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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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aufzubauen, bis zum unvermeidlichen Genickschuss.
    »Ja, Gaddafi ist genauso hinter Kernwaffen her wie Südafrika, er hat es bis jetzt bloß noch nicht ganz so gut hingekriegt.«
    »Hoppla«, sagte Nombeko.
    »Na ja, dafür hat er zum Trost mindestens zwanzig Tonnen Senfgas auf Lager, und dazu die weltweit größte Fabrik für chemische Waffen.«
    »Auweia«, sagte Nombeko.
    »Außerdem hat er die gesamte Opposition verbieten lassen, ebenso wie jegliche Streiks und Demonstrationen.«
    »Ach, komm«, sagte Nombeko.
    »Und er tötet alle, die ihm widersprechen.«
    »Hat der denn überhaupt keine menschliche Seite?«, fragte Nombeko.
    »Doch, schon«, meinte der Agent. »Er hat sich rührend um den Exdiktator Idi Amin gekümmert, als der aus Uganda fliehen musste.«
    »Ja, davon hab ich gelesen«, sagte Nombeko.
    »Da gibt es noch mehr zu erzählen«, sagte Agent A.
    »Oder auch nicht«, sagte Nombeko.
    »Verstehen Sie mich recht, Fräulein Nombeko. Wir sind um Ihr Wohlergehen besorgt, auch wenn Sie vorhin durchblicken ließen, dass man uns nicht vertrauen könnte. Ich muss sagen, dass diese Andeutung uns beide gekränkt hat. Aber wenn Sie unbedingt nach Tripoli wollen, werden wir selbstverständlich alles Nötige veranlassen.«
    Das saß, dachte Agent A.
    Das saß, dachte Agent B.
    Das war ja wohl das Dümmste, was ich in meinem ganzen Leben gehört habe, dachte Nombeko. Und das, wo ich es schon mit Assistenten des Sanitätsamtes von Johannesburg sowie alkoholisierten Ingenieuren mit verzerrtem Selbstbild zu tun hatte.
    Die Agenten sollten um ihr Wohlergehen besorgt sein? Sie war zwar in Soweto geboren, aber nicht hinter dem Mond.
    Trotzdem, Libyen klang doch nicht mehr so lustig.
    »Dann vielleicht doch Schweden?«, meinte sie.
    Ja, das wäre sicherlich vorzuziehen, fanden die Agenten. Da hatte man zwar gerade erst den Ministerpräsidenten umgebracht, aber normale Menschen konnten sich dort sicher auf den Straßen bewegen. Und wie gesagt, die Schweden waren schnell bei der Hand mit Asyl für Südafrikaner, solange sie sich als Gegner des Apartheidregimes ausgaben, und die Agenten hatten Grund zu der Annahme, dass das auf Nombeko zutraf.
    Nombeko nickte. Dann schwieg sie kurz. Sie wusste, wo Schweden lag. Fast ganz oben am Nordpol. Weit weg von Soweto, was ja im Grunde ganz gut war. Weit weg von allem, was bis jetzt ihr Leben ausgemacht hatte. Ob ihr wohl irgendetwas fehlen würde?
    »Wenn Sie gerne etwas nach Schweden mitnehmen würden, Fräulein Nombeko, werden wir keine Mühe scheuen, Ihnen jeden Gefallen zu tun«, sagte Agent B, um weiteres Vertrauen aufzubauen, das jeder Grundlage entbehrte.
    Wenn ihr so weitermacht, glaub ich euch fast noch, dachte Nombeko. Aber nur fast. Es wäre äußerst unprofessionell von euch, wenn ihr nicht versuchen würdet, mich zu töten, sobald ihr bekommen habt, was ihr wollt.
    »Eine Kiste Antilopen-Trockenfleisch wäre schön«, sagte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Schweden Antilopen gibt.«
    Nein, das glaubten A und B auch nicht. Die Agenten wollten sofort Adressaufkleber für ein großes und ein kleines Paket organisieren. Die Bombe in der Kiste ans Außenministerium in Jerusalem, via Botschaft in Pretoria. Und das Antilopenfleisch konnte Fräulein Nombeko dann ja in ein paar Tagen in der israelischen Botschaft in Stockholm abholen.
    »Dann sind wir uns also einig?«, fragte Agent A und fand, dass sich alles ganz trefflich gefügt hatte.
    »Ja«, sagte Nombeko, »wir sind uns einig. Aber da ist noch was.«
    Noch was? Agent A hatte in seinem Beruf ein ausgeprägtes Gespür und jetzt spürte er, dass sein Kollege und er sich zu früh über ihren Sieg gefreut hatten.
    »Ich sehe ja ein, dass es eilt«, sagte Nombeko. »Aber ich muss noch etwas erledigen, bevor wir loskönnen.«
    »Etwas erledigen?«
    »In einer Stunde sehen wir uns wieder hier, also um 13.20 Uhr. Am besten halten Sie sich ran, um bis dahin sowohl das Flugticket als auch das Antilopenfleisch zu organisieren«, sagte sie und verließ den Raum durch die Tür hinter dem Schreibtisch des Ingenieurs, die die Agenten nicht durchschreiten durften.
    Die Agenten blieben allein zurück.
    »Haben wir sie unterschätzt?«, sagte A zu B.
    B schaute bekümmert drein.
    »Wenn du das Ticket besorgst, kümmer ich mich um das Fleisch«, sagte er.
    * * * *
    »Wissen Sie, was das hier ist?«, fragte Nombeko, als die Besprechung fortgesetzt wurde, und legte einen Rohdiamanten auf den Schreibtisch des Ingenieurs.
    Agent A

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