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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Getränke‹?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das muss eine dänische Redensart sein.«
    Â»Dann führen wir sie heute in Norwegen ein.«
    Sie stießen an, und Maja leerte ihr Glas in einem Zug. Der Whisky brannte bis in den Magen hinunter und schmeckte nach Torf und Teer. Norland hatte an seinem Glas nur genippt.
    Â»Was macht Ihre Arbeit?«
    Â»Kommt drauf an, was Sie meinen.«
    Â»Ich meine vor allem Ihre Beschäftigung mit der Drogenkriminalität in dieser Gegend.«
    Â»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie unsere Sendungen verfolgen.«

    Â»Ich bin Ihr größter Fan!«
    Maja lächelte, was der ironischen Bemerkung die Spitze nahm. Norland starrte auf die Tischplatte und drehte das Glas zwischen den Fingern.
    Â»Niemand interessiert sich im Moment dafür. Ich fürchte, ich bin auch ein Opfer der Jagdsaison.«
    Â»Und ich dachte, nur die niedlichen Rehe sind in Gefahr.«
    Er lachte kurz auf und nippte erneut an seinem Whisky. »Sie sympathisieren mit den Rehen?«
    Â»Nein, ich kann nur nichts Faszinierendes am Jagen entdecken.« Maja bestellte zwei weitere Whisky. Norland versuchte sie daran zu hindern, doch sie stellte einfach ein neues Glas neben sein altes, das noch halbvoll war.
    Â»Du liegst im Rückstand, Stig.«
    Die Provokation war ihr geglückt, denn Stig leerte mit Mühe sein erstes Glas, worauf er eine Geste wie ein Handballschiedsrichter machte, wenn eine Auszeit angezeigt wurde.
    Â»Okay, sagen wir, es steht 1:1.«
    Â»Ich muss mich nur kurz erholen«, sagte Stig. »Bist du zufällig Stammgast hier? Ich dachte, du bist auf der Durchreise.«
    Â»Das haben andere auch schon gedacht.«
    Â»Was hält dich hier fest?«
    Â»Ich warte auf eine Anstellung in Stavanger«, log sie.
    Â»Wie geht’s deinem Kopf inzwischen?«
    Sie zeigte ihm die schmale Narbe, die von den Stichen zurückgeblieben war.
    Â»Da scheinst du ja noch mal Glück gehabt zu haben.«
    Â»Du hast nicht zufällig was gehört?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Ich dachte, ihr Journalisten habt unzählige Kontaktleute, die euch ständig mit Informationen versorgen.«

    Stig grinste. »Ich glaube, du siehst zu viele Spielfilme.«
    Â»Ich war seit Jahren nicht mehr im Kino.«
    Â»Dann lass uns doch mal zusammen gehen. Ich lad dich ein.«
    Â»Was läuft denn gerade?«
    Â»Ist das nicht gleichgültig?«
    Schon wieder dieser Jetstream an Verlockungen, in den sie nicht hineingezogen werden wollte.
    Â»Denk dran, je später der Abend …«
    Sie leerte ihr Glas. Stig sah sich gezwungen, es ihr gleichzutun.
    Â»So, ich kann nicht mehr!« Mit einer Grimasse stellte er sein Glas ab.
    Â»Wir haben doch noch nicht mal richtig angefangen«, protestierte sie.
    Â»Ich bin fix und fertig. Für mich nur noch Wasser!«
    Seinem glasigen Blick nach zu urteilen, eine kluge Entscheidung. Er lächelte sie an. »Du bist doch nicht zufällig hier aufgekreuzt?«
    Â»Einbildung ist auch ’ne Bildung.«
    Stig schüttelte den Kopf. »So war das nicht gemeint. Schließlich bin ich Journalist, oder?«
    Â»Und?«
    Â»Ich lebe davon, am Leben anderer Menschen teilzunehmen, mit ihnen innerhalb kürzester Zeit vertraut zu werden. Du wärst ziemlich gut in dem Job.«
    Sie senkte lächelnd den Blick. »Offenbar nicht gut genug.«
    Â»Was willst du wissen?«
    Â»Habe ich dein Vertrauen?«
    Â»Natürlich«, entgegnete er mit ernstem Blick.
    Sie erzählte ihm fast alles. Von der misslungenen Reanimierung, ihrem Besuch in Lilleengens Haus, seiner Beerdigung, der Verzweiflung seiner Mutter, die den Tod ihres
Sohnes nicht verstehen konnte, ihren vergeblichen Bemühungen, mit Øivind Munkejord Kontakt aufzunehmen. Sie vertraute ihm sogar an, dass sie derzeit versuchte, an den Obduktionsbericht heranzukommen. Nur Blindheims Hämorrhoiden ließ sie außen vor sowie die Tatsache, dass sie sich nicht dazu durchringen konnte, Eva Lilleengen die Fotos ihres Sohnes auszuhändigen.
    Ihr Bericht mündete in der Frage, die sie sich seit der Begegnung mit Eva Lilleengen stellte: »Warum musste Jo sterben?«
    Stig hatte ihr schweigend zugehört. Jetzt beugte er sich ihr entgegen. »Falls er wirklich clean war, gibt es nur drei Möglichkeiten.«
    Â»Und die wären?«
    Â»Ein Unfall, Selbstmord oder …«
    Maja sah ihm in die Augen, um sich zu

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