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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Lilleengens Tod eine Notwendigkeit gewesen. Eine Methode, mit der Macht der Gewohnheit zu brechen und ihr altes Leben mit Jan endgültig hinter sich zu lassen. Doch der befreiende Abstand hatte sich längst eingestellt. Das verrieten nicht nur der Kilometerzähler ihres Wagens und der Stand ihres Kontos. Sie spürte es auch, und das erleichterte es ihr, die Fehler der Vergangenheit zu akzeptieren und ihre heutigen Entscheidungen nicht mehr von ihnen beeinflussen zu lassen. Höchste Zeit, den Blick nach vorn zu richten und sich zu überlegen, wie das nächste Kapitel ihres Lebens aussehen sollte.
    Â 
    Am Abend kam Stig erneut auf die Begegnung mit Skarv zu sprechen. Offenbar fiel es ihm immer noch schwer, die ganze Tragweite der Enthüllungen zu begreifen.
    Â»Das ist ja unglaublich!«, sagte er immer wieder, und Maja
spürte, dass es weit mehr als journalistische Neugier war, die ihn antrieb.
    Vermutlich ärgerte es ihn trotzdem, dass er die Story beruflich nicht ausschlachten konnte. Doch er hatte ihr versprochen, alle Informationen für sich zu behalten, und sie vertraute ihm.
    Â»Glaubst du jetzt immer noch, dass die Todesfälle mit den Plänen für das Heringsviertel in Verbindung stehen?«, fragte er sie schließlich. Es klang, als wolle er sie auf die Probe stellen.
    Maja zuckte die Schultern.
    Â»Nicht mehr so wie früher. Wenn Rolf Vikse an seinem Geständnis festhält, dann habt ihr vielleicht doch recht, dass die drei Todesfälle nichts miteinander zu tun haben. Mir fehlt einfach ein konkreter Beweis, dabei habe ich gesucht und gesucht und gesucht.« Maja breitete hilflos die Arme aus.
    Â»Das haben Ärzte und Journalisten sicher gemeinsam. Sie suchen nach einem bestimmten Anhaltspunkt und finden etwas ganz anderes.«
    Â»Stimmt schon, aber die Frage, wer mich terrorisiert hat, ist damit immer noch nicht beantwortet.«
    Â»Irgendwelche aufgebrachten Bohrarbeiter … oder Solstrøm?«
    Â»Ja, vielleicht«, sagte Maja. Doch so richtig überzeugt war sie nicht davon, denn wer hatte sie dann von der Brücke werfen wollen? Wer hatte es auf sie abgesehen? Existierten die Täter womöglich nur in ihrem Kopf? War sie am Ende selbst über das Geländer geklettert?
    Wenn sie jetzt an den Vorfall zurückdachte, schien alles wie in einem dichten Nebel zu liegen. Sie legte ihren Kopf auf Stigs Brust.
    Irgendwann fragte er sie, ob all diese Dinge einen Einfluss auf ihre zukünftige Karriere hätten.

    Â»Nicht unbedingt, aber wenn das Forum Medica auch nur annähernd so wird, wie geplant, dann weiß ich, wo ich später arbeiten werde.«
    Stig nickte. »Bei LokalNyt ist jederzeit Platz für eine aufstrebende, innovative Journalistin, falls du den Beruf wechseln willst.«
    Sie lachten, ehe sie sagte: »Ehrlich gesagt, frage ich mich, ob ich nicht doch noch meinen Facharzt machen soll.«
    Â»Das hört sich doch nach einer guten Idee an. Meinst du, das geht hier in der Gegend?«
    Sie blickte zu Boden. »Ja, vielleicht … aber …«
    Â»Aber?«
    Â»Ich überlege, ob ich wieder nach Hause fahre.«
    Stig war deutlich anzusehen, dass ihm die Aussicht, sie wieder zu verlieren, ganz und gar nicht gefiel.
    Â»Es ist doch nur, bis ich mit der Ausbildung fertig bin.«
    Â»Und wie lange dauert das?«
    Â»Das muss ich erst mal herausfinden.«
    Â»Und was passiert danach?«
    Es wurde still zwischen ihnen. Nach einer Weile setzte sie sich auf und lächelte ihn an.
    Â»Danach ist danach. Aber es wäre schön zu wissen, dass ich danach immer noch willkommen bin.«
    Â»Jederzeit«, sagte Stig. »Weißt du schon, wann du abreisen willst?«
    Â»Bald.«
    Â»Aber du bleibst doch noch bis zum Stadtfest, oder?«
    Sie begriff, wie wichtig ihm das Stadtfest war. Wahrscheinlich betrachtete er es als passenden Schlusspunkt ihrer gemeinsamen Zeit.
    Â»Natürlich«, antwortete sie. »Ich freu mich drauf.«
    Â 
    Maja rief zu Hause in Dänemark an, und zwar bei Dr. Skouboe in Lyngby. Bei ihm hatte sie in den letzten Jahren den
Großteil ihrer praktischen Ausbildung absolviert, ehe sie ebenso überstürzt wie unentschuldigt verschwunden war. Mir nichts, dir nichts war sie einfach nicht mehr zur Arbeit gekommen.
    Obwohl ihr die ganze Sache immer noch peinlich war, sah sie sich zu diesem Anruf gezwungen. Sie musste herausfinden, was mit ihren Papieren geschehen war

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