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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Blumen zu verbrennen.«
    Maja wusste nicht, was sie entgegnen sollte, und war froh, dass in diesem Moment der Pfarrer zu ihnen trat. Er gab Maja die Hand, ehe er sich an Jos Mutter wandte.
    Â»Nur der Sarg wird verbrannt, Frau Lilleengen. Die Blumen können wir auf das Grab legen. Sie können sie aber auch gerne mit nach Hause nehmen, wenn Sie möchten.«

    Eva Lilleengen schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Sonst riecht es in meinem Wohnzimmer nur nach Begräbnis.«
    Der Pfarrer nickte verständnisvoll.
    Â»Aber die Karten und Kondolenzbänder würde ich gern behalten.«
    Â 
    Als sie aus der Kirche kamen, fiel der Schnee in großen, nassen Flocken vom Himmel. Eva Lilleengen und Maja gingen gemeinsam zu ihrem Auto. Frau Lilleengen hätte sie gern zu sich nach Hause eingeladen, hatte jedoch nichts eingekauft. Stattdessen schlug sie vor, irgendein Café in der Nähe aufzusuchen.
    Maja brachte es nicht übers Herz, die Einladung abzulehnen, obwohl sie mit ihren Hausbesuchen schon eine Stunde in Rückstand war.
    Sie fuhren zu Birthes Kaffeesalon und setzten sich an die hintere Wand, in größtmöglicher Entfernung von den Spielautomaten im Eingangsbereich. Das Lokal hatte kürzlich den Eigentümer gewechselt und war jetzt eine Mischung aus traditionellem Café und Imbissbude. Trotz der frühen Tageszeit war der längliche Gastraum gut besucht. Die meisten hingen an ihren Linoleumtischen über einer Tasse Kaffee, blätterten in der Zeitung oder schauten durch die trüben Scheiben auf den Marktplatz. Maja holte sich selbst eine Tasse Kaffee sowie eine Tasse Tee und ein Käsebrot für Frau Lilleengen. Als sie an ihren Tisch zurückkam, sah sie, wie die alte Dame sich verstohlen umblickte und ihre Handtasche umklammerte, während sie einen Zigarillo rauchte. Maja wollte sie im ersten Moment auf das allgemeine Rauchverbot hinweisen, ließ es aber bleiben.
    Â»Sie sind überall.«
    Â»Wer?«, fragte Maja und stellte das Tablett ab.
    Die alte Dame beugte sich ihr entgegen und flüsterte:
»Die Fremdarbeiter.« Sie wies mit dem Kopf auf ein paar ältere türkische Männer, die Domino spielten und Tee aus kleinen Gläsern tranken.
    Â»Denen scheint es doch gut zu gehen.«
    Maja setzte sich ihr gegenüber und legte das Wechselgeld auf den Tisch, das Eva Lilleengen sofort in ihrer Manteltasche verschwinden ließ. Sie hatte darauf bestanden, Maja einzuladen.
    Â»Man erkennt die Stadt gar nicht mehr wieder. Früher war das mal ein sehr schönes Café hier.«
    Maja zweifelte daran, dass Birthes Kaffeesalon je ein gemütliches Lokal gewesen war, entgegnete jedoch diplomatisch: »Es ist doch immer noch ein schönes Café.«
    In diesem Moment wurde die türkische Popmusik in der Küche auf volle Lautstärke gedreht. Der blecherne Lärm aus den billigen Lautsprechern mischte sich mit den elektronischen Geräuschen der Spielautomaten.
    Eva Lilleengen schüttelte vielsagend den Kopf, ehe sie den Zigarillo in die andere Hand nahm und von ihrem Käsebrot abbiss.
    Â»Das war eine schöne Trauerfeier.«
    Die alte Dame nickte nachdrücklich. »Ja, unser Pfarrer ist wirklich sehr tüchtig. Er ist der Einzige, der mich immer unterstützt hat. Selbst die Polizei hat mir keine Ruhe gelassen. Dabei sollte man doch wirklich glauben, dass die anderes zu tun haben.«
    Maja trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Er schmeckte säuerlich.
    Â»Sie haben mich gefragt, ob es meine Medikamente waren, die Jo genommen hatte.«
    Â»Waren es Ihre Medikamente?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Jo hat schon lange nichts mehr genommen.«
    Â»Aber sein Rückfall sieht doch so aus, als ob …«

    Eva Lilleengen schob ihre Tasse so heftig von sich, dass der Tee überschwappte.
    Â»Jo hatte keinen Rückfall! Jedenfalls nicht in den letzten drei Jahren. Das habe ich auch der Polizei erklärt. Glauben Sie etwa, dass ich den Unterschied nicht kenne?« Sie schaute betrübt auf die Teepfütze, die sich auf dem Tisch gebildet hatte.
    Â»Vielleicht wusste es die Polizei nicht besser.«
    Â»Ist ja auch kein Wunder, wenn sie nicht zuhören.« Sie wischte die vergilbte orangefarbene Tischplatte sorgfältig ab.
    Â»Vielleicht können Sie es mir erklären.«
    Eva Lilleengen blickte auf. »Gibt es in Ihrer Familie jemanden, der drogenabhängig ist?«
    Maja schüttelte

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