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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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    Â»UNS?«
    Als der Aufzug im Untergeschoss ankam, war die Verbindung endgültig unterbrochen. Die Tür glitt auf, und sie stand wie versteinert da, während ihr ein eiskalter Zug aus dem dunklen und stillen Keller um die Nase wehte. Sie hämmerte auf einen Knopf und ließ den Lift sofort wieder nach oben fahren.
    Â»Was hast du getan?«, rief Maja, als sie ihre Mutter wieder am Apparat hatte.
    Ihre Mutter ignorierte Majas aufgebrachte Stimme und berichtete begeistert von ihrem Plan. »Ich bin sogar schon auf der Bank gewesen und habe mit ihnen darüber gesprochen.«
    Â»Worüber?«
    Â»Ãœber deine eigene Praxis, mein Schatz.«
    Maja wollte etwas sagen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie spürte, dass eine Ader an ihrer Stirn pochte.
    Â»Das Geld, das du für eure alte Wohnung bekommst, reicht dafür locker aus. Und mit dem neuen Realkreditdarlehen, das Poul und ich aufnehmen, steuern wir den Rest bei.«
    Â»Real … kredit … darlehen?«, war das Einzige, das Maja über die Lippen brachte.
    Â»Man muss sein Geld nur geschickt umschichten, dann kann man heute sehr viel erreichen. Nennen wir es einfach unsere kleine Privatpraxis.« Ihre Mutter lachte ausgelassen.
    Â»Sag mal, hast du jetzt total den Verstand verloren?«

    Â»Aber warum denn? Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    Â»Dass du über meinen Kopf hinweg entscheidest?«
    Ihre Mutter seufzte nachsichtig: »Ich habe ja nur ein paar Möglichkeiten abgeklopft. Das war bloß ein Vorschlag.«
    Â»Ein Vorschlag? Sogar mit der Bank hast du schon gesprochen!«
    Â»Ich musste der Sache doch schließlich genau auf den Grund gehen.«
    Maja drehte sich halb um die eigene Achse. »Du hättest mich zuerst fragen sollen.«
    Â»Du bist doch immer so schwer zu erreichen.«
    Â»Dafür gibt es vielleicht auch einen guten Grund!«, rief Maja.
    Ihre Mutter klang ein wenig beleidigt. »Also, wenn du lieber in einem fremden Land leben willst, dann kann ich auch nichts daran ändern.«
    Â»Du sagst es! Ich habe jedenfalls überhaupt keinen Bock, eine Praxis in diesem Scheißkaff zu eröffnen!«
    Erst als sie das Gespräch beendet hatte, bemerkte sie, dass die Tür des Aufzugs aufgeglitten war. Eine kleine Schar wartender Patienten mitsamt ihren Angehörigen starrte sie erstaunt an. Sie warf ihnen einen bösen Blick zu und ließ ihr Handy in der Tasche verschwinden. Als sie aus dem Lift stürmte, teilte sich die Menge der Neugierigen ehrfurchtsvoll.
    Â 
    Sie fuhr zu den RÃ¥geklippen, an denen der Jættewasserfall entspringt. Etwa fünzehn Kilometer von der Stadt entfernt schießt er über dreißig Meter weit in die Tiefe, erzeugt ein infernalisches Dröhnen und Schwingungen, die sie schon spürte, während sie noch im Auto saß. Sie hielt auf dem kleinen Rastplatz auf der anderen Seite der Hauptstraße, unter der das Wasser auf seinem Weg ins Tal fließt. Flussabwärts
war ein beliebtes Gebiet für Angler, das sie allerdings nie aufgesucht hatte. Aber diesen Ort, mit freiem Blick auf den Wasserfall, mochte sie besonders gern.
    Maja stieg aus dem Auto und schlenderte über die Straße, den dröhnenden Wassermassen entgegen. Sie kletterte auf das Geländer, das sich über den darunterliegenden Klippen befand, und breitete weit die Arme aus. An seiner breitesten Stelle hatte der Wasserfall einen Durchmesser von fünfzig Metern, und beugte man sich dem Abgrund entgegen, nahm dieser das gesamte Blickfeld des Betrachters in Anspruch, dem sich eine neue Welt eröffnete. Eine Welt, die in Jahrtausenden entstanden war, in denen die Wassermassen den Fels ausgehöhlt und eine Landschaft aus reißenden Bächen und fruchtbaren Inseln geschaffen hatten, deren grüne Büsche und Bäume von einer ewig nährenden Gischt umgeben waren. Je länger sich Maja dem Wasserfall entgegenbeugte, desto feuchter wurden ihre Kleider. Schließlich klebten sie an der Haut, während ihr der brausende Wasserfall allmählich die Sinne raubte. Das ohrenbetäubende Tosen schien ihren gesamten Körper in Besitz zu nehmen, während sie den süßlichen Geschmack auf der Zunge spürte  – ein Erlebnis, das durchaus eine erotische Komponente hatte.
    Mehrmals hatte sie versucht, Stig anzurufen, doch am Telefon machte er sich ebenso rar wie

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