Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
Vom Netzwerk:
genau beurteilen, wie dicht der Verkehr war.
    Falls jemand beabsichtigte, sie in dieser Nacht ins Jenseits zu befördern, war es keine dumme Idee, sie in diesem Zustand auf die Umgehungsstraße zu locken. In diesem Moment war sie besonders froh, dass der Mercedes über einen eingebauten Tempomat verfügte. Sie musste sich nur auf den Mittelstreifen konzentrieren, dann konnte nichts passieren. Nie wieder Minibar. Nie wieder Minibar, erklang eine Stimme mantraartig in ihrem Hinterkopf.
    Den Weg durch die Stadt bewältigte sie ohne größere Schwierigkeiten. Teils, weil sie die Straße ganz für sich allein hatte; teils, weil sie von einer Woge von Medikamenten getragen wurde, die allmählich ihre Wirkung entfalteten. Doch trotz ihres betäubten Zustands ging ihr der Anblick der Haraldsbrücke immer noch durch und durch. Desto erleichterter
war sie, als sie schließlich die andere Seite erreichte.
    Sie fuhr durch das Heringsviertel, das an einen Friedhof erinnerte, dessen Grabmäler in der Dunkelheit aufragten. Sie versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen. Solche Assoziationen konnte sie jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen. Nicht wenn ein Unbekannter in einer verlassenen Lagerhalle auf sie wartete.
    Als sie die großen Kühlhallen erreichte, die das Skarv-Logo trugen, schlug sie das Lenkrad ein. Außer den Anhängern, auf denen sich Container befanden, bemerkte sie vor der letzten Halle einen Pkw. Langsam fuhr sie auf ihn zu. Es war ein dunkelblauer Audi A8. Sie hatte bereits eine Idee, wem dieses missgestaltete Direktionsfahrzeug gehören könnte, doch erst als sie neben ihm anhielt, wurde ihre Vermutung bestätigt. Hinter der getönten Scheibe drehte er sich zu ihr um. Als Erik Skarv die Fahrertür öffnete, wurde sein Miniaturgesicht kurz von der Innenbeleuchtung erhellt. Dann stieg er aus. Maja stellte den Motor ab und folgte ihm. Der Boden schwankte ein wenig unter ihren Füßen.
    Â»Guten Abend, Frau Holm!«
    Â»Skarv …«, murmelte sie.
    Â»Ihr Diktiergerät sollten Sie im Auto lassen«, bemerkte er.
    Es dauerte eine Weile, ehe sie begriff, was er meinte. Herrgott, was war sie nur für eine Dilettantin. »Natürlich«, entgegnete sie und suchte in ihrer Handtasche nach dem Diktiergerät.
    Es ärgerte sie, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen war, ihr Gespräch aufzunehmen, doch sie hatte ihr Diktiergerät seit dem Rauswurf aus dem Skansen nicht mehr benutzt und inzwischen völlig vergessen. Als sie es endlich auf dem Boden ihrer Tasche ertastete, riss sie es so ungeschickt
nach oben, dass Taschentücher, Bonbonpapiere und Tampons in hohem Bogen auf der Erde landeten. Sie hatte keine Lust, sie aufzusammeln, sondern warf das Diktiergerät kurzerhand auf den Beifahrersitz und knallte die Tür zu.
    Â»Wenn Sie mir bitte folgen würden«, sagte Skarv.
    Maja nickte und griff nach ihrer Tasche. Sie mochte ein lausiger Detektiv sein, dachte aber trotz ihres umnebelten Zustands daran, sich zu schützen. Der Injektor befand sich einsatzbereit in ihrer Manteltasche, und sie würde keine Sekunde zögern, Skarv die Nadel in den Hals zu rammen, falls er sie angriff.
    Skarv schloss eine Tür auf und bat sie mit einer galanten Handbewegung einzutreten. Maja warf einen unsicheren Blick in die dunkle Halle, in der ein eigentümlicher Geruch herrschte. Nach Lack oder Petroleum. Sie zögerte kurz, ehe sie über die hohe Schwelle trat. Skarv war direkt hinter ihr. Er öffnete den Sicherungskasten, der sich neben der Tür befand, und aktivierte den Hauptschalter.
    Sofort wurde das Dunkel vom Licht eines einzelnen Scheinwerfers durchschnitten. Er schien sich irgendwo unter der Decke zu befinden, während sich sein Strahl wie ein Keil zur Mitte der Halle erstreckte und einen länglichen Tisch erhellte. Was sich darauf befand, wurde von einem weißen Laken verborgen. Es erinnerte an ein Leichentuch.
    Skarv ging dem Licht entgegen. Maja folgte ihm mit wackligen Schritten.
    Â»Wenn ich recht verstanden habe, hängt Ihr Interesse an meinen Geschäften mit dem Tod eines Ihrer Patienten zusammen, ist das korrekt?«
    Â»Teilweise«, antwortete sie und spähte ins Dunkel. Doch das Licht der Scheinwerfers war so hell, dass sie unmöglich erkennen konnte, ob sich noch andere Personen in der Halle befanden.
    Â»War es jemand, zu dem Sie ein enges Verhältnis hatten?«

    Â»Was spielt

Weitere Kostenlose Bücher