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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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verstand sich auf allerlei. Er konnte zum Beispiel problemlos erkennen, ob eine tönerne Gans aus der Han-Dynastie stammte oder in den Siebzigerjahren in Südafrika angefertigt worden war. Und er konnte sofort erkennen, dass dieses Objekt hier wahrscheinlich einen Wert von ungefähr einer Million Schekel hatte.
    »Ja, das weiß ich«, sagte er. »Worauf wollen Sie hinaus, Fräulein Nombeko?«
    »Worauf ich hinauswill? Ich will nach Schweden. Und nicht in die nächste Grube hinter einem Gestrüpp in der Savanne.«
    »Und zu diesem Zweck wollen Sie uns einen Diamanten geben?«, fragte Agent B, der im Gegensatz zu Agent A womöglich immer noch den Fehler beging, Nombeko zu unterschätzen.
    »Aber was denken Sie von mir, Herr Agent?«, erwiderte sie. »Nein, mit dem Diamanten will ich nur untermauern, dass ich kurz nach unserem letzten Treffen ein kleines Päckchen aus der Anlage schicken konnte. Und jetzt müssen Sie sagen, ob Sie glauben, dass mir das gelungen ist, mithilfe eines solchen Diamanten zum Beispiel. Und ob ich im Anschluss – wieder mithilfe eines solchen Diamanten – eine Bestätigung vom Empfänger erhalten habe, dass das Paket sicher bei ihm angekommen ist. Und ob Sie glauben, dass einer der stolzen und durch die Bank unterbezahlten Mitarbeiter von Pelindaba sich auf ein solches Arrangement eingelassen haben könnte. Oder ob Sie das nicht glauben.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Agent B.
    »Aber ich befürchte das Schlimmste«, murmelte A.
    »Genau«, sagte Nombeko lächelnd. »Ich habe unser Gespräch vorhin aufgenommen, in dem Sie den Mord an einem südafrikanischen Bürger zugeben sowie den Versuch, eine südafrikanische Teufelswaffe zu stehlen. Mit Sicherheit ist Ihnen beiden klar, was für Konsequenzen es für Sie und Ihre Nation hätte, wenn dieses Band abgespielt werden würde von … tja, sagen Sie es mir … Wohin ich es habe schicken lassen, behalte ich für mich. Aber der Empfänger hat mir über meinen bestochenen Kurier mitteilen lassen, dass das Band da ist, wo es sein soll. Das heißt, außerhalb dieser Anlage. Wenn es innerhalb der nächsten vierundzwanzig, nein, Entschuldigung, dreiundzwanzig Stunden und achtunddreißig Minuten von mir abgeholt wird – Kinder, wie die Zeit doch immer verfliegt, wenn man sich gut amüsiert –, haben Sie mein Wort, dass es in Vergessenheit gerät.«
    »Und wenn Sie es nicht abholen, wird es publik?«, ergänzte A.
    Nombeko hielt eine Antwort für überflüssig.
    »Dann ist diese Besprechung wohl beendet. Mal sehen, ob ich die Tour im Kofferraum überlebe. Aber ich hab nur schon mal das Gefühl, dass meine Chancen gestiegen sind. Sie liegen jetzt bei über null.«
    Dann stand sie auf, gab Bescheid, dass das Paket mit dem Antilopenfleisch innerhalb der nächsten dreißig Minuten an die Poststelle geliefert werden sollte und dass sie selbst für die größere Kiste nebenan Sorge tragen würde. Außerdem freue sie sich auf die vorschriftsmäßige Dokumentation mit allen nötigen Stempeln und Formularen, die garantierte, dass das Paket von keinem geöffnet werden durfte, der sich nicht eine diplomatische Krise ans Bein binden wolle.
    A und B nickten griesgrämig.
    * * * *
    Die israelischen Agenten analysierten die neue Situation. Sie hielten es für glaubhaft, dass die verdammte Putzfrau ein Band mit ihrem letzten Gespräch hatte, aber sie waren sich nicht ganz so sicher, ob es ihr tatsächlich gelungen war, es aus Pelindaba hinauszuschmuggeln. Ein Diamant befand sich nachweislich in ihrem Besitz, und wenn sie einen hatte, konnten sie durchaus auch mehrere haben. Und wenn sie mehrere hatte, wäre es möglich, dass einer der Mitarbeiter auf der Anlage, der Zugang zu geheimen Dokumenten hatte, der Versuchung erlegen war, sich und seine Familie für den Rest seines Lebens finanziell abzusichern. Möglich, aber nicht sicher. Einerseits lebte die Putzfrau (ihren Namen benutzten sie nicht mehr, dafür waren sie viel zu wütend auf sie) seit elf Jahren in der Forschungsanlage, andererseits hatten die Agenten niemals beobachtet, dass sie auch nur mit einem einzigen Weißen Umgang gehabt hätte, abgesehen von ihnen. Sollte einer der zweihundertfünfzig Mitarbeiter wirklich seine Seele an die Frau verkauft haben, die alle hinter ihrem Rücken Kaffer nannten?
    Doch wenn die Agenten die sexuelle Dimension hinzurechneten, also die Möglichkeit – beziehungsweise das Risiko –, dass die Putzfrau auch ihren Körper eingesetzt hatte, verschob sich die Quote

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