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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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noch nie gehört hatte, für die Einwohner der Stadt von herausragender Bedeutung war. Zu den Tönen von Edvard Grieg würden die Konzertbesucher von einem kollektiven Nationalgefühl ergriffen werden, bis der ganze Saal sich norwegischer fühlte als die Flaggengirlanden, mit denen die Hauptstraße geschmückt war. Und die war so prächtig geschmückt, dass außer Frage stand, welch überwältigender Erfolg der Flohmarkt gewesen war.
    Â 
    Maja und Stig standen am Straßenrand und verfolgten den Festumzug. Die Leute hatten sich ungewöhnlich fein gemacht. Viele waren in ihren Nationaltrachten, andere im Pelzmantel erschienen. Selbst die Kinder, die hin und her liefen, trugen ihre Sonntagskleider. Der Umzug bestand aus den Organisationen und Institutionen der Stadt sowie aus Abgesandten der Handwerkerzunft, die ihre Arbeitskleidung und Spruchbänder trugen. Er endete auf dem Marktplatz, wo der Tradition gemäß noch zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen verliehen wurden.

    Â»Sollte LokalNyt zu so einer wichtigen Veranstaltung nicht seinen besten Reporter schicken?«, fragte Maja.
    Â»Ich hab das schon die letzten vier Jahre gemacht. Jetzt können mal Jüngere ran«, antwortete Stig grinsend.
    In diesem Moment marschierten die Einsatzdienste vorbei. Sowohl Feuerwehrleute als auch Rettungsfahrer trugen teils Uniformen vergangener Zeiten, sodass sie eine Art historische Prozession bildeten.
    Maja erkannte niemanden wieder, der an der Rettungsaktion am Fluss beteiligt gewesen war, dafür entdeckte sie Antonsen. Der Rettungsfahrer schwankte ein wenig hin und her und schien schon ziemlich angeheitert zu sein. Antonsens jungen Kollegen, der bei der Reanimierung von Jo Lilleengen dabei gewesen war, konnte sie nirgends entdecken. Vielleicht war dieser Einsatz damals zu viel für ihn gewesen. Vielleicht würde auch er niemals über Lilleengens Tod hinwegkommen.
    Nach den Feuerwehrleuten kamen die Schreiner, gefolgt von den Schornsteinfegern. Als Nächstes marschierte der CVJM in seinen blauen Uniformen vorüber. Maja erkannte die Fahnenträgerin. Die Uniform und natürlich der Stolz, ihre Gruppe anzuführen, ließ sie jünger und schlanker aussehen. Zweifellos war es ein großer Tag für Petra Jakola, die streng im Takt marschierte und den Blick starr geradeaus richtete. So konnte sie auch ihren früheren Chef nicht sehen, der einen Mantel mit Pelzkragen trug und das Spektakel missmutig verfolgte.
    Im Lauf dieses Nachmittags sah Maja die meisten Menschen wieder, die sie während ihrer Zeit in der Stadt kennengelernt hatte, ausgenommen die beiden Männer von der Brücke. Die meisten beteiligten sich, umgeben von ihren Angehörigen, ausgelassen an den Feierlichkeiten. Blindheim und seine Frau trugen Squaredancekostüme. Titland hatte offenbar seine Enkel dabei. Selbst Leif der Punker hatte
sich unter die Leute gemischt. Wie immer in abgerissenen Klamotten, und es war ihr ein Rätsel, wie er die Flaggengirlande, die er um den Hals trug, von einer der Straßenlaternen entfernt hatte.
    Nach zirka einer Stunde waren Maja und Stig so durchgefroren, dass sie Zuflucht im Skudekroen suchten. Allerdings waren sie offenbar nicht die Ersten, die auf diese Idee gekommen waren. Da absolut kein Tisch mehr frei war, zwängten sie sich in eine Ecke – nahe der Stelle, an der sie sich einst kennengelernt hatten. Wie viel sich inzwischen geändert hatte! Aus Mecki war Stig geworden. Kvam und Munkejord waren tot. Die Kneipe hatte sich eine akzeptable Weinkarte zugelegt, und sie freute sich darauf, bald nach Dänemark zurückzukehren. Durch die beschlagenen Scheiben konnte sie die Scheinwerfer von Hildegun II ausmachen, die wie Sterne auf der anderen Seite der Brücke leuchteten. Bald würde sich die Ölplattform von der Stadt verabschieden und hinaus aufs Meer begeben. Dann würden die letzten Lichter auf der Heringsinsel ausgehen und ewigem Dunkel weichen, bis die Visionen der Familie Skarv allmählich Gestalt annahmen. Wenn sie das nächste Mal aus demselben Fenster sah, würde sie vermutlich das weiße Segel des Forum Medica erblicken.
    Lennart trug immer noch seinen Cowboyanzug, nachdem er auf dem Umzug die Squaredancegruppe begleitet hatte. Sein heller Cowboyhut und seine Lederweste passten ausgezeichnet zu ihm und der Stimme von Patsy Cline, die aus den Lautsprechern schallte. Selbst ein Bürohengst wie Blindheim

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