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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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ich dich nie um den Bericht gebeten.«
    Sie wusste, wie verlogen ihre Worte waren, doch offenbar schienen sie Petra zu beeindrucken.
    Â»Das verstehst du doch, Petra, oder?«
    Â»Ja, tut mir leid«, entgegnete sie und senkte den Kopf. »Ich dachte nur, dass du auch an der anderen Sache ein persönliches Interesse hättest, er war doch schließlich dein Nachbar.«
    Â»Das war auch … wirklich sehr nett von dir.«
    Â»Aber du verrätst es doch niemandem, oder?« Sie klang wie ein kleines Schulmädchen, dessen größtes Geheimnis aufgeflogen ist.
    Â»Natürlich nicht. Außer uns beiden geht das niemanden was an.«
    Sie lächelte Petra vertrauensvoll zu, die dankbar zurücklächelte. Maja war nicht unbedingt stolz auf ihr Verhalten, wusste aber nicht, wie sie sonst mit Petra umgehen sollte.
    Petra wandte sich wieder ihrem Mittagessen zu und nahm das nächste Sandwich in Angriff. Maja ließ ihren Salat stehen. Das Ephedrin hatte ihr den Appetit geraubt.

    Â»Ich hab dich zusammen mit diesem Journalisten gesehen. Ist der Typ nicht ein ziemlicher Aufschneider?«
    Maja zuckte diplomatisch die Schultern. »Ich glaube, er hat einiges auf dem Kasten.«
    Â»Also ich verstehe wirklich nicht, was du von dem willst.«
    Â»Stig ist nur ein guter Freund, nichts weiter.«
    Petra lächelte gequält. Sie steckte sich den Strohhalm in den Mund und saugte den letzten Rest Apfelsaft aus dem Karton.
    Maja legte ihre benutzte Serviette auf die Schale mit Salat, von dem noch mehr als die Hälfte übrig war. »Die Arbeit ruft«, sagte sie aufgesetzt munter und stand auf.
    Â»Glaubst du auch, dass es der Mann war, nach dem gefahndet wird?«
    Petras Blick ging ins Leere, während sie auf ihrem Strohhalm herumkaute.
    Â»Das kann ich wirklich nicht beurteilen, Petra.«
    Maja nahm ihr Tablett und schlängelte sich hinter Petras Rücken an ihrem Stuhl vorbei.
    Â»Ich glaube, das ist jemand, der irgendwie … raffinierter ist«, entgegnete Petra.
    Maja steuerte schweigend auf den Wagen für die benutzten Tabletts zu.
    Als sie die Kantine gerade verlassen wollte, meldete sich ihr Handy. Der Anruf kam aus Dänemark, doch sie hatte jetzt keine Lust, mit ihrer Mutter zu sprechen. Andererseits sah sie aus dem Augenwinkel heraus, wie sich Petra mit ihrem Tablett näherte.
    Â»Hallo, Mama!«, rief sie also fröhlich in den Apparat und eilte im Sturmschritt dem Ausgang entgegen. Erleichtert registrierte sie, dass es ihr offenbar gelungen war, Petra abzuhängen. Ihre Mutter war bereits in Fahrt, und Maja wunderte sich einmal mehr darüber, wie wenig man ihre
Mutter animieren musste, um von ihren Erlebnissen zu berichten.
    Â»â€¦ und deswegen muss ich dir unbedingt eine große Neuigkeit erzählen!«, verkündete sie euphorisch.
    Für Maja hörte sich das nach einer wirklich langen Geschichte an, und so fasste sie rasch einen listigen Beschluss.
    Â»Du erinnerst dich doch an Kaspersen?«
    Â»An wen?«
    Â»Na, an Dr. Kaspersen, unseren Arzt, dessen Praxis am Akaciestien liegt.«
    Maja erinnerte sich vage, diesen Namen schon mal gehört zu haben. »Aber natürlich erinnere ich mich an Dr. Kaspersen.«
    Â»Und jetzt rate mal, was passiert ist!«
    Â»Also du musst mir schon irgendeinen Anhaltspunkt geben«, entgegnete sie und wunderte sich über den aufgekratzten Ton ihrer Mutter.
    Als der Fahrstuhl den zweiten Stock hinter sich ließ, wurde die Verbindung langsam schlechter. Maja lächelte vor sich hin.
    Â»Hallo, Mama? Ich kann dich nur noch schlecht …«
    Â»Dr. Kaspersen geht in Rente«, redete sie unverdrossen weiter.
    Â»Dann macht also auch seine Praxis dicht?«
    Â»Das ist ja das Großartige!«, rief ihre Mutter glucksend.
    Â»Aber dann müsst ihre euch doch schnell einen neuen Arzt …«
    Â»Ach, da wird sich schon jemand finden.«
    Â»Kommt drauf an, ob es sich jemand leisten kann, seine Praxis zu übernehmen«, bemerkte Maja.
    Â»Die ist ga … nich … teuer.« Sie konnte ihre Mutter nur noch bruchstückhaft verstehen.
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Weil ich … n…fragt ha…«

    Maja begann das Schlimmste zu fürchten.
    Â»Was hast du?«
    Die Stimme ihrer Mutter kämpfte sich immer wieder durch das permanente Rauschen:
    Â»Er will s… an uns verkau … für drei …

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