschen. Die meisten Gäste schauten hinüber zu Ruth und Steven, als wollten sie fragen: Was nun?
    Mit blasiertem Augenaufschlag hielt Ruth Steven ihr Champagnerglas hin.
    »Liebster, ich glaube, der Kellner vernachlässigt uns aufs Gröbste. Würdest du mir bitte nachschenken?«
    Fast war es, als ginge ein Aufatmen durch die Menge. Man würde also so tun, als hätte der Tanz nicht stattgefunden. Unauffällig wischte man sich den Schweiß ab, tupfte auf erhitzten Wangen herum, während man der Gastgeberin für ihre weise Entscheidung einen anerkennenden Blick zuwarf.
    Wanda hielt es keine Minute länger an ihrem Platz aus, sie rannte hinter Pandora her.
    Sie musste nicht lange nach ihr suchen.
    Zitternd lehnte Pandora an der Wand. Eine Hand hielt sie sich an die Brust, als würde ihr Herz schmerzen. Sie hatte geweint, die Schminke um ihre Augen hatte sich in schwarze Flecken verwandelt. Als sie Wanda auf sich zukommen sah, drehte sie sich abrupt zur Seite.
    »Pandora …« Hilflos tippte Wanda an ihre Schulter. »Es tut mir leid, wenn die Leute nicht so … so reagiert haben, wie du das sonst von deinem Publikum gewöhnt bist. Die Freunde meiner Eltern sind nun mal ein wenig …«
    »Wie kannst du mich nur solchen Qualen aussetzen?«, fuhr Pandora auf. »Den Löwen zum Fraß vorgeworfen hast du mich! Von wegen Bohemian touch !«
    Wanda zog den Kopf ein. Da sah sie Marie den Gang entlangkommen. Wenn diese jetzt auch noch zu schimpfen anfing …
    »Das ist ja gründlich danebengegangen!«, stöhnte Marie, als sie bei ihnen angekommen war. »Ruth platzt fast vor Wut, und einige Gäste gucken immer noch so belämmert, als hätten sie einen grünen Elefanten gesehen.« Sie kicherte.
    Wanda atmete erleichtert aus. Wenigstens drohte von Maries Seite keine weitere Standpauke.
    »Danke für den Vergleich!«, schniefte Pandora.
    Marie gab ihr einen Schubs. »So war das nicht gemeint, das weißt du ganz genau. Ich wollte damit nur sagen, dass du die Leute mit deinem Auftritt ziemlich verwirrt hast! Aber falls es dir ein Trost ist: Mir hat dein Tanz unheimlich gut gefallen!«
    »Was für ein Trost! Ich bin mir da drinnen vorgekommen wie ein Schausteller des Jahrmarkts draußen auf Coney Island! Die Frau mit den zwei Köpfen! Oder die Schlangenfrau! Als ob ich etwas zu Markte tragen würde. Diese Leute verstehen nicht, dass meine Kunst und ich eine Einheit sind und ich sie dadurch teilhaben lasse an meinem Leben. Die glauben, sie sehen ein lüsternes Schauspiel!« Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Aus den schwarzen Flecken wurden schwarze Streifen.
    »Fifth Avenue – ich hätte es wissen müssen! Eines sage ich euch hier und jetzt: Von nun an werde ich nur noch vor ausgewähltem Publikum tanzen, und wenn ich dafür keinen Cent bekomme, ist mir das auch egal!« Hoch erhobenen Hauptes rauschte sie davon.

    Ratlos schauten Wanda und Marie der Tänzerin nach, während Kellner an ihnen vorbeieilten, umGetränkewünsche zu erfüllen, und drinnen im Saal ein Walzer gespielt wurde.
    Inzwischen hatte sich auch Harold zu ihnen gesellt. Er hüstelte verlegen.
    »Mach dir nichts draus, Wanda! Pandora wird sich schon wieder beruhigen. Und was ihre Vorführung angeht: Ich fand’s toll!«
    »Dass es dir gefallen hat, habe ich gemerkt!«, giftete Wanda. Im nächsten Moment sackte sie zusammen wie ein Blasebalg, der keine Luft mehr hat. »Ach verflixt! Jetzt bin ich wieder mal der Sündenbock!« Dabei hatte sie es doch mit allen nur gut gemeint … »Warum muss eigentlich alles schiefgehen, was ich in die Hand nehme?«
    Marie seufzte. »Red dir doch nicht solch einen Blödsinn ein. Auch wenn du das jetzt am allerwenigsten hören willst: Ich hätte dir gleich sagen können, dass Pandoras Tanzkunst nicht den Geschmack deiner Mutter trifft! Aber was soll’s! Ich gehe jetzt hinein und sage Ruth, dass sie mir mit der Vorführung eine Riesenfreude gemacht hat, dann wird sie sich schon wieder beruhigen.«
    »Nein, warte!« Wanda hielt Marie am Ärmel fest, dann atmete sie einmal tief durch. »Ich habe nicht die geringste Lust, mich gleich wieder in die Höhle des Löwen zu begeben. Warum gehen wir

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