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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Logik. Kurz und gut, die beiden hatten einfach Angst. Gleichzeitig wurde jedoch Nombeko, die niemals richtig wütend wurde, nun doch so richtig wütend. Noch vor ein paar Tagen hatten Nummer zwei und sie einen Weg in die Zukunft gefunden. Zum ersten Mal hatten sie Glauben und Hoffnung gehabt und dazu neunzehn Komma sechs Millionen Kronen. Und von alldem war nun nichts mehr übrig als … Herr und Frau Blomgren.
    »Mein lieber Herr Blomgren«, sagte sie. »Darf ich vorschlagen, dass wir eine Abmachung treffen?«
    »Eine Abmachung?«, sagte Harry Blomgren.
    »Wissen Sie, Herr Blomgren, mein Schrott liegt mir sehr am Herzen. Und deswegen stelle ich mir das jetzt so vor, dass der Herr Blomgren mir in den nächsten zehn Sekunden verrät, wohin er ihn gebracht hat. Im Gegenzug verspreche ich zu verhindern, dass diese Frau im Garten Ihnen beiden die Kehle durchbeißt.«
    Der bleiche Harry Blomgren sagte keinen Ton. Nombeko fuhr fort:
    »Wenn er uns hinterher auf unbestimmte Zeit sein Auto leiht, hat er mein Wort, dass wir es vielleicht irgendwann mal zurückbringen und noch dazu Abstand davon nehmen, auf der Stelle sein Münzklo kurz und klein zu schlagen und sein Haus abzufackeln.«
    Margareta Blomgren machte Anstalten zu antworten, doch ihr Mann brachte sie zum Schweigen.
    »Sei still, Margareta, das regle ich.«
    »Bis jetzt waren meine Vorschläge noch sehr sanft formuliert«, fuhr Nombeko fort. »Ob der Herr Blomgren wohl möchte, dass ich einen etwas härteren Ton anschlage?«
    Harry Blomgren regelte die Dinge weiterhin schweigend. Seine Margareta nahm noch einen Anlauf, doch Nombeko kam ihr zuvor.
    »Ach übrigens, hat die Frau Blomgren diese Tischdecke selbst genäht?«
    Margareta war völlig überrumpelt vom Themawechsel.
    »Ja?«, sagte sie.
    »Die ist wirklich sehr hübsch«, sagte Nombeko. »Würde es der Frau Blomgren gefallen, wenn ich ihr die in den Hals stopfe?«
    Holger 2 und die junge Zornige hörten den Dialog vom Garten mit.
    »Meine Freundin«, sagte Holger 2.
    Wenn erst mal der Wurm drin ist, dann ist er so richtig drin. Natürlich war die Bombe zum einzigen Schrottplatz auf der ganzen weiten Welt gebracht worden, zu dem sie nicht hätte gebracht werden dürfen: in die Fredsgatan 9. Harry Blomgren war inzwischen überzeugt, dass es ums nackte Überleben ging. Deswegen erzählte er, dass seine Frau und er mitten in der Nacht mit der Bombe auf dem Anhänger dorthin gefahren waren. Eigentlich hatten sie erwartet, dort von Rune Runesson empfangen zu werden, stattdessen erwartete sie das reine Chaos. Zwei Gebäude in nur fünfzig Meter Entfernung vom Schrottplatz brannten lichterloh, die Straße war zum Teil abgesperrt, und es war unmöglich, überhaupt nur bei Runesson auf den Hof zu fahren.
    Runesson selbst war aufgestanden und zu seiner Firma gefahren, um die nächtliche Lieferung in Empfang zu nehmen, doch nun musste der Anhänger samt Ladung eben auf der Straße stehen bleiben. Runesson versprach, sie anzurufen, sobald die Absperrungen entfernt waren, dann konnten sie das Geschäft gern zum Abschluss bringen.
    »Sehr gut«, sagte Nombeko, als Harry Blomgren alles erzählt hatte, was es zu erzählen gab. »Und jetzt können Sie von mir aus beide netterweise zur Hölle fahren.«
    Mit diesen Worten verließ sie die Küche der Blomgrens, trommelte die Gruppe zusammen, setzte die junge Zornige ans Steuer von Harry Blomgrens Auto, Holger 1 auf den Beifahrersitz und sich selbst und Nummer zwei zu einem Strategiegespräch auf den Rücksitz.
    »Abfahrt«, sagte Nombeko, woraufhin die junge Zornige losfuhr.
    Und pfeilgerade durch die Stelle des Blomgren’schen Zaunes bretterte, die noch nicht in Stücke gegangen war.

16. KAPITEL
    Von einem verblüfften Agenten und einer Kartoffeln anbauenden Gräfin
    Agent B hatte dem Mossad und Israel fast drei Jahrzehnte gedient. Er wurde im Krieg in New York geboren und zog 1949 als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Jerusalem, kurz nach Gründung des Staates Israel.
    Schon als Zwanzigjähriger wurde er auf seinen ersten Auslandseinsatz geschickt: Er sollte die studentische Linke an der Harvard University infiltrieren, um antiisraelische Stimmungen zu registrieren und zu analysieren.
    Da seine Eltern in Deutschland aufgewachsen und erst 1936 geflohen waren, sprach Agent B auch fließend Deutsch. Damit war er prädestiniert für Operationen in der DDR der Siebzigerjahre. Fast sieben Jahre lang lebte und arbeitete er als Ostdeutscher; unter anderem musste er so tun, als

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