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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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überließ – auf schwedischem Boden .
    »Niemals!«, wiederholte er. »Und du kannst auch nicht im Flüchtlingsheim bleiben. Ich bin sicher, dass die Israelis sowohl dich als auch die Bombe suchen werden.«
    Nombeko ließ sich Holgers Worte durch den Kopf gehen. Aber was ihr so gar nicht aus dem Sinn gehen wollte, war seine wiederholte Behauptung, er existiere gar nicht.
    »Das ist eine lange Geschichte«, murmelte Holger.
    Nombeko überlegte. Das Einzige, was ihr im Hinblick auf ihre Zukunft als freie Frau bisher gelungen war, war die Begegnung mit normalen Menschen, denn damit hatte sie überhaupt keine Erfahrung. Da tauchte ein offenbar ganz normaler Schwede auf. Nett. Rücksichtsvoll. Belesen. Und dann behauptete er, er existiere gar nicht.
    Weiter kam sie nicht, denn Holger sagte:
    »Ich wohne in einem Abbruchhaus in Gnesta.«
    »Hübsch«, meinte Nombeko.
    »Wie wär’s, wenn du da mit einziehst?«
    Nombeko hatte beschlossen, dass die Schere bei Holger nicht nötig war. Ein Abbruchhaus in … wie hieß das noch gleich? Gnesta?
    Tja, dachte sie. Sie hatte ihr halbes Leben in einer Hütte gewohnt und die andere Hälfte hinter einem Zaun eingesperrt verbracht. Da war ein Abbruchhaus doch direkt mal ein Aufstieg.
    Aber war der Herr Holger denn wirklich sicher, dass er sich einen Flüchtling und eine Nuklearwaffe ans Bein binden wollte? Und dazu den Geheimdienst einer anderen Nation auf den Fersen haben?
    Holger wusste gar nichts sicher. Aber er merkte, dass er diese Frau mochte. Es war ihm unvorstellbar, sie einfach so den Klauen des Mossad auszuliefern.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin nicht sicher. Aber ich halte das Angebot aufrecht.«
    Nombeko wiederum mochte Holger auch. Wenn es denn etwas zu mögen gab.
    »Du bist also nicht böse auf mich wegen dieser Geschichte mit der Atombombe?«
    »Ach wo«, sagte Holger. »So was kann schon mal passieren.«
    Die Fahrt von der israelischen Botschaft auf Östermalm auf die E4 und weiter in südlicher Richtung ging über Norrmalm und Kungsholmen. Durch die Windschutzscheibe konnten Holger und Nombeko Schwedens höchstes Hochhaus sehen, den vierundachtzig Meter hohen Dagens-Nyheter -Wolkenkratzer. Holger konnte den Gedanken nicht unterdrücken, was wohl damit passieren würde, wenn die Bombe explodierte. Am Ende musste er seine Frage einfach loswerden:
    »Wie übel würde es denn aussehen, wenn es übel ausgehen würde?«, fragte er.
    »Was meinst du damit?«, fragte Nombeko.
    »Na ja, wenn ich hier gegen einen Laternenpfahl donnere und die Bombe losgeht … was genau passiert denn da? Ich vermute, du und ich, wir hätten auf jeden Fall schlechte Karten, aber das Hochhaus da hinten zum Beispiel, würde das auch einstürzen?«
    Nombeko antwortete, Holger habe richtig geraten, sie beide würden es wohl nicht überleben. Das Hochhaus aber auch nicht. Die Bombe würde so gut wie alles in einem Radius von … achtundfünfzig Kilometern zerstören.
    »So gut wie alles in einem Radius von achtundfünfzig Kilometern?«, wiederholte Holger 2.
    »Ja. Beziehungsweise eigentlich alles.«
    »Achtundfünfzig Kilometer? Ganz Stockholm und Umgebung?«
    »Ich weiß ja jetzt nicht, wie groß Stockholm und Umgebung ist, aber dem Namen nach zu urteilen, wohl recht groß. Dann gibt es aber noch weitere Aspekte, die eine Rolle spielen …«
    »Aspekte?«
    »Na ja, abgesehen vom Feuerball selbst. Also, die Druckwelle, die unmittelbare Radioaktivität, die Windrichtung. Und Dinge wie … also, gesetzt den Fall, du fährst hier jetzt gegen einen Laternenpfahl, und die Bombe geht hoch …«
    »Wenn ich genauer drüber nachdenke – sagen wir doch lieber, ich fahre nicht gegen einen Laternenpfahl.« Holger umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen.
    »Doch, nur so als Beispiel. Ich schätze mal, sämtliche Großkrankenhäuser in Stockholm und Umgebung würden sofort niederbrennen. Dann stellt sich die Frage: Wer soll sich nun um mehrere hunderttausend Schwerverletzte aus den Randgebieten der Detonation kümmern?«
    »Ja, wer sollte sich um die kümmern?«, sinnierte Holger.
    »Du und ich jedenfalls nicht«, sagte Nombeko.
    Holger spürte, dass er diesen Achtundfünfzig-Kilometer-Radius so rasch wie möglich verlassen wollte. Er fuhr auf die E4 und gab Gas. Nombeko musste ihn daran erinnern, dass sie im Fall des Falles grundsätzlich erst in achtundfünfzig Kilometer Entfernung sicher wären, egal, wie schnell und wie weit er fuhr. Denn das Ding lag nun mal im Laderaum seines Lkws.
    Da ging er

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