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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Film wurde solchen Details immer höchste Aufmerksamkeit geschenkt.
Aber sie traute sich nicht zu fragen. Der Blick des Kommissars gab ihr zu verstehen, dass er heute nur an einer einzigen Sache interessiert war.
    Sie begleitete ihn zum Empfang, wo er ihr die Hand gab.
    Â»Ich dachte, Sie wollten uns schon wieder verlassen«, sagte er.
    Â»Wie kommen Sie darauf?«
    Â»Das hat Miltevik mir erzählt.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich werde noch ein bisschen bleiben.«
    Â 
    Im zweiten Stock, unmittelbar vor dem Konferenzraum, befanden sich die Fächer für die Hauspost der Angestellten. Als stellvertretende Ärztin musste Maja mit einem Fach am äußeren Ende vorliebnehmen. Sie rangierte quasi noch unterhalb des Küchenpersonals. Linz’ Postfach hingegen entdeckte sie in der ersten Reihe, direkt neben dem des Klinikdirektors. Sie faltete ihre Nachricht einmal zusammen und legte sie auf seinen Stapel.
    Â 
    Maja parkte vor dem älteren Mietshaus am Lindevei, in dem Øivind Munkejord eine Wohnung im Erdgeschoss hatte. Die Jalousien waren geschlossen, es schien niemand zu Hause zu sein. Sie hatte Blindheim nicht angerufen, um sich nach Munkejords Adresse und Telefonnummer zu erkundigen, sondern beides im Telefonbuch nachgeschlagen. Ihre Anrufe bei Munkejord waren indes vergeblich gewesen.
    Sie zog die Karte mit dem Glockenblumenmotiv, die sie unterwegs gekauft hatte, aus der Tasche. Auf der Rückseite bedankte sie sich für die Anteilnahme am Begräbnis ihres Sohnes und unterschrieb mit »Eva Lilleengen«. Damit hatte sie zumindest ein Alibi für ihren Besuch.
    Sie verschaffte sich Zugang zum Treppenhaus und klopfte
an Munkejords Tür. Dem Türschild zufolge wohnte er allein. Sie klopfte ein weiteres Mal, ehe sie es aufgab. Sie hatte zumindest gehofft, irgendwelche Familienmitglieder anzutreffen, die ihr mitteilen konnten, wann er von seiner Ölplattform wieder nach Hause kam.
    Â 
    Auf dem Heimweg kam Maja an der Kneipe vorbei, in der sie neulich gesessen hatte. Es war kurz vor sieben, und die Anzahl der geparkten Autos ließ darauf schließen, dass sie gut besucht war. Auch der Wagen mit dem roten Logo von LokalNyt stand vor dem Eingang. Durchaus möglich, dass Stig Norland erneut hier eingekehrt war. Für Maja eine willkommene Gelegenheit, ihn näher kennenzulernen. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie sie ihn ansprechen sollte. Irgendwelche Standardformulierungen gehörten nicht zu ihrem Repertoire. Außerdem saß er bestimmt wieder mit einigen Kollegen zusammen.
    Als sie sich der Brücke näherte, kehrte sie dennoch um. Man musste einfach seine Fähigkeiten nutzen. Sie konnte ihn immer noch unter den Tisch trinken.
    Â 
    Das Lokal war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Stimmung unter den verschiedenen Jagdgesellschaften ausgelassen. Maja sah sich nach Norland um, konnte ihn unter all den khakifarbenen Menschen aber nicht entdecken. Sie überlegte kurz, ob sie trotzdem etwas essen sollte, hatte aber wenig Lust, sich einen freien Platz zu erkämpfen. Sie wollte gerade aus der Tür gehen, als sie am Ende der Bar einen blonden Strubbelkopf bemerkte. Sie schlängelte sich ihm entgegen und konnte nun deutlich erkennen, wie sich Norland von einem kleinen bebrillten Mann mit Holzfällerhemd verabschiedete. Während der sich in Richtung Ausgang bewegte, sah Maja ihre Chance, seinen Platz an der Theke einzunehmen. Ganz so elegant, wie sie sich
die Kontaktaufnahme vorgestellt hatte, würde sie allerdings nicht werden.
    Â»Hallo!«, begrüßte sie Norland und bewahrte im letzten Moment sein Mineralwasser davor, von ihrer Handtasche zu Boden geschleudert zu werden.
    Â»Entschuldigung, aber man findet ja wirklich kaum einen Platz.«
    Norland zuckte bedauernd die Schultern. »Tja, so ist das in der Jagdsaison. Alle treffen sich hier, um zu erzählen, was sie geschossen haben.«
    Â»Und Sie?«
    Â»Ich bin auf dem Weg nach Hause. War ein langer Tag.«
    Â»Ich dachte, Sie wollen mir vielleicht ein wenig Gesellschaft leisten.«
    Er schaute sie überrascht an, bevor er nickte. »Gern, auf einen Drink.«
    Maja wandte sich an Lennart hinter der Theke und bestellte zwei doppelte Single Malt.
    Â»Ich dachte schon, Sie haben wieder Ihren Barolo dabei.«
    Â»Kennen Sie nicht die Redensart ›Je später der Abend, desto kürzer die

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