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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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vergewissern, dass sie beide dasselbe dachten.
    Â»Mord?«
    Statt zu antworten, fuhr er fort: »Ich glaube, einen Unfall können wir außer Acht lassen.«
    Â»Warum?«
    Â»Jo kannte sich doch gut genug aus mit Methadon. Da ist es unwahrscheinlich, dass er aus Versehen eine Überdosis genommen hat.«
    Maja nickte. »Und die beiden anderen Möglichkeiten?«
    Â»Falls es Mord war, wo ist das Motiv?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Wenn wir davon ausgehen, dass Jo nicht mehr abhängig war, dann kommen Drogenschulden oder Hehlerei wohl nicht in Betracht.«
    Â»Was bleibt dann noch?«
    Stig kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    Â»Beschaffungskriminalität.«
    Â»Schwer vorstellbar in seinem Fall.«

    Â»Mord aus Eifersucht?«
    Â»Seine Mutter meinte, in seinem Leben hätte es keine Frauen gegeben.«
    Â»Falls sie nicht lügt oder es nicht besser weiß, können wir also auch diese Theorie fallen lassen.«
    Maja nickte. »Ich glaube ihr zumindest. Und wenn ich Leute nach gewalttätigen Familienstreitigkeiten behandle, dann geht es fast immer um Brüche oder schlimmstenfalls um Stichverletzungen mit irgendwelchen Küchenwerkzeugen.«
    Stig lächelte. »Pech gehabt, wenn man mit dem Brotmesser niedergestochen wird, das man seiner Partnerin geschenkt hat.«
    Maja nickte. »Feiertage können lebensgefährlich sein. Aber wenn jemand versucht hätte, Jo gewaltsam etwas einzuflößen, dann wären später Spuren eines Kampfes festgestellt worden. Was bleibt also noch?«
    Â»Selbstmord«, antwortete Stig.
    Â»Aber warum?«
    Â»Wer weiß das schon. Haushohe Schulden. Die nicht erwiderte Liebe einer Kassiererin im Supermarkt. Es gibt viele Gründe, sich umzubringen.«
    Â»Viele Gründe, unglücklich zu sein.«
    Â»War Jo unglücklich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jos Mutter weiß nichts davon, aber vielleicht kann uns ja sein Freund Øivind etwas dazu sagen.«
    Â»Kann schon sein. Aber wieso interessiert dich das eigentlich?«
    Â»Ich bin eben neugierig …« Ihre Antwort klang nicht überzeugend.
    Stig lehnte sich zurück. »Könnte es vielleicht damit zusammenhängen …«, er zögerte, »dass es dir nicht gelungen ist, ihn wiederzubeleben?«

    Maja warf ihm einen kühlen Blick zu. »Wenn du glaubst, dass ich Schuldgefühle habe, dann irrst du dich. Es war seine Entscheidung. Außerdem haben wir alles getan, was in unserer Macht stand, um ihn zu retten.«
    Â»Daran zweifle ich nicht. Aber warum dann dieses große Interesse?«
    Â»Vielleicht weil ich noch nie erlebt habe, dass sich jemand nur mit Methadon das Leben nimmt. Wenn es mal zu tödlichen Unfällen kommt, dann meistens, weil der Entzug zu radikal war und der Junkie sich daraufhin eine zu hohe Dosis genehmigte.«
    Â»Vielleicht hat er noch was anderes genommen. Hast du Einstiche festgestellt?«
    Maja schüttelte den Kopf. »Kann mich nicht daran erinnern, aber wenn dem so wäre, dann stünde es im Obduktionsbericht.«
    Â»Blindheim hat von Methadon und Alkohol gesprochen. Meinst du nicht, dass das ausreicht?«
    Â»Doch, davon kann man schon sterben, wenn man genug nimmt. Aber ich glaube, dass Jo, hätte er sterben wollen, sich andere Substanzen besorgt hätte.«
    Â»Warum?«
    Â»Ist nur so ein Gefühl.« Sie wollte das Thema nicht weiter vertiefen, und auch Stig stellte keine Fragen mehr.
    Â»Im Moment hält sich die Arbeit in Grenzen. Vielleicht könnte ich ja auch etwas in Erfahrung bringen, wenn ich Augen und Ohren offen halte«, sagte Stig.
    Â»Hab ich doch gesagt, dass ihr Journalisten alle eure dubiosen Kontakte habt.«
    Stig zwinkerte ihr zu. »Wenn du wüsstest.«
    Maja schrieb ihre Handynummer auf eine Serviette und gab sie ihm, womit sie ihr eisernes Gesetz brach, niemals ihre private Telefonnummer herauszurücken.

    Â 
    Der Schnee klatschte in großen, grauen Flocken gegen die Scheibe. Die Scheibenwischer quietschten herzzerreißend. Als Maja über die Brücke fuhr, dachte sie erneut daran, wie sie am Kopenhagener Opernhaus am Hafenbecken gestanden hatte, ehe sie aufgebrochen war. Auch jetzt schien sie vom Wasser angezogen zu werden. Damals hatte sie phantasiert, wie ihr Körper durch die Wasseroberfläche brach und in die Tiefe sank.

10
    Die abgestandene Luft der Klimaanlage ließ ihre Nebenhöhlen austrocknen. Maja

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