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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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verhängen.
    Verschiedene Völker, verschiedene Sprachen. Das hatte Gott so gewollt, um die Völker voneinander zu scheiden. Grünes Licht von allerhöchster Stelle also, um die Völker nach Hautfarbe zu trennen.
    Das große Krokodil hatte das Gefühl, dass er seinen Aufstieg auch der Hilfe des Herrn zu verdanken hatte. Bald schon war er Verteidigungsminister in Vorsters Regierung. Auf dieser Stelle orchestrierte er den erfolgreichen Fliegerangriff auf die Terroristen in Angola, den die begriffsstutzige Umwelt als Abschlachten unschuldiger Opfer bezeichnete. »Wir haben Beweisfotos!«, sagte die Welt. »Am wichtigsten ist das, was man nicht sieht«, meinte das Krokodil, ein Ausspruch, mit dem er zumindest seine Mutter überzeugen konnte.
    Nun, das Problem für Ingenieur van der Westhuizen war, dass P. W. Bothas Vater Befehlshaber im zweiten Burenkrieg gewesen war und dass Botha selbst militärische Taktiken und strategische Fragen sozusagen im Blut hatte. Deswegen besaß er auch bruchstückhafte Kenntnisse von den technischen Hintergründen des Kernwaffenprogramms, dessen oberster Vertreter Ingenieur van der Westhuizen war. Botha hatte keinerlei Grund zu der Annahme, dass der Ingenieur nur bluffte, seine Frage hatte er einfach nur in neugierigem Plauderton gestellt.
    * * * *
    Ingenieur van der Westhuizen schwieg zehn Sekunden. Die Situation drohte, äußerst peinlich für ihn zu werden – und geradezu lebensgefährlich für Nombeko, die sich dachte, wenn dieser Idiot nicht gleich die einfachste Frage der Welt beantwortet, ist er geliefert. Und ich gleich mit ihm. Auch wenn sie es leid war, ihn schon wieder retten zu müssen, zog sie doch ihre neutrale braune Reserveflasche Klipdrift aus der Tasche, trat neben ihn und sagte, wie sie sehe, habe der Herr Ingenieur gerade wieder Probleme mit seinem Asthma.
    »Hier, nehmen Sie einen tüchtigen Schluck, dann können Sie gleich wieder sprechen und dem Herrn Premierminister sagen, dass die kurze Halbwertszeit des Tritiums kein Problem darstellt, weil sie keinerlei Einfluss auf die Sprengkraft der Bombe hat.«
    Der Ingenieur leerte die ganze Medizinflasche und fühlte sich sofort besser. Unterdessen starrte Premierminister Botha mit aufgerissenen Augen die Hilfskraft an.
    »Kennen Sie sich mit der Tritiumproblematik aus?«, fragte er
    »Ach nein, du liebe Güte«, lachte Nombeko. »Wissen Sie, ich bin nur jeden Tag hier im Zimmer und putze, und der Herr Ingenieur murmelt die ganze Zeit Formeln und seltsames Zeug vor sich hin. Da ist wahrscheinlich einfach mal was in meinem kleinen Köpfchen hängen geblieben. Darf ich dem Herrn Premierminister nachschenken?«
    Premierminister Botha ließ sich noch etwas Schaumwein eingießen und sah Nombeko lange nach, während sie zu ihrer Tapete zurückging. Unterdessen räusperte sich der Ingenieur und entschuldigte sich für seinen Asthmaanfall und dafür, dass seine Hilfskraft die Frechheit besessen hatte, den Mund aufzumachen.
    »Es ist einfach so, dass die Halbwertszeit des Tritiums für die Sprengkraft der Bombe nicht relevant ist«, sagte der Ingenieur.
    »Ja, das habe ich gerade auch schon vom Servicepersonal gehört«, erwiderte der Premierminister säuerlich.
    Botha stellte dann keine weiteren schwierigen Fragen, sondern gewann rasch wieder seine gute Laune zurück, da Nombeko eifrig Blubberwasser nachschenkte. Ingenieur van der Westhuizen hatte auch diese Krise überstanden. Und mit ihm seine Putzfrau.
    Als die erste Bombe fertiggestellt war, wurde die weitere Produktion so organisiert, dass zwei hochqualifizierte Arbeitsgruppen unabhängig voneinander jeweils eine Bombe bauten, nach dem Modell der ersten. Die Teams waren gehalten, extrem sorgfältig zu dokumentieren, wie sie beim Bau vorgegangen waren. Auf diese Weise konnte die Produktion von Bombe zwei und drei bis ins kleinste Detail abgeglichen werden – erst miteinander und dann mit Nummer eins. Dieser Vergleich wurde vom Ingenieur höchstpersönlich durchgeführt und von niemand anders (außer von der, die ja sowieso nicht zählte).
    Wenn die Bomben identisch waren, waren sie auch korrekt gebaut worden. Zwei unabhängig voneinander arbeitende Gruppen konnten kaum dieselben Fehler begehen. Nach Angaben von Wiehießsienochgleich lag das statistische Risiko dafür bei 0,0054 Prozent.
    * * * *
    Nombeko suchte immer noch nach etwas, was ihr Hoffnung geben konnte. Die drei Chinesinnen wussten eine ganze Menge, zum Beispiel, dass die ägyptischen Pyramiden in Ägypten standen,

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