Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
Vom Netzwerk:
machen. (Derselbige Professor setzte im Übrigen kurz nach der Veröffentlichung seines Werkes, im Jahre 1939, seinem Leben ein Ende.)
    »Der Jazz sollte Frieden auf Erden schaffen?«, war das Erste, was dem CIA -Chef dazu einfiel.
    »Wie gesagt, Sir, er hat sich das Leben genommen«, antwortete der Agent.
    Der CIA -Chef bedankte sich bei seinem Agenten und blieb mit dem Brief allein. Drei Telefongespräche und zwanzig Minuten später stand fest, dass der Inhalt des Briefes vollauf mit den Informationen übereinstimmte, die er peinlicherweise vor drei Wochen von den Sowjets bekommen hatte, aber nicht so recht hatte glauben wollen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass in dem anonymen Brief die exakten Koordinaten angegeben waren. Insgesamt schien die Information extrem glaubwürdig. Dem CIA -Chef gingen nun hauptsächlich zwei Gedanken durch den Kopf:
    1. Wer zum Teufel war der Absender?
    2. Höchste Zeit, den Präsidenten zu informieren. Der Brief war ja immerhin an ihn gerichtet.
    Stansfield M. Turner war unbeliebt, weil er versuchte, so viele Mitarbeiter wie möglich durch Computer zu ersetzen. Einem solchen, nicht etwa einem Menschen, war es auch gelungen, die ausgeschnittenen Worte dem Buch Frieden auf Erden zuzuordnen.
    »Der Jazz sollte Frieden auf Erden schaffen?«, fragte Präsident Carter seinen alten Kommilitonen Turner, als sie sich am nächsten Tag im Oval Office trafen.
    »Der Verfasser hat sich ein paar Jahre später das Leben genommen, Herr Präsident«, sagte der CIA -Chef.
    Der Gedanke ging Präsident Carter – der Jazz liebte – aber trotzdem nicht aus dem Kopf. Wenn dieser arme Professor nun doch recht gehabt hatte? Vielleicht hatten die Beatles – und danach die Rolling Stones – alles kaputtgemacht?
    Der CIA -Chef meinte, man könne den Beatles ja vieles anlasten, aber ganz sicher hätten sie nicht den Vietnamkrieg angefangen. Und er fügte noch hinzu, er habe seine Zweifel an dieser Theorie, denn wenn die Beatles und die Stones den Weltfrieden noch nicht zerstört hatten, boten sich ja mittlerweile die Sex Pistols an.
    »Die Sex Pistols?«, fragte der Präsident.
    »God save the Queen, she ain’t no human being«, zitierte der CIA -Chef.
    »Ah, verstehe«, sagte der Präsident.
    Zurück zur eigentlichen Frage. Waren diese Trottel in Südafrika tatsächlich dabei, eine Atombombe zu zünden? Und wurde diese Arbeit von einem Vollidioten geleitet?
    »Das mit dem Vollidioten weiß ich nicht, Sir. Wir haben Hinweise darauf, dass die Tätigkeit von einem gewissen Ingenieur van der Westhuizen überwacht wird, der sein Studium an einer der besten Universitäten Südafrikas mit Bestnote abgeschlossen hat. Ganz bestimmt wissenschaftliche Elite.«
    Aber trotzdem deutete vieles darauf hin, dass die übrigen Informationen korrekt waren. Der KGB war so freundlich gewesen, ihnen einen Tipp zu geben, was da vor sich ging. Und nun eben dieser Brief. So wie der formuliert war, hätte der CIA -Chef Stein und Bein geschworen, dass nicht der KGB dahintersteckte. Außerdem wiesen die Satellitenfotos der CIA auf Aktivität in der Wüste hin, und zwar exakt an der Stelle, die der geheimnisvolle Briefschreiber angegeben hatte.
    »Aber warum denn dann dieses ›Amerika verrecke!‹ auf dem Kuvert?«, wunderte sich Präsident Carter.
    »Das hatte zur Folge, dass der Brief unverzüglich auf meinem Schreibtisch landete, und ich glaube, das war auch der Hintergedanke des Verfassers. Der scheint sehr gut zu wissen, wie der Sicherheitsdienst tickt, der einen Präsidenten zu bewachen hat. Umso mehr rätseln wir, wer das sein könnte. Wie auch immer, er hat es wirklich schlau angestellt.«
    »Hm«, machte der Präsident. Er kapierte nicht so ganz, was an diesem »Amerika verrecke!« so schlau sein sollte. Oder auch an der Behauptung, Elizabeth II . gehöre einer anderen Rasse an als der menschlichen.
    Aber er bedankte sich bei seinem alten Freund – und bat seine Sekretärin, Premierminister Vorster in Pretoria anzurufen. Präsident Carter war verantwortlich für zweiunddreißig Atomraketen, die in alle möglichen Richtungen ausgerichtet waren. Bei Breschnjew in Moskau sah es ungefähr genauso aus. Was die Welt in dieser Situation nicht brauchte, waren weitere sechs Waffen derselben Sprengkraft. Diesem Vorster würde er jetzt was erzählen!
    * * * *
    Vorster schäumte vor Wut. Der amerikanische Präsident, dieser Erdnusszüchter und Baptist, hatte sich erdreistet, ihn anzurufen und zu behaupten, dass Vorbereitungen

Weitere Kostenlose Bücher