Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
Vom Netzwerk:
Doch was Blindheim betraf, beschäftigte sie weniger die bevorstehende rektale Untersuchung, sondern vor allem die Frage, wie sie ihm Øivinds Nachnamen entlocken konnte.
    Blindheim lag auf der Seite. Hose und Stiefel hatte er ausgezogen. Die Stiefel standen ordentlich nebeneinander am Fußende der Liege. Als Maja ihn begrüßte, versuchte er sich ein wenig aufzurichten.
    Â»Bleiben Sie einfach liegen.«
    Er war sichtlich angespannt.
    Â»Können Sie mir erklären, was geschehen ist?«
    Blindheim räusperte sich. »Ich wollte gerade mit ein paar Freunden auf die Jagd gehen und bin auf einem Rastplatz noch mal kurz auf die Toilette. Da habe ich bemerkt, dass plötzlich jede Menge Blut kam. Die ganze Toilettenschüssel färbte sich rot.«
    Â»Haben Sie vorher Schmerzen gehabt?«
    Der Kommissar räumte ein, dass er enorme Schmerzen gehabt hatte. Deshalb hatte er Dr. Miltevik konsultiert.
    Maja zog ein paar sterile Operationshandschuhe an, die sie mit Explorationscreme einrieb. Blindheim sah sie beunruhigt an.
    Â»Was hat Dr. Miltevik bei Ihnen untersucht?«
    Â»Hämorrhoiden. Aber er sagte, das würde sich schon von selbst regeln.«
    Â»Wurden Proben entnommen?«
    Â»Proben? Nein, ich glaube nicht.«

    Maja verfluchte Miltens Nachlässigkeit, verkniff sich aber einen Kommentar. Sie ging zu Blindheim, der es nicht lassen konnte, den Kopf zu drehen.
    Â»Es ist höchstwahrscheinlich ein Knoten, der geplatzt ist. Aber das werde ich gleich ertasten.«
    Â»Sie wollen bei mir …?«
    Maja setzte ihr mütterlichstes Lächeln auf. »Versuchen Sie sich zu entspannen. Dann werden Sie kaum etwas spüren.«
    Sie untersuchte den Kommissar vorsichtig, der nach Kräften versuchte, einigermaßen locker zu bleiben. Neben der geplatzten Hämorrhoide entdeckte sie vier weitere, jedoch keine anderen Knötchen. Danach reinigte sie den After und rieb ihn mit einer anästhesierenden Salbe ein.
    Â»Durch das viele Blut sieht es meistens schlimmer aus, als es ist. Dafür habe ich weiter oben noch mehrere Hämorrhoiden gespürt. Ich werde Sie zu einem Spezialisten überweisen.«
    Â»Einem Spezialisten?«
    Â»Der kann mit Ihnen über eine geeignete Therapie sprechen.«
    Â»Müssen die entfernt werden?«, fragte Blindheim.
    Â»Nicht unbedingt.«
    Es bestand kein Grund, ihn mit der Information zu beunruhigen, dass er sich von Alter, Geschlecht und Lebensstil her in der Risikogruppe für Magen-Darm-Krebs befand. Die Prognose musste ohnehin der Facharzt stellen. Sie brauchte nur die Rolle der gutmütigen Ärztin zu spielen, die ihm fürs Erste Linderung verschaffte.
    Â»Danke für Ihre Hilfe«, sagte Blindheim und knöpfte sich seine Hose zu. »Es tut mir leid, dass wir nicht ganz so effektiv waren, was den Einbruch in Ihrer Praxis betrifft.«
    Er kostete ihn einige Mühe, sich hinzuknien und seine Stiefel zu schnüren.

    Â»Vielleicht könnten Sie mir stattdessen eine Frage beantworten«, sagte Maja.
    Der Kommissar blickte auf. »Und die wäre?«
    Â»Können Sie sich an den Namen des Mannes erinnern, der Jo Lilleengen gefunden hat? Øivind, Øivind …« Sie tat so, als läge ihr der Nachname auf der Zunge.
    Â»Warum wollen Sie das wissen?«
    Â»Er hat einen Blumenstrauß zur Beerdigung geschickt, aber es war kein Absender auf der Karte«, antwortete sie. »Ich habe der Mutter des Verstorbenen versprochen, den Namen herauszufinden, damit sie sich bei ihm bedanken kann.«
    Kommissar Blindheim runzelte die Stirn. »Waren Sie auf der Beerdigung?«
    Â»Das war gewissermaßen ein Zufall«, entgegnete sie. »Vor allem war ich aber der Mutter zuliebe dort, die ihren Sohn verloren hat.«
    Â»Sie engagieren sich sehr für Ihre Patienten.«
    Sie lächelte zaghaft.
    Â»Sein Name ist Munkejord. Øivind Munkejord. Rufen Sie mich auf dem Revier an, dann gebe ich Ihnen seine Adresse.«
    Â»Vielen Dank.«
    Â»Aber er wird wohl erst in ein, zwei Monaten wieder da sein.«
    Sie schaute ihn fragend an.
    Â»Soweit ich mich erinnere, arbeitet er auf einer Ölplattform.«
    Maja biss sich ärgerlich auf die Lippen. Am liebsten hätte sie sich nach den Indizien erkundigt. Gab es irgendwelche Hinweise darauf, dass Jo in seiner letzten Nacht nicht allein gewesen war? Die Kippen verschiedener Zigarettenmarken im Aschenbecher? Mehrere Weingläser? Zumindest im

Weitere Kostenlose Bücher