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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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verändert.«
    Â»Selbstverständlich. Es werden sich Ingenieure, Biologen, Chemiker, Professoren und Manager aus allen Teilen der Welt dort ansiedeln«, antwortete Skarv voller Stolz. »Die Heringsinsel wird sich zu der mit Abstand attraktivsten Wohngegend entwickeln. Exquisite Wohnquartiere werden sich um den neuen Hafen herum gruppieren.«

    Â»Und was soll mit den entlassenen Hafenarbeitern und den früheren Bewohnern des Heringsviertels geschehen?«
    Skarv bemühte sich um eine mitfühlende, nachdenkliche Miene.
    Â»Schon heute bieten andere Stadtteile bessere und sogar billigere Wohnmöglichkeiten. Wer heute sein Haus im Heringsviertel verkauft, sollte keinerlei Schwierigkeiten haben, woanders eine neue Bleibe zu finden. Was die Werftarbeiter betrifft, so können diejenigen, die willig sind, umgeschult werden und in der Bauindustrie eine Anstellung finden. Damit werden sie gleichzeitig zu unentbehrlichen Helfern im Kampf um das Überleben unserer Stadt.«
    Skarv breitete behutsam das weiße Tuch über das Modell, ehe er sich wieder an Maja wandte und mit feierlicher Stimme fortfuhr:
    Â»Wenn dies gelingen soll, müssen wir alle an einem Strang ziehen. Das Engagement jedes einzelnen Mitbürgers ist von entscheidender Bedeutung.«
    Skarv zupfte an der Decke. »Doch im Augenblick sind wir vor allem auf Ihre Diskretion angewiesen. Nur mit Ihrer Verschwiegenheit kann unser Projekt fortgeführt werden.«
    Skarv blickte sie eindringlich an. »Sollten Sie mit den geheimen Informationen, die ich Ihnen anvertraut habe, an die Öffentlichkeit gehen, würde das unweigerlich das Ende unserer Pläne bedeuten. Sie haben die Wahl … Frau Doktor. Das Überleben der Stadt liegt in Ihren Händen.«
    Â 
    Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt, als Maja durch die menschenleeren Straßen zu ihrem Hotel zurückfuhr. Sie hatte das Treffen mit Erik Skarv überlebt. Bedauerlich waren nur die selbstverschuldeten Kopfschmerzen, mit denen sich die geleerte Minibar an ihr rächte.
    Der Abschluss ihres denkwürdigen Treffens war völlig undramatisch verlaufen. Auf dem Weg zur Tür hatte Skarv ihr
nicht einmal das Versprechen abzunehmen versucht, Stillschweigen zu bewahren. Stattdessen hatte er sie gefragt, ob sie mit dem Gedanken spiele, sich auf Dauer in der Stadt niederzulassen. In diesem Fall würde er bei Milten gern ein gutes Wort für sie einlegen. An und für sich ein absurder Vorschlag, doch sie hatte sich artig dafür bedankt.
    Je länger sie über das Modell in der Kühlhalle nachdachte, desto beeindruckter war sie von seiner fast überirdischen Schönheit. Sein bloßes Äußeres versprach nicht nur Heilung, sondern schien selbst heilende Kräfte zu entfalten. Als hätte das faszinierende Wirrwarr der Formen auch ihren Sinn verwirrt. All die Tätowierungen, Fotos, Offshore-Atteste und Obduktionsberichte sowie die Umstände der drei Todesfälle schienen plötzlich nur mehr eine ferne Erinnerung zu sein, die langsam verblasste. Dafür nahmen sie jetzt die schimmernden Segel des Forum Medica gefangen.
    Als Maja am Scan Inn vorüberfuhr, wurde seine Fassade von den ersten Strahlen der Sonne vergoldet. Hinter dem Panoramafenster ihrer Suite stand sie selbst und starrte verloren in den Himmel, während die Wolken an ihr vorbeizogen.
    Sie wusste, dass es an der Zeit war, ihre Armee zurückzulassen und ihre Idee von der revolutionären Volksfront zu begraben. Natürlich wäre sie in ihrer weißen Rüstung eine glänzende Anführerin gewesen, die ihren Widersachern den Stab des Äskulap entgegengeschleudert hätte, damit die Schlange ihnen den Kopf abbiss. Stattdessen musste sie die Küstenrevolution abblasen und die burgunderfarbene Fahne einrollen. Ehe sie den entscheidenden Zug ausführen konnte, hatte Skarv sie schachmatt gesetzt.
    Im Lichte der guten Sache, die letztendlich die Stadt retten würde, musste sie sich das Scheitern ihrer Operation eingestehen. Die Ursache für Lilleengens Überdosis würde wohl für immer ungeklärt bleiben. Ebenso die Hintergründe
für Kvams brutale Ermordung und Munkejords Ende im Fluss.
    Vielleicht war es dieser Stachel, der sie den Beschluss fassen ließ, doch kein völliges Stillschweigen zu bewahren. Eine Person gab es, der sie Skarvs Pläne enthüllen wollte. Das war sie ihm schuldig. Dafür, dass sie ihn so oft vor

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